2009-02-20
Free Elsner
Einer hat immer das Bummerl
Sie können sich sicherlich noch an den Kotzbrocken erinnern, der zu Prozeßbeginn vor nun bald 2 Jahren vor Richterin Bandion-Ortner gesessen ist, seinen Haxen auf einen Stuhl vor sich ausgebreitet, als wäre er der zur Strecke gebrachte Beweis eines vor sich hinfaulenden, korrupten und unmoralischen Finanzsystems. An den Kotzbrocken, dessen Auftritte auf den Golf- und Tennisplätzen unserer Republik ein Lehrstück an Selbstsucht und Narzissmus darstellten. So geht zu mindestens die Fama. Ein unsympathischer Mensch durch und durch, für den sich Begriffe wie Solidarität oder Teilen als unentschlüsselbare Botschaften aus einer anderen Galaxie darstellten. Ein Mann, der sein Leben lang Macht und Geld verkörperte und der beides seine Mitmenschen auch spüren ließ. Die bürgerliche Unmoral, wenn Sie es so wollen, hatte und hat einen Namen. Helmut Elsner.
Seit beinahe 2 Jahren sitzt dieser grausliche Mensch also jetzt schon in Untersuchungshaft. Erst gerade vor ein paar Tagen hat er wieder einmal einen Haftprüfungsantrag gestellt, der wieder einmal mit der Begründung, es bestehe immer noch Fluchtgefahr, abgewiesen wurde. Was hat dieser Mann verbrochen, dass er unter fortgesetzter Untersuchungshaft, als scheinbar schwer kranker Mensch, auf seine Berufungsverhandlung warten muss. Eine Berufungsverhandlung, die ja ohnehin nur die Bestätigung des Ersturteils bringen kann. Nämlich neuneinhalb Jahre Gefängnis. Doch wofür?
Der Staat sperrt einen Bankdirektor weg, weil er aus den verschiedensten Gründen Geld verspekuliert hat, das a.) natürlich nicht ihm gehört hat und b.) das seinem damaligen Eigentümer, dem ÖGB, astronomische Renditen bringen musste, um den Fortbestand des Gewerkschaftsbundes zu garantieren. Und mit diesem Geld und dem Auftrag es zu vermehren ging Onkel Helmut ins Casino in die Wall Street. Natürlich nicht selbst. Er ließ gehen. Und das Glück schien ihm hold. Aber jede Glückssträhne hat auch einmal ihr Ende und so auch die unseres Goldgräbers. Auf einmal war irrsinnig viel Geld weg und ein Erklärungsnotstand da. Was bleibt also einem Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle übrig, wenn er nicht in die Niederungen des sozialistischen Alltags heruntersteigen will? Er wird kurzerhand zum Friseur und widmet sich der Bilanz.
Alleine hat er das allerdings sicher nicht geschafft. Die BAWAG war ja keine Würstelbude, wo der Herr Elsner, trotz seiner Allmachtsfantasien, schalten und walten konnte, wie er wollte. Und tatsächlich, es gibt Mitangeklagte. Aber die sind komischerweise frei. Da besteht keine Fluchtgefahr. Oder sonst ein Haftgrund. Sitzen tut der Elsner allein. Nicht einmal sein Kollege aus Kärnten, der Kulterer von der Kärntner Hypo Bank, der sich ja auch wegen Bilanzfälschung verantworten musste und der auch deswegen verurteilt wurde, teilt sein Schicksal. Der hat nämlich einfach 140.000.- Euro auf den Tisch gelegt und dann war alles wieder gut. Warum sitzt also der Elsner?
Okay, die Bankenkrise, in welcher kein einzelner Bankrotteur aufgefallen wäre, kam für den guten Helmut etwas zu spät. Zu dem Zeitpunkt seines Auffliegens war er nämlich weit und breit noch der Einzige von dem Ungesetzliches ruchbar wurde. Alle anderen Bankmenschen und Finanzberater waren noch angesehene Menschen. In manchen Kreisen zu mindestens. Also hat sich der gesunde Volkszorn, der in der Kronen Zeitung, aber auch in wesentlich katholischeren, periodisch erscheinenden Druckwerken, eine laute Stimme fand, auf ihn fokussiert und ihm praktisch die ganze Schuld der heraufdräuenden Finanzmisere auf seine schmalen Schultern gepackt. Und wie wir in Kärnten alle wissen, ist der gesunde Volkszorn, aber auch sein Brüderl, das gesunde Volksempfinden, laut unserem jetzigen Landeshauptmann, automatisch über geltendes österreichisches und über EU Recht sowieso zu stellen. Damit ist klar; Elsner darf den Knast erst als toter Mann wieder verlassen. So will es das gerechte österreichische Volk.
Ein besonderes Pech für Helmut Elsner ist wohl noch die Tatsache, dass die neue Justizministerin seine Richterin, Claudia Bandit –Ortner, aus dem BAWAG Prozess ist. Und für eine eventuelle Begnadigung durch den Bundespräsidenten müsste die Justizministerin ihn beim HeiFisch vorschlagen. Ich glaube auf diese Variante wird der Elsner lange warten müssen, auch eingedenk der Tatsache, dass der Kabinettchef der Justizministerin ausgerechnet der Staatsanwalt aus dem BAWAG Prozess ist.
Ein Pech also, alles zusammengenommen, für den ehemaligen Bankdirektor. Ein patscherter Abschluss für ein ohnehin armseliges Leben. Aber Elsner hat auch Glück in seinem Unglück. Wenigstens braucht er jetzt nicht mit ansehen, wie seine Bühne, die große Finanzwelt, stückchenweise in Schutt und Asche gelegt wird. Und wie die größten Vermögen zerkleinert werden, in überschaubare Sparguthaben. Wahrscheinlich wäre das für den Geldmenschen Elsner eh die Höchststrafe. Nämlich zuzusehen, wie Milliarde um Milliarde seines geliebten Stoffes auf dem Scheiterhaufen des Kapitalismus verbrannt wird.
Lassen wir Helmut Elsner frei.
Wegen einen, mehr oder weniger, frei herum laufenden Verbrecher im Nadelstreif wird unsere Welt sicher nicht zusammenbrechen.