2004-11-08
Gilles V.
Als meine Helden noch Rennfahrer waren
27 - Sinfonie in Rot
8.5.1982.
Ich stehe mit meinem Cousin an der Theke der Kegelbahn Lackner in Feistritz/Dr.. Wir trinken für unsere 16 und 17 Jahre reichlich Bier und fachsimpeln über den Villeneuve Unfall im Abschlusstraining für den GP von Belgien am morgigen Sonntag. Jochen Mass hatte mit seinem March-Ford, Gilles Villeneuve, als dieser mit seinem Ferrari 126 c2 auf seiner schnellsten Trainingsrunde war, Platz machen wollen. Leider zog er seinen Wagen genau auf jene Seite, auf der ihn Gilles überholen wollte. Der Kanadier wurde daraufhin durch Jochen Mass´ rechtes Hinterrad in die Luft katapultiert und beim anschließendem Aufprall, samt seinem Sitz aus dem Auto geschleudert. Unglücklicherweise prallte er mit seinem Kopf, der Helm wurde ihm bereits durch die Wucht des ersten Aufpralles weggerissen, gegen einen Pfosten der damaligen Fangzäune. Sein Zustand war äußerst kritsch.
Gegen 22 Uhr betrat ein Kolporteur der Kleinen Zeitung das Lokal.
Er sollte der Mann sein, der die schlechte Nachricht bringt.
Gilles Villeneuve war klinisch tot.
Ferrari war damals meine Religion. Gilles mein Messias.
Ich fuhr mit meiner Puch DS 50L nach Hause und schrieb folgende Zeilen:
In memoriam Gilles Villeneuve
Deine Liebe waren Autos, schnelle Autos – vor allem aber rote....
Rot die Liebe – Geschwindigkeit ist rot.
27 –
Wohin mit all dem Schmerz.
Ich fahre, du fährst, er sie es fährt – Aufheulen – Stille.
Den süßesten Kuss küssend,
im höchsten Tempo wurde er bittersüß.
Ein allerletztes Überholmanöver – Teufelskerl.
Hast dich nicht davongeschlichen, sondern ewiglich in Erinnerung bleibend verabschiedet.
Rot, rot, rot
Ein Hauch von Herbst im frühsommerlichen Zolder.
Ein Hauch von Kälte.
Du warst wild wie das Wappentier der Scuderia F.
Ungezähmt, frei und Champion.
Kein Kompromiss, nie zögernd – bis zum Schluss.
Nach dem Göttlichen gegriffen und nun ebendort.
Unvergessen.
Stuben, im Mai 82
Der Grand Prix Sport hatte seinen Lieblingsfahrer verloren. Seine akrobatische Wagenbeherrschung, seine unvergesslichen Rad-an-Rad-Duelle: so schnell bereits Vergangenheit. Er war kühn, und ritterlich. Er hatte Gegner, aber keine Feinde. Schnell gefahren, schnell gelebt, schnell gestorben. Villeneuve war das andere Wort für Grenze.
1997 wurde sein Sohn Jaques Villeneuve Formel 1 Weltmeister.