2005-07-01
Fahrerparade
Hartes, trockenes Brot für den ungeübten Fan
Vorbericht
Heute am Vorabend der 92ten Tour de France möchte ich Ihnen, geneigter Leser, der Sie vielleicht nicht allzu oft mit dem Radsport und seinen Protagonisten konfrontiert sind, eine kurze Einführung in das Fahrerfeld geben, damit Sie in den kommenden 3 Wochen auch wissen mit wem Sie es tun haben und wie die Sympathien verteilt sind. Hier also eine kurze Fahrerparade, in der Sie ganz sicher auch schon den Sieger der heurigen Schleife finden werden. ich weiß, trockenes Brot aber es muss der Vollständigkeit halber sein.
Und am Ende gibt es immerhin meinen Tipp für die heurigen Top Ten. Damit liefere ich Ihnen im vorhinein die Munition, mit der Sie dann, am Ende der Tour meine Fähigkeiten, den Radsport zu kommentieren, kritisieren können.
Die unumstrittene Nummer eins heißt Lance Armstrong, ist seines Zeichens sechsfacher Gewinner dieses Rennens, Texaner und George W. Bush Fan. Schon aus diesem Grunde gehören meine Sympathien anderen Fahrern.
Er hat so ziemlich die stärkste Mannschaft unter Frankreichs Sonne zur Verfügung, und dass obwohl ihm zwei seiner wichtigsten Helfer ausgefallen sind. Unter anderem wischen seinen Arsch Leute wie Jose Azevedo (Portugal), Manuel Beltran (Spanien), George Hincapie (USA), Benjamin Noval (Spanien), Jose Luis Rubiera (Spanien), Yaroslav Popovych (Ukraine) und Paolo Savoldelli (Italien), letztgenannter heuer Sieger des Giro d´Italia, also nicht gerade ein Nobody.
Mein Tipp: Armstrong gewinnt heuer sicher nicht, schon alleine deshalb, weil ich es nicht will.
Die Herausforderer: Das Feld der Herausforderer wird wieder einmal von Jan Ullrich und seinem Team T-Mobile aus Deutschland angeführt. Die Piefkotten haben alleine vier (!) Siegfahrer in Ihren Reihen: Jan Ullrich (Deutschland), Andreas Klöden (Deutschland), Oscar Sevilla (Spanien) und Alexander Vinokourov (Kasachstan) und sind damit für mich das gefährlichste, weil unausrechenbarste Team. Sympathiepunkte erhalten hier von mir allerdings nur Oskar und Alexander. Der Rest ist und bleibt Deutsch und damit, - na ja.
Die nächste vorzustellende Partie erfüllt mein Herz wirklich mit Freude. Es ist das CSC Team um Teamchef Rijs, selbst Sieger der großen Schleife. Ich sags Ihnen gleich und frei heraus, denen werde ich die Daumen drücken und zwar ziemlich fest. Angeführt werden sie von Ivan Basso (Italien), und der gewinnt heuer. Basta. Unterstützen tun ihm unter anderen: Kurt-Asle Arvesen (NOR), Ivan Basso (ITA), Bobby Julich (USA), Carlos Sastre (ESP), Nicki Sörensen (DAN), Jens Voigt (ALL), Giovanni Lombardi (ITA) und David Zabriskie (USA). Also nicht gerade Lercherln.
Dann kommen die Basken von Euskatel: Auch so eine Mannschaft für die ich eine Menge Sympathien übrig habe. Bei denen dürfen nämlich nur Basken fahren, weil sie nämlich auch zu großen Teilen von der baskischen Bevölkerung gesponsert werden. Also werde ich den Iban Mayo (ESP) jeden Abend in mein Gebet einschließen. In Paris ist er unter den Top 5.
Davitamon Lotto kommt mit einer Supertruppe, wird allerdings meiner Meinung nach über Etappenerfolge nicht hinauskommen. Die Namen Mario Aerts (Belgien), Cadel Evans (Australien), Robbie McEwen (Australien), Axel Merckx (Belgien), Fred Rodriguez (USA) und Leon Van Bon (Niederlande) bitte trotzdem merken. Sympathie: neutral.
Für die Franzosen von Bouygues Telecom wird selbst das Erringen von Etappensiegen eine schwierige Angelegenheit werden. Am ehesten noch etwas zuzutrauen ist den Herren Laurent Brochard (Frankreich), Didier Rous (Frankreich) und Thomas Voeckler (Frankreich). Den letzteren werde ich für Sie etwas genauer beobachten. Er hat voriges Jahr immerhin, ich glaube 10 Tage, Gelb getragen.
Saunier Duval – von denen werde ich als Mitreisender zwar sehr viel sehen, weil die werden wahrscheinlich jede Attacke mitgehen, damit ihr Leiberl im Fernsehen ist, herauskommen wird dabei aber genau nichts.
Dann Lampre-Caffita: Die Itaker könnten ihr Pulver wenn’s ganz blöd hergeht bereits beim Giro im Mai verschossen haben. Sie kommen ohne Simoni (Italien) und Cunego (Italien). Dafür mit dabei der österreichische Meister Gerrit Glomser und Gorazd Stangelj (Slowenien), zwei recht lässige Burschen. Chancen und Sympathiewerte für die Squdra: Null.
Ag2r fährt auch mit. Da fällt mir aber nichts dazu ein. Sorry.
Bei Cofidis lege ich Ihnen Stuart O’Grady (AUS) ans Herz. Der könnte uns eine Menge Freude bereiten. Die Jungs werden meines Erachtens auch die Französischen Farben hochhalten.
Liquigas-Bianchi. Auf die Mannschaft der Spagure trifft haargenau das gesagte über Lampre, aber leider auch das gesagte über Ag2r zu. Obwohl vielleicht der Stefano Garzelli, aber nein. Weiter im Text.
Phonak, die Schweitzer Spezialisten, wenn’s einmal mit dem Hören nicht mehr so gut klappt. Die bringen mein Blut wieder in Wallung, weil die kommen mit einem erklärten Liebling von mir, dem Santiago Botero (Kolumbien). Und auf ihn ist alles in der Mannschaft zugeschnitten, und der kommt unter die Top 3, weil der kann heuer Bäume ausreißen.
Bei den Italienern von Fassa Bortolo drängt sich für den Gesamtsieg niemand auf. Die Jungs, wie Juan-Antonio Flecha (ESP), Dario Frigo (ITA) oder Kim Kirchen (LUX) sind für einen Etappensieg aber alle mal gut und werden uns sicher gut unterhalten.
Ein weiteres französisches Team ist mit Credite Agricole am Start. Leider hat dieses Team im Laufe der Jahre immer mehr Substanz verloren und hat mit Christophe Moreau (FRA) einen ewigen Geheimtipp in ihren Reihen. Vielleicht der einzige Franzose der in der Lage sein könnte unter die besten 10 zu fahren. Zusätzlich haben sie mit Jan Kirsipuu (EST) einen Topsprinter. Vielleicht ein Tipp fürs grüne Trikot des endschnellsten Mannes.
Dann der erste Teil der spanischen Armada. Illes Baleares. Das Nachfolger Team von iBanesto mit einem weiteren meiner erklärten Favoriten. Alejandro Valverde (ESP). Der wird die Entdeckung der heurigen Tour. Versprochen.
Die Belgier von Quick Step scheinen sich auch eher aufs grüne Sprinttrikot zu konzentrieren. Mit Tom Boonen (BEL) haben sie damit gar nicht schlechte Karten in der Hand. Ansonsten werden sie trotz der Namen, wie Servais Knaven (Niederlande), Michael Rogers (Australien) und Patrick Sinkewitz (Deutschland), nicht viel Land sehen, in diesem Juli, in Frankreich.
So wie übrigens auch Francaise des Jeux. Die haben mit Baden Cooke (Australien), und Bernhard Eisel (Österreich) gleich zwei endschnelle Leute in Ihrem Programm. Nicht zu vergessen Bradley McGee (Australien) und Sandy Casar (Frankreich) die aber eher auf das Gesamtklassement fahren sollten.
Der Vollständigkeit halber erwähnt sei auch das Team von Domina Vacanze. Obwohl von der Papierform her natürlich Serhiy Honchar (Ukraine), der glaube ich seit ungefähr 70 Jahren die Tour fährt, und Wladimir Belli (Italien) nicht zu unterschätzen sind, werden sie keine wirkliche Rolle spielen.
Ganz im Gegenteil zum spanischen Team von Manolo “Venga, Venga“ Saiz, Liberty Seguros. Die haben mit Roberto Heras (ESP), Igor Gonzalez de Galdeano (ESP) und Joseba Beloki (ESP) drei richtige Granaten in Petto. Wobei ich hier Heras favorisieren würde und dem Beloki eine Rolle als Jolly Joker zutraue.
Die Rabobanker mit Michael Boogerd (Niederlande), Erik Dekker (Niederlande) und Karsten Kroon (Niederlande) seien hier ebenfalls noch erwähnt. Müßig über ihre Chancen zu sprechen. Jahrelang erwartet man einen von ihnen schon am Podium und gekommen ist meistens nichts. Warum sollte das heuer anders werden?
Und last but not least die einzigen wirklichen Wasserträger, die Geroldsteiner. Und die haben mit dem Levi Leipheimer (USA) einen absoluten Topfavoriten im Team. Der Totschnig Schorsch und der Paco Wrolich, beide aus Österreich, runden dort eine gute Mannschaft ab, bei der sehr viel auf das Mannschaftszeitfahren ankommen wird. Und auf die wir uns sicherlich freuen dürfen.
Das war also die Vorstellung der 21 Teams. Sollte Ihnen in der Lässigkeit, mit der ich für Sie das Fahrerfeld knapp zusammengefasst habe, ein Schuss Überheblichkeit vorkommen, so haben Sie recht. Ich bin anmaßend und zu vielen Fahrern nicht gerecht. Denn alle 189 Fahrer, die morgen am Start stehen werden sind die Creme de la Creme ihres Sports. Ich ziehe schon jetzt vor jedem einzelnen den Hut. Denn ansonsten würden sie bei der Österreich Rundfahrt starten. Die findet nämlich parallel zum französischen Rennen statt und dort startet immerhin ein gewisser Erik Zabel, wenn Ihnen der Name etwas sagt. Der Ete hat bei der Tour siebenmal das grüne Trikot gewonnen, hat heuer aber in diesem Feld keinen Platz mehr. Das nur um die Relationen meiner Beurteilungen etwas gerade zu rücken.
Und ganz zum Schluss meine Top Ten für die Sie mich dann verspotten und belächeln dürfen:
1. Ivan Basso (Italien)
2. Santiago Botero (Kolumbien)
3. Alexander Vinokourov (Kasachstan)
4. Lance Armstrong (USA), obwohl ich ja nicht glaube, dass er als Geschlagener bis Paris fährt
5. Jan Ullrich (Deutschland)
6. Iban Mayo (ESP)
7. Alejandro Valverde (ESP)
8. Roberto Heras (ESP)
9. Levi Leipheimer (USA)
10. Yaroslav Popovych (Ukraine)