2007-01-06
Geschenkt
EHC Linz - VSV 2:1
Als Meister musst du schon eine gewisse Großzügigkeit an den Tag legen. Zu mindestens deinen Ligakollegen gegenüber. Da sollst du schon, von Zeit zu Zeit, den Freundinnen und Freunden, draußen in den anderen Bundesländern, den Kollegen und Kolleginnen, in den großen Metropolen, fernab des österreichischen Eishockeymutterlandes, dort und da, das eine oder andere Pünktchen in deren Opferstock hineintun. Weil sonst kriegst du so etwas Hermann Maier-haftes, eh pardon, Hermann Munster-haftes. Da muss deine Tasche mit den Punkten drinnen, in den richtigen Momenten auch schon einmal etwas lockerer sitzen. Da musst du manchmal bereit sein, auch etwas zu geben, nicht immer nur zu nehmen. Dass erhält dir die Sympathien, bei den Gegnern und natürlich auch bei den Menschen in den fremden Hallen. Weil damit gaukelst du ihnen vor, in Reichweite zu sein. Da machst du die anderen glauben, dass du schlagbar bist.
Nicht dass Sie jetzt hergehen, und mir unterstellen, dass wäre eine Ausrede für die gestrige 1:2 Niederlage bei den Black Wings in Linz. Dass ist es nämlich sicherlich nicht. Auch würde ich niemals den Linzer Erfolg geringschätzen. Die haben eine Supertruppe und die haben einen Traumlauf. Trotzdem haben wir gestern wieder einen Punkt liegen lassen. Verschenkt könnte man auch sagen. Wie schon in Innsbruck. Und wie schon in Salzburg. Weil vom Spielverlauf her, und von den vorgefundenen Chancen her gesehen, wäre ein X allemal möglich gewesen. Aber wenn du halt nur ein Tor schießt, siehe Innsbruck, siehe Salzburg, siehe jetzt Linz, dann ist es halt extrem selten, weil extrem schwer, ein Eishockeyspiel zu gewinnen. Zumal in der Fremde. Wo gestern auch für alle anderen Auswärtsteams nichts zu holen war.
Da kann dein Goalie in genau der Superform sein, in der sich unser hochgeschätzter Gerhard Prohaska derzeit befindet. Der kriegt nämlich kaum einmal in einer Partie mehr als 2 Souvenirs zum Andenken an die Gegner mit nach Hause. Da gibt es nicht den geringsten Anlass für ein Wort der Kritik. Und weil die Verteidigung und der Tormann sich gegenseitig unter die Arme greifen müssen, sich quasi symbiotisch ergänzen, kommen die Männer, die bei uns den Beton anrühren, auch ganz ordentlich weg. Beim Rapport und bei der Analyse. Nur bei den Protagonisten unserer Offensiveabteilung hat sich, auswärts zu mindestens, so etwas wie eine Schweinelähmung breit gemacht. Die können sich die besten Chancen herausspielen, die entwickeln einen unheimlichen Druck, die nehmen den gegnerischen Kasten voll unter Beschuss, aber dieses kleine, schwarze Hartgummiteil, will und will nicht, in dem ihn final zugedachten Aufenthaltsort, hineinschlüpfen. Das ist nicht zu glauben. Das ist zum Junge kriegen.
Allerdings wird das durchs Jammern um keinen Deut besser. Weil damit kommt Unruhe. Und wenn Unruhe kommt, ist der erste Streit nicht weit. Und dann…… aber da brauchen Sie ja ohnehin nur nach Klagenfurt zu schauen, um zu sehen, wo das dann endet. In so einer Situation, wo du einfach nicht ins Schwarze triffst, kannst du dir mit einer Menge anderer Dinge helfen. Nur nicht mit Jammern. Da musst du zuerst den Kopf frei kriegen, damit du nicht zuviel nachdenkst, wenn du aufs gegnerische Tor abdrückst. Da musst du einerseits konzentriert sein, wie ein Schispringer auf seinen Absprung, aber andererseits völlig locker und unbeschwert. Ja nicht verkrampft. Wenn du da anfängst dir Druck zu machen, geht das nach hinten los. Da wird es dann von Spiel zu Spiel schwerer. Also hat der Greg Holst die Aufgabe, dass mit den Burschen wieder hinzubiegen. Die Zeit dafür kriegen der Trainer und die Mannschaft von uns Fans, wie nix zur Verfügung gestellt. Weil der Trainer und die Mannschaft haben bei uns ohnehin noch eine Menge gut.
Und zum richtigen Jammern gibt es hier im Adlerhorst zu Villach auch überhaupt keinen Anlass. Das erste Viertel der Hauptspielzeit, also wo es auch in jeder Partie um mindestens 2 Punkte geht, ist absolviert. Wir halten nach wie vor den 2. Tabellenplatz, mit nur 1 Punkt Rückstand auf die Salzburger Rindvieher. Wir sind im ersten Viertel sogar 3 Punkte über meiner intern geführten Marschroute Richtung Play-off geblieben. Das heißt, dass wir uns, wenn es ganz super für uns rennt, mit 9 Siegen, aus den 21 verbleibenden Matches, schon für das Semifinale qualifizieren könnten. Natürlich nur auf Rang 4 geschielt. Unsere Erwartungen sind nach der bisher absolvierten Pre-season sicherlich etwas höher gesteckt. Mit Recht. Auch wenn das Beispiel Innsbruck aus vorjährigen Saison, Warnung genug sein sollte. Die waren nämlich zu Jahresbeginn noch haushoher Tabellenführer und haben dann mit Ach und Krach die Play-offs geschafft. Daher wird Jesenice und Wien genauestens im Auge zu behalten sein, damit da nicht noch ein Blödsinn passiert. Aber vor allem gegen die Linzer Truppe mit ihrem sensationellen Erfolgslauf, werden wir uns mit Händen und Füßen wehren müssen.
Gelegenheit bietet sich bereits Sonntag und kommenden Freitag in den „Rückspielen“ gegen die Stahlstädter aus Jesenice und aus Linz, mit denen die 6. Runde des Grunddurchgangs eingeläutet wird. Da können wir in Slowenien auf Bonuspunktejagd gehen und zu Hause gegen Linz das gestrige 1:2 ausbügeln. Wenn uns 2 Punkte aus diesen beiden Partien gelingen, haben wir diese 4 heiklen, Heavy-Metal-Partien gut überstanden.Der Linienflug der Eagle-airlines, Kursnummer MT06/07 aus Villach kommend, ist sowieso auf Kurs. Da können auch zwei großherzig „verschenkte“ Punkte an die Freunde aus Linz nichts daran ändern.
vsvfan