2012-12-28
CHANT DOWN BABYLON IV (wörtl.: Singt Babylon nieder)
9/11 wins the race to death
"9/11 wins the race to death", Schaukasten 30 cm x 40 cm x 12 cm; rVk 2011
Der vierte Schaukasten befasst sich mit dem Thema „Sein und Schein“.
Babylon System erscheint für die Einen von uns als der Himmel auf Erden, während die Anderen es als Hölle durchleiden. Babylon System schafft zwei Kategorien von Menschen. Gewinner und Verlierer, wobei die Rollen durch die immerwährende Konkurrenzsituation beliebig und blitzartig getauscht werden können.
Betrachtet man Babylon System aus einiger Entfernung, also oberflächlich, und sieht sozusagen nur die Skyline (Stichwort: Twintowers), so mag der Eindruck entstehen, dass hier ein System am Arbeiten ist, dass trotz seiner Stärke und Mächtigkeit in gestylter Anmut seinen Teilnehmern das Paradies erschafft. Es erscheint alles machbar, was dem Menschen denkbar ist. Ewiges Leben inklusive.
Verändert man allerdings die Perspektive und schaut genauer hin, kratzt man ein wenig am Lack oder dringt gar in die Tiefen des Systems vor, dann wird einem sehr schnell klar, dass das kleine Stückchen Paradies, wie es uns als Außenwahrnehmung erscheint, nur für ein paar Wenige existiert. Gepflegt und erhalten werden muss dieser sehr begrenzte Garten Eden allerdings von Milliarden Menschen, die täglich aufs Neue zum Kampf um ihre Existenz verdammt sind. Eine Existenz, die übrigens nur geduldet wird, wenn die Menschen ihre Arbeitskraft im Tausch gegen Geld zur Verfügung stellen. Ein Umstand, der wiederum den Wohlstand der kapitalistischen Eliten sichert.
Mein heutiger Schaukasten zeigt den wunderbaren Schein der Fassade, sowohl des WTC als auch der Stadt New York City, Capital of Babylon System. So wie NYC lebt, so will die ganze Welt sein. Lifestyle ersetzt menschliche Handlungen. Von NYC weht der Zeitgeist über die Welt, der uns alle glauben macht, dass wir als Individuen unsere Mitmenschen nicht mehr brauchen, weil gesellschaftliche Verhältnisse über Geld zu regeln sind, und keiner vermittelten Handlungen von Mensch zu Mensch bedürfen.
NYC das glanzvolle Abbild einer Gesellschaft, die erstmals in der Geschichte der Menschheit weltweit einer einzigen Religion angehört. Dem Kapitalismus. Dessen Gott ist das Geld. Unser Gebet ist die Arbeit. Wir verrichten es täglich im Vertrauen darauf, dass dieser Gott erhält was er uns verspricht. Seinen eigenen Wert.
Das tatsächliche Sein, sozusagen ein Blick auf das Innenleben der Türme, auf unsere weltweite kapitalistische Gesellschaft ergibt aber ein ganz anderes Bild von uns selbst. Das täglichen (Über)leben wird bestimmt durch die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. Menschliche Bedürfnisse die im Babylon System keine Rolle mehr spielen (dürfen). Wir haben "vergessen", was unsere menschlichen Notwendigkeiten sind. Um diese aber wieder zu ergründen, müssten wir innehalten und in uns gehen. Wir müssten, jeder für sich, abklären, was denn das für Bedürfnisse sind, die es zu befriedigen gilt, um ein Leben führen zu können, das uns als Menschen entspricht. Artgerechte Menschhaltung ist gefordert, zynisch gesagt.
Diese Zeit zum Innehalten, um über uns nachzudenken, darf uns die Unterhaltungs- und Freizeitindustrie, der Propagandaminister und Die-Kraft-durch-Freude-Beauftragte des Babylon System, und der Alkohol und die Drogen, die SS und die SA der Mächtigen, aber nicht geben. Unwichtiges und Absurdes werden uns vom System als Kulissen vor unsere tatsächlichen Probleme geschoben. Bedürfnisse werden in Babylon mittels Werbung kreiert und gesteuert. Bedürfnisbefriedigung wird weder angestrebt, noch kann sie jemals eintreten. Man kann Bedürfnisse nicht befriedigen, die gar nicht existieren.
Gegen das Nachdenken also muss sich Babylon System schützen. Daher müssen wir Probleme lösen, die es gar nicht gäbe, hätten wir nicht die Probleme gelöst, die dann zu den Problemen geführt haben, die wir jetzt lösen müssen. Es gibt nämlich kein Energieproblem oder Verkehrsproblem oder Ausländerproblem oder Finanzproblem oder .... Es gibt nur ein Kapitalismusproblem. Daher müssen wir auch konsequent dumm gebildet und dumm weitergebildet werden. Von Lehrern, die ihre eigene Gehirnwäsche seit dem Kindergartenalter über sich ergehen lassen mussten.
Wir lernen Wissen, das mit uns selbst als Menschen nichts zu tun hat. Was uns selbst betrifft, so bleiben wir dumm. Diese Dummheit ist die Basis des Faschismus. Diese Dummheit ermöglicht es auch, dass wir unsere Kinder freiwillig und mit Gewalt für Babylon System kompatibel machen. Kompatibel für ein System, das aber leider gar nicht mit menschlichen Bedürfnissen zusammenpasst.
Diese Zurichtungen habe ich durch die Wunden in der Fassade der Türme versucht darzustellen. Hinter dem schönen Schein von Babylon System wütet längst der Krebs, fault das System vor sich hin, eitert das Geld aus unseren Seelen heraus und es stinkt.
Niemand hätte das Attentat von al-Qaida 2001 gebraucht, um zu wissen: Babylon wird brennen und Babylon wird fallen. Dafür hätten die Menschen in den Türmen von den Fanatikern, die genauso dem falschen Gott dienen, wie diejenigen, die sie attackiert haben, nicht umgebracht werden müssen. Für den symbolischen Sieg, die Wahrzeichen des Babylon System noch vor der Selbstzerstörung in Schutt und Asche gelegt zu haben, können sich die Terroristen nichts kaufen. Außer dass durch sie wieder mehr Gewalt in die Welt gekommen ist. Gewalt, die wiederum mehr Gewalt erzeugt hat.
Das Rennen um den symbolischen Tod von Babylon System mag 9/11 gewonnen haben. Überwinden und beenden kann Babylon System aber nur die Liebe. Die Liebe zu uns Menschen. Und die Liebe zu uns Menschen ist RASTA.
I und I.
JAH LOVE – ONE LOVE