2013-01-28
CHANT DOWN BABYLON VI (wörtl.: Singt Babylon nieder)
Once upon a time these machines fucked the world over
"Once upon a time these machines fucked the world over", Schaukasten 30 cm x 40 cm x 12 cm; rVk 2011
Im 6. Schaukasten beschäftige ich mich mit dem Thema Kolonialismus, der eine wesentliche Rolle in der Durchsetzungsgeschichte des Kapitalismus spielt. Ich habe diesmal 2 Vibratoren, als Symbol für die Zwillingstürme verwendet, die ich mit einem Draht abgebunden habe. Grundaussage: Kapitalismus ist ursprünglich männlich, weiß und gewalttätig. Wie gesagt, ich beziehe mich hier auf die Durchsetzungsgeschichte des Babylon System.
Vor 500 Jahren begannen unsere Vorfahren, als wäre es selbstverständlich, mit der Versklavung vieler Millionen von Menschen in Afrika. Aus einem Gefühl der Überlegenheit, das schließlich zum kollektiven Bewusstsein der europäischen Menschen wurde, ereigneten sich Verbrechen an den betroffenen Menschen und ihren Nachfahren, welche Leid, Brutalität und Gewalt ungekannten Ausmaßes in die Welt brachten. Auf diesen grausamen Verbrechen sind der Reichtum und der Ruhm Europas aufgebaut. Der Stolz auf die glorreiche Geschichte des christlichen Abendlandes und unser Anspruch hohe Kultur zu besitzen, kultiviert zu sein, erscheinen aus diesem Betrachtungswinkel als blanker Zynismus.
Alle Verbrechen des Kolonialismus wurden von uns legitimiert durch die Halluzination einer „natürlichen“ Überlegenheit gegenüber anderen Menschen. Dieses Konstrukt des überlegenen Menschen hat sich letztlich in uns über Jahrhunderte hinweg als unsere Natur manifestiert. Wie selbstverständlich erscheint es uns daher auch, dass unsere Form der Demokratie und unser Verständnis der Menschen(Bürger)rechte das Maß aller Dinge für die gesamte Welt sein müssen.
Mit dieser armseligen und korrupten Form unserer Demokratie und mit der bis zur Unkenntlichkeit entstellte Interpretation von Menschenrechten, beides zentrale Bestandteile abendländischer Kultur, wollen wir für die ganze Welt mit erhobenen Zeigefinger der Maßstab sein, vergessen dabei aber, dass unsere nach außen zur Schau gestellte humanistische Gesinnung nur ein potemkinsches Dorf darstellt, um mit den begangenen Grausamkeiten überhaupt leben zu können. Unseren Kindern erzählen wir von Generation zu Generation seit Jahrhunderten vom hehren Ideal des Humanismus, um unsere Verbrechen aus der Kolonialzeit nicht in unser kollektives Bewusstsein vordringen zu lassen.
Doch der Plan geht nicht auf. Immer wieder holt uns unsere Vergangenheit ein. Auf vielen verschiedenen Ebenen. In Mali z.B.: verteidigen diese humanistischen Werte gerade wieder einmal die Franzosen und die Engländern, die hier aber nur stellvertretend für alle Europäer (auch in Österreich wurde um Soldaten angefragt) stehen, gegen „islamitische Horden“, die ebenfalls die Vorteile ihrer Ideale der malischen Bevölkerung mit Gewalt und Bomben näherbringen.
Mitte des 18. Jahrhunderts sprangen dann die puritanischen Abkömmlinge der Europäer, nachdem sie sich als Vereinigte Staaten von Amerika konstituiert hatten, ihren einstigen Vorvätern zur Seite, um die Beherrschung und Ausbeutung der Welt zu perfektionieren und sie nach absolvierten Lehrjahrhundert von ihnen zu übernehmen. Die USA halten die Beherrschung der Welt bis zum heutigen Tag durch Gewalt aufrecht.
Der Kolonialismus mit dem ihm innewohnenden Sklavenhandel ist wohl die größte Kollektivschuld, die von Menschen jemals auf sich geladen wurde. Durch ihre Nichtaufarbeitung können und wirken diese Verbrechen bis in unsere heutige Zeit.
Ich habe schon im Titel dieses Schaukastens, mit der Formulierung „Once upon the time…“ anzudeuten versucht, dass Babylon System eines nicht so weit entfernten Tages, als überwunden gelten wird. Es ist die Hoffnung der Rastafari diese Traumata, die Babylon System unter anderen durch den Kolonialismus in uns Menschen hervorgerufen hat, durch die Liebe zu uns selbst zu überwinden. Damit kündigt sich, zumindest in der Ausstellung, schon eine Wendung hin zum Menschlichen an, welche sich letztlich im siebenten Teil der Serie manifestiert und die in Teil Acht der Serie in der Erlösung der Menschheit mündet.
Nur die Liebe kann uns retten.
JAH LOVE – ONE LOVE