2007-03-12
Alles hat ein Ende...
VSV - KAC 1:2
Haben Sie schon den Sportteil Ihrer Zeitung gelesen? Sicherlich? Dann haben Sie wahrscheinlich auch das Ergebnis und den Bericht über das gestrige Derby überflogen. Darf ich Sie jetzt ganz im Vertrauen fragen, ob Sie dass geglaubt haben, was da gestanden ist? Haben Sie sich nicht gewundert? Da werden Sie gemeint haben, dass Sie sich verlesen haben? Der KAC gewinnt ein Eishockeyspiel gegen den VSV. In Villach. Das hat es lange nicht gegeben. Da können sich die Jüngeren unter Ihnen wahrscheinlich gar nicht mehr erinnern daran. Wann das, das letzte Mal der Fall gewesen ist.
Dabei haben wir uns unser gutes weißes Hemd eigentlich selbst angepatzt. Und dass, obwohl es durchaus Stimmen gegeben hat, die gesagt haben, wir sollten uns lieber ein altes Gewand anziehen. Wenn die Kellerkinder aus Klagenfurt ihren Besuch angesagt haben. Aber wir haben halt versucht mit unserer Einser Panier an die, an und für sich lästige, Verpflichtung des letzten Saisonderbys heranzugehen. Weil 17 Siege in Serie können dich schon ein bisschen überheblich machen. Und wenn du da dein schönes Gewand anlegst, dann müssen halt auch die Akteure da sein, die eine solche Gala dann auch spielen können. Aber nachdem wir den Gauthier und den Edgerton vorgeben mussten und die U 20 am Nachmittag schon eine Partie gespielt hat, wäre uns unser Arbeitsgwandl wesentlich besser gestanden. Weil spätestens nach dem 1:2 in der 33 Minute war den Blau-weißen klar, dass heute Werchtag ist. Und dass hat wahrscheinlich auch der Manze gemeint, wie er gesagt hat, dass wir in Villach hinkünftig auch am Sonntag schöpfen müssen.
Ich will jetzt gar nicht mit der Leier kommen, dass es um nix mehr gegangen ist. Und dass es ohnehin wurscht gewesen wäre, wie dieses Spiel ausgegangen ist. Nein, das werden Sie von mir nicht hören. Weil ein Derby ist ein Derby ist ein Derby. Da geht es immer um Etwas. Dass kann Einem gar nicht egal sein. Da brennt das Feuer. So oder so. Und natürlich sind wir traurig, dass heute diese tolle Serie gerissen ist. Das haben wir uns ganz sicher nicht gewünscht. Aber für uns dreht sich die Scheibe ja weiter. Wir haben unseren Blick schon auf die Play-off fokussiert. Während für die Athletiker der Urlaub bereits am Dienstag beginnt. Insofern ist es durchaus erträglich ein Spiel gegen den KAC zu verlieren. Und dem dort ansässigen Elend den heutigen Sieg zu überlassen.
Weil, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, haben die Rotjacken das Glück heute, nicht ganz unverdient, auf ihre Seite zwingen können. Nicht, dass Sie jetzt etwa glauben, die wären die Besseren gewesen. Das nicht. Aber sie haben um diesen Sieg gekämpft. Und all das Pech, das sie in vielen der 17 Niederlagen zuvor gehabt hatten, ist gestern zurückgekommen. Verkleidet als Glücksengerl. Die Partie war nämlich völlig offen. Du hättest nicht sagen können, wer sich den Sieg mehr verdient hat. Wenn auch der Rückstand der Adler nie unaufholbar schien. Aber bei uns hat halt dann wahrscheinlich doch der letzte Wille gefehlt, das Spiel noch zu drehen. Wie es uns zuvor, schon so oft gelungen ist. Da mögen dann in den Adlerköpfen durchaus die bevor stehenden Aufgaben eine gewisse Rolle gespielt haben. Und daher hat wahrscheinlich der Greg Holst die 1er und die 2er Linie im letzten Drittel weitestgehend geschont. Da hat er hauptsächlich der Jugend Zeit gegeben, Erfahrung zu sammeln. Für brenzlige Situationen. Und die hat das gar nicht schlecht gemacht. Wenn auch der Ausgleich, das erlösende 2:2 nicht mehr fiel. Nicht mehr fallen wollte.
Weil, was hätte es uns gebracht, zwar den KAC niederzuringen, wenn es mit weiteren Opfern verbunden gewesen wäre. Nachdem der Aitken schon im zweiten Drittel seine besondere Unsportlichkeit angedeutet, und dem Gilli Kühn den Stecken ins Gesicht gerammt hat, konnten die Villacher nicht sicher sein, dass dieses Spiel auch von den Klagenfurtern, als „wertlos“ oder „freundschaftlich“ gesehen wurde. Und am Altar der Derbygeschichte waren wir schließlich nicht bereit, weitere Opfer zu bringen. Das war es uns einfach nicht wert.
Und so haben wir den Sieg in diesem Derby, demütig dem viel höheren Ziel der Titelverteidigung untergeordnet. Was bleibt sind 800 Tage, die wir nicht gegen den KAC verloren haben. 800 Tage in denen wir die Derbyhistorie umgeschrieben, ja auf den Kopf gestellt haben. 800 Tage, wo wir vom kleinen Bruder zum Familienoberhaupt aufgestiegen sind. Und mit immerhin 3 Spielen Vorsprung in der Derbystatistik schauen wir getrost nach vorne ins nächste Spieljahr. Das ist ohnehin bei weitem mehr, als wir uns am Beginn dieses Jahres je erwartet, ja erträumt hätten. Dafür alleine hat sich diese Saison schon gelohnt. Egal was jetzt noch kommen mag. Daher, liebe Adler, seid euch unseres Dankes gewiss. Diese 800 Tage werden wir nie vergessen.
vsvfan