2005-07-22
Frankreichausflug - 22
Der Eifelturm kommt langsam in Sicht
Während ich hier in Völkendorf für ein bisschen Lob und eine Menge virtueller Watschen die Tour durchdrücke, können sich die Protagonisten ihre Badewannen nach den quallvollen 3 Wochen randvoll mit Euros füllen und, wie Dagobert, im Gold schwimmen. Oder doch nicht?
Eines vorweg. Geldspeicher braucht von den Radlern keiner einen. Nicht einmal der Lance Armstrong. Obwohl der natürlich keineswegs am Hungertuch nagen muss. Der macht im Jahr schon seine 10 Millionen Euro, oder vielleicht auch mehr. Dann kommen da noch 10, oder 15 Andere die mit dem Radeln wirklich zu Reichtum kommen, aber dann sind wir auch schon fertig. Ein braver und vor allem devoter Domestik verdient so um die 2500 - 3000 Euro netto im Monat.
Daher habe ich für Sie, geneigter Leser, weil wir ja jetzt schön langsam ans Ende unseres Ausflugs kommen, die Preisgeldliste aufgetrieben, die zeigt, wie viel Geld von den Fahrern für die Teams, während der ersten 15 Etappen, erstrampelt worden ist. Damit Sie sehen können, was die Radfahrer bei so einem Megaspektakel eigentlich einstreifen.
Bevor ich Sie jetzt allerdings mit den Beträgen konfrontiere, sei noch gesagt, dass natürlich jeder der Pedaleure ein fixes Gehalt hat und es sich hier nur um die Prämien handelt. Auch müssen Sie die Beträge, die ich Ihnen jetzt nenne durch zirka 15 dividieren, weil die Fahrer, die Mechaniker, die Masseure und die Mädchen für alles, diese Prämien gerecht untereinander aufteilen. Und vergessen Sie bitte den Fiskus nicht. Der nascht da auch noch mit. Also, hier die Liste.
52.330 Euro – Discovery Channel
48.820 Euro – Rabobank
49.540 Euro – T-Mobile
37.900 Euro – Crédit Agricole
37.160 Euro – Gerolsteiner
35.730 Euro – Davitamon-Lotto
34.130 Euro – Team CSC
31.190 Euro – Cofidis
30.340 Euro – Quickstep-Innergetic
30.230 Euro – La Française des Jeux
26.000 Euro – Fassa Bortolo
25.080 Euro – Illes Balears-Caisse d’Epargne
24.360 Euro – Phonak Hearing Systems
17.050 Euro – Bouygues Télécom
15.740 Euro – Liquigas-Bianchi
12.770 Euro – Liberty Seguros-Wurth
12.270 Euro – Saunier Duval-Prodir
8.870 Euro – AG2R Préyovance
7.970 Euro – Domina Vacanze
3.810 Euro – Euskaltel-Euskadi
Das sind also, wenn man jetzt dividiert 3489 Euro - 254 Euro pro Radlerbeinpaar. Vor Steuern. Dafür radeln sich die Jungs einen Wolf. Sagen wir Eckhäuser sind das nicht, was du hier für die 3 Wochen Schinderei einstreifen kannst. Das kriegen die Fußballer, wenn sie sich die Socken hinunterrollen, aber im Training. Vor allem bei den Basken von Euskatel werden es heuer karge Weihnachten werden.
Und was lernen wir daraus: Im Radsport ist es wie im richtigen Leben. Die wirkliche Kohle wird immer nur von ein paar Leuten gemacht. Und vor allem immer von den Anderen.
Zur 19. Etappe von Issoire nach Le Puy en Velay über 154 Kilometer.
Es wird ein lockeres Ausrollen für die Asse, die ja morgen im Einzelzeitfahren nochmals alles geben müssen. Daher können wir getrost davon ausgehen, dass wir auch heute wieder eine Gruppe vorne finden werden, die das Ziel auch erreichen wird. Und wenn Sie mich fragen, würde ich sagen, heute ist eine Etappe die den Paco Wrolich, unseren Latschacher bei der Tour, entgegenkommt.
Ich setze heute mein ganzes imaginäres Spielgeld auf ihn. Start ist um 13:30.
155 Fahrer sind noch am Start. Ganz ohne Blessuren oder kleineren Wehwehchen geht es aber bei keinem ab. Außer natürlich beim Lance Armstrong. Und was positiv zu vermerken ist, der Jan Ullrich sitzt jetzt schon eine Woche am Rad, ohne dass er einen Unfall gebaut hat.
Vom Start weg geht das Feld wieder ein hohes Tempo, was aber heute klar ist, weil wir ja „nur“ 154 Kilometer fahren müssen. Quasi Sprintetappe.
Moos von Phonak probiert es als Erster vom Feld wegzukommen. Er schafft es aber nicht. Es folgt eine Attacke nach der anderen. Aber es ist, wie jeden Tag, eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sich die richtigen Fahrer für eine Fluchtgruppe gefunden haben werden.
Nach 20 Kilometer ist das Feld noch immer geschlossen. Was aber nicht heißt, dass es ruhig wäre, oder gar langsam.
30 Kilometer sind gefahren. Es gibt weiter unzählige Versuche vom Feld wegzukommen. Noch hat keiner gefruchtet. Die richtige Gruppe will sich noch nicht finden.
So, jetzt nach 42 Kilometern scheint es endlich mit der Fluchtgruppe zu klappen. 9 Fahrer sind jetzt noch etwas verstreut vorm Feld. Das folgt mit 38 Sekunden Rückstand. Das scheint jetzt zu klappen. Gleich gibt es die Namen.
Folgende Rennsituation. 4 Fahrer vorne. 8 Verfolger, noch 2 Verfolger. Dann das Feld. Ganz vorne sind: Pereiro, Casar, Guerini und Pellizotti. Alles mittlerweile sehr gute Bekannte. Vorsprung 1:30 aufs Feld. 100 Kilometer noch bis ins Ziel.
Bergwertung der 2. Kategorie nach 68 Kilometern, 85 vorm Ziel. Die Vierergruppe, Pereiro, Casar, Guerini und Pellizotti, fährt mit einem Vorsprung von 1:20 Minuten als erstes drüber. Dann folgen 6 Mann, Commesso (LAM), Azevedo (DSC), Arvesen (CSC), Grabsch (PHO), Da Cruz (FDJ), und Weening (RAB), die sich auf der Verfolgung befinden. Dann folgen noch 4 Verfolger, Flecha (FAS), Chavanel (COF), Bertolini (DOM) und Portal (A2R), mit 1:50 Minuten Rückstand. Das Feld hat 3:43 Minuten Rückstand.
Jetzt warten wir einmal ab, wie die einzelnen Gruppen rollen. Nur eines scheint schon klar. Mit dem Paco Wrolich habe ich mein virtuelles Geld auf den falschen Gaul gesetzt.
Noch 70 Kilometer bis ins Ziel: Pereiro, Casar, Guerini und Pellizotti an der Spitze. Dann 10 Verfolger, Commesso (LAM), Azevedo (DSC), Arvesen (CSC), Grabsch (PHO), Da Cruz (FDJ), Weening (RAB), Flecha (FAS), Chavanel (COF), Bertolini (DOM) und Portal (A2R), 2:05 zurück. Dann das Feld mit 5:02 Rückstand.
60 Kilometer bis zum Ziel. 2:07 und 8:05 sind derzeit die Abstände der Gruppe und des Feldes.
50 Kilometer bis zum Ziel. 2:14 und 8:42 sind derzeit die Abstände der Gruppe und des Feldes.
40 Kilometer bis zum Ziel. 1:31 und 7:52 sind derzeit die Abstände der Gruppe und des Feldes.
30 Kilometer bis zum Ziel. 1:52 und 7:08 sind derzeit die Abstände der Gruppe und des Feldes.
20 Kilometer bis zum Ziel. 2:15 und 6:34 sind derzeit die Abstände der Gruppe und des Feldes.
Bertolini ist aus der Zehnergruppe zurückgefallen.
Es scheint ziemlich sicher, dass die 4 Mann Gruppe ankommen wird. Und ich setze nochmals auf Pellizotti, den Mann aus Bibione.
10 Kilometer bis zum Ziel. 2:16 und 6:03 sind derzeit die Abstände der Gruppe und des Feldes. Wobei die 10 Mann Gruppe komplett zersplittert ist.
5 Kilometer Marke. Die Vier fahren noch geschlossen.
Noch 2 Kilometer. Die Vier, Pereiro, Casar, Guerini und Pellizotti, fahren immer noch geschlossen und lassen es wohl auf einen Sprint ankommen.
Letzter Kilometer. Keiner rührt sich. Wann geht es los?
Der Pepe Guerini zieht an. Keiner geht mit. Der kann solo ins Ziel fahren. Er hat die anderen eiskalt am falschen Fuß erwischt. Und keiner wollte natürlich die anderen wieder hin fahren.
Gut gemacht Pepe. Gratulation. Und ich erinnere nur daran, dass er auch schon hinauf nach Alp d´huez gewonnen hat.
Zweiter Casar, Dritter Pelizotti, dann Pereiro, der einfach einmal leer sein muss.
Dann kommt die zersplitterte 9er Gruppe mit 2:42.
Dann das Feld mit 4:30 Minuten Rückstand. Und hier ist es ja immerhin noch um die paar Punkte fürs grüne Trikot gegangen. Alle drei Kandidaten kommen hintereinander. Damit gibt es auch hier keine Verschiebung.
Die Etappenwertung:
1 GUERINI Giuseppe TMO ITA
2 CASAR Sandy FDJ FRA 00' 10"
3 PELLIZOTTI Franco LIQ ITA 00' 10"
4 PEREIRO SIO Oscar PHO ESP 00' 12"
5 COMMESSO Salvatore LAM ITA 02' 43"
6 ARVESEN Kurt-Asle CSC NOR 02' 48"
7 PORTAL Nicolas A2R FRA 02' 48"
8 GRABSCH Bert PHO GER 02' 48"
9 CHAVANEL Sylvain COF FRA 02' 48"
10 WEENING Pieter RAB NED 03' 50"
Die Gesamtwertung. Pereiro jetzt 10.:
1 ARMSTRONG Lance DSC USA
2 BASSO Ivan CSC ITA 02' 46"
3 RASMUSSEN Mickael RAB DEN 03' 46"
4 ULLRICH Jan TMO GER 05' 58"
5 MANCEBO Francisco IBA ESP 07' 08"
6 LEIPHEIMER Levi GST USA 08' 12"
7 EVANS Cadel DVL AUS 09' 49"
8 VINOKOUROV Alexandre TMO KAZ 10' 11"
9 LANDIS Floyd PHO USA 10' 42"
10 PEREIRO SIO Oscar PHO ESP 12' 39"
Die Trikots sind stabil:
Gelb (Gesamtführender): ARMSTRONG Lance USA
Grün (bester Sprinter): HUSHOVD Thor NOR
Polka (Bergpreisbester): RASMUSSEN Mickael DEN
Weiß (bester Rookie): POPOVYCH Yaroslav UKR
Team: T-MOBILE
kärnöl-Team:
Ivan Basso (Italien), Position 2; -2´46”
Santiago Botero (Kolumbien), Position 51; - 1h 41´04"
Alexander Vinokourov (Kasachstan), Position 8; -10´11"
Lance Armstrong (USA), Position 1;
Jan Ullrich (Deutschland), Position 4; -5´58"
Iban Mayo (ESP), Position 58; - 1h 58´04"
Alejandro Valverde (ESP), ausgeschieden
Roberto Heras (ESP), Poition 45; - 1h 31´22"
Levi Leipheimer (USA), Position 6; - 8´12"
Yaroslav Popovych (Ukraine), Position 12; - 15´53"
Soweit für heute. Bis morgen. Keep on cycling.