2007-03-14
Die Bullen, die Adler, die Blackwings und.........die Caps
Innsbruck - VSV 7:4
Pfoah! War das ein Krimi, gestern. In Jesenice. Steelers gegen die Vienna Caps. Mir bleibt jetzt noch die Spucke weg. Wenn ich denke, dass die 2 Mannschaften 16 Penalties gebraucht haben, um herauszufinden, wer der 4. Vertreter im Play-off sein wird. Und somit auch um herauszufinden, wer der Gegner für die Salzburger sein wird. Im Halbfinale.
Und bis eine Minute und 8 Sekunden vor Schluss waren es die Slowenen, denen diese zweifelhafte Ehre zuteil werden sollte. Bis dahin haben unsere Nachbarn nämlich 1:0 geführt. Hauchdünn zwar. Aber irgendwie hatte man das Gefühl, dass können die drüber bringen, über die Zeit. Aber was ist im Eishockey schon ein Tor Vorsprung. Nix. Gar nix. Vor allem dann nicht, wenn du es vorher minutenlang verabsäumst, den anstürmenden Wienern im Konter das 2 und 3 und 4:0 zu machen. Das rächt sich dann bitter. Das kennt jeder Fan zur Genüge. Wenn der Gegner dann auch noch seinen Goalie vom Eis nimmt und in seiner Verzweiflung einfach nur versucht, alles vor dein Tor zu spielen. Und 1 Minute und 8 Sekunden vorm Ende haben die kaltschnäuzigen Caps den Lucky Punch doch noch angebracht.
Und da hattest du dann das Gefühl, das die Slowenen an dem Tor zerbrochen sind. Plötzlich war auch die Kulisse weg. Die vorher alles in den Schatten gestellt hat, was wir in österreichischen Eishallen an Anfeuerungen gewöhnt sind. Das JE-SE-NI-CE hallte via Television bis heim in unser Wohnzimmer, dass den Cavallini und mir die Ganselhaut nur so über den Buckel runtergeronnen ist. Das war ein Erlebnis. Aber auf einmal war da die Angst. Zuerst die Angst zu gewinnen. Die dann umschlug in eine alles erstarrende Angst. In die Schweinelähmung. Und da können die Stahlkocher dann überhaupt von Glück reden, dass sie die Verlängerung ohne plötzlichen Tod überlebt haben. Denn die Wiener haben in den 5 Minuten overtime, nicht nur den ausgezeichneten Glavic, sondern auch die Qualität des Acroni Stahls überprüft. Geholfen hat es nix. Es wollte keine Entscheidung fallen. Also Penalty schießen oder eine Münze werfen.
Und es war klar, die werden Penalty schießen. Obwohl eine Münze werfen vielleicht sogar gerechter gewesen wäre. Weil in Summe gesehen, also wenn du die gesamten 65 Minuten beurteilst, dann war es ein verdientes Unentschieden. Halt eine typische Entscheidungspartie. Alle haben die Hosen voll und da gehen oft die einfachsten Sachen nicht mehr. Dass wird einer nicht verstehen, wenn er so etwas nicht selbst einmal live gesehen hat. Das glaubst du nicht, was da für ein nervlicher Druck auf den Protagonisten lastet. Und dann erst im Penalty shut out. Da sind ein paar Tonnen ein Federgewicht dagegen. Und wahrscheinlich deswegen, hat der Boni in allen drei Serien die gleichen drei Leute schießen lassen. Die hat er für fit genug gehalten. Die sollten den Wiener Karren aus dem Dreck heraus ziehen. Der Wrenn, der Craig und der Setzinger mussten das richten.
Und den Job haben die 3 auch super erledigt. Wie überhaupt hier einmal erwähnt sein soll, welch Topqualität das Penalty schießen vorzuweisen hatte. Weil von den 16 geschossenen Versuchen, fanden immerhin 7, also nahezu die Hälfte den Weg ins vorgesehene Ziel. 3-mal für Jesenice. Aber 4-mal für die Wiener. Und so hat nach 56 Runden, letztendlich ein lächerlicher Penalty über Sein oder nicht Sein entschieden. So ist das Leben.
So jetzt aber der Vollständigkeit halber noch zu den Blau-weißen. Wir haben uns gestern mit unserer Jugendtruppe in Innsbruck recht teuer verkauft. Mit einer erträglichen 4:7 Niederlage ging es schließlich zurück nach Hause an die Drau. Es war schließlich ein Spiel, das nur der Statistik wegen gespielt werden musste. Über diese Partie gibt es nix zu sagen. Außer, dass wir jetzt wissen, dass unsere jungen Burschen auch bereit sind. Für das Play-off. Und überhaupt für die nächsten Jahre. Das haben sie uns gestern eindrucksvoll bewiesen.
Ich habe mir noch für alle Eishockeyfans, die in der Frage der Punkteteilung gleich denken wie ich, - nämlich dass dieses auf künstliche Weise Spannung erzeugende Konstrukt so notwendig ist, wie Lungenkrebs, - die Mühe gemacht und die Tabelle berechnet, wie sie ausschauen würde, mit allen gemachten Punkten. Hier das Ergebnis:
1. Salzburg 86 Punkte
2. VSV 76 Punkte
3. Linz 65 Punkte
4. Wien 63 Punkte
5. Jesenice 62 Punkte
6. Innsbruck 58 Punkte
7. KAC 47 Punkte
8. Graz 29 Punkte
Sie sehen, geneigter Leser, man kann sich oft auch in etwas hineinsteigern, was die aufgewendete Energie eigentlich gar nicht wert ist. Denn gleich wie auch schon im vorigen Jahr, wäre das Ergebnis der Meisterschaft ident gewesen, egal ob man die Punkte nach der Hälfte des Grunddurchganges geteilt hätte, oder nicht. Aber es ist halt soviel schön, wenn man über Eishockey debattieren und streiten kann, dass man schon alleine aus diesem Grund Kunstgriffe wie die Punkteteilung nicht abschaffen darf. Weil über was täten wir dann beim Obiditsch in der Gerbergasse letztendlich jeden Tag reden.
vsvfan