2005-07-20
Frankreichausflug - 20
Der längste Tag
Das Klassement ist gemacht, wenn auch für mich noch nicht sicher ist, dass der Rasmussen seinen dritten Platz gegen den Ullrich verteidigen wird können. Aber halt im wesentlichen ist das Resultat unter Dach und Fach. Und während ich mich in Völkendorf bereits in aller Ruhe zurücklehnen kann und die letzten 5 Etappen genießen werde, müssen die Sprinter und vor allem ihre Mannschaften nochmals richtig ran. Den der Kampf ums grüne Trikot ist noch nicht entschieden, und steht heute definitiv im Mittelpunkt des Geschehens.
Hier die Ausgangslage: Hushhovd 164 Punkte, O´Grady 150 Punkte und der Dritte im Bunde McEwen mit 142 Punkten. Der Aussichtsreichste der 3 ist meiner Meinung nach McEwen, weil der halt jetzt noch den größten Punch mitbringt. Die Frage wird aber sein, ob wieder eine Gruppe rausgehen kann und ob die Zwischensprints eine Rolle spielen werden. Lassen wir den Tag auf uns zu kommen.
Um 11:37 Uhr starten wir in Pau. Es hat 30 Grad und ist windstill. Ein brütend heißer Tag, nicht gerade das, was sich die meisten Pedaleure wünschen. Den Jan Ullrich mal ausgenommen, weil der tät ja am liebsten bei 45 Grad im Schatten, 400 Kilometer lange Etappen fahren. Nur gut, dass die Tour de France kein Wunschkonzert ist.
Und mit dem Fallen der Startflagge gibt es "the same procedure as every day". Unsere Kollegen Radfahrer zerfleischen sich praktisch ab dem ersten Meter. Als wären die bisherigen 2826 Kilometer Schnupftabak gewesen. Die kriegen einfach nicht genug. Scheinbar halt. Weil die Attacken brauchen schon immer länger bis sie erfolgreich und punktgenau lanciert werden. So dauert das Gemetzel, das raus-rein heute 30 Kilometer, bis sich endlich der Pierrick Fedrigo (BTL) und der Kurt-Asle Arvesen (CSC) entscheident durchsetzen können. Ihnen folgen dann nach und nach 15 Mann, sodass wir derzeit bei Kilometer 84, eine 17 Mann Spitzengruppe haben, die mit einem Vorsprung von mittlerweile 9:40 vorm Feld herradelt. Das Thema Zwischensprints hat sich damit erledigt.
So wie es aussieht, kommt der Etappensieger ziemlich sicher aus dieser Gruppe. Ich glaube, dass die Mannschaften der Sprinter einfach nicht mehr die Kraft haben, das Loch zu zufahren, oder danach gar noch das Tempo zu kontrollieren. Damit ist aber auch klar, dass heute praktisch nichts im Sprinterklassement passieren wird, da nur um den 18. Platz gesprintet wird. Und für den gibt es 8 Punkte. Also auch, wenn deine Kollegen nacher beim Sprint, nicht unter den ersten 25 sind, bleibt die Wertung heute, wie sie ist.
Sehen wir uns die 17 Mann Spitze einmal genauer an:
Jose Luis Rubiera (Spanien) DSC
Paolo Savoldelli (Italien) DSC
Oskar Sevilla (Spanien) TMO
Kurt-Asle Arvesen (Dänemark) CSC
Erik Dekker (Niederlande) RAB
Allan Davis (Australien) LSW
Sébastian Hinault (Frankreich) C.A
Dario Cioni (Italien) LIQ
Stéphane Augé (Frankreich) COF
Bram Tankink (Niederlande) QST
Peirrick Fédrigo (Frankreich) BTL
Daniel Righi (Italien) LAM
Carlos Da Cruz (Frankreich) FDJ
Thomas Löwkwist (Schweden) FDJ
Andreij Griwko (Ukraine) DOM
Samuel Dumoulin (Frankreich) A2R
Simon Gerrans (Australien) A2R
Wie Sie sehen sind 14 Mannschaften vorne vertreten. Es wird sich hinten also niemand finden, der das Tempo machen wird. Jede Mannschaft wird ihrem Mann vorne vertrauen, oder sogar so wie Discovery, FdJ oder A2R mit 2 Mann irgendwelche taktischen Spielchen versuchen. Die 17 Mann kommen sicher nicht geschlossen in Revel an.
So, wer von den 17 ist der Bestplazierte in der Gesamtwertung und welchen Rückstand hat er:
Es ist Oskar Sevilla von den deutschen T-Mobilen. Er hat 38:51 Rückstand auf Armstrong. Es könnte also durchaus sein, dass der heutige Sieger mit 20 Minuten Vorsprung ins Ziel kommt. Wer käme da in Frage, wer drängt sich auf.
Für mich haben Rubiera und Savoldelli von Discovery Channel eindeutig die besten Karten. Weil da kann jeder für sich schon so eine Etappe abschießen, und dementsprechend schwer wird es für die Gegner gegen die 2, wenn sie als Team fahren.
Dann mußt du natürlich aufpassen auf den Dekker, weil die Dinger kann der Bursche nach Hause treten.
Und drei Außenseitertipps wären Arvesen, Cioni oder Da Cruz. Beobachten wir einfach mal den weiteren Rennverlauf.
Neueste Abstandsmeldung: 110 Kilometer sind zurückgelegt und wir haben jetzt 10:40 Abstand. Nur vergessen wir nicht, heute geht es über 240 Kilometer. Der Tag ist lang. Sogar der längste Tag der heurigen Tour.
Halbzeit. 120 Kilometer sind gefahren. Der Abstand ist auf 12:20 angewachsen. Jetzt wird erst mal gegessen. Die Fahrer haben ihre Gels und Riegel, ich gönne mir heute Spagetthi Pommodoro, danach natürlich 2 Espressi und ein Stück Schoko. Es geht ja immerhin über 240 Kilometer, da muss das drinnen sein.
100 Kilometer bis zum Ziel. Wir halten mitlerweile bei 17 Minuten Vorsprung.
90 Kilometer bis zum Ziel. Wir halten bei 18:41 Minuten Vorsprung.
80 Kilometer bis zum Ziel. Wir halten bei 20:01 Minuten Vorsprung.
Interessant wird jetzt zu beobachten sein, ob T-Mobile hinten Nachführarbeit machen wird. Denn dadurch, dass 2 Discovery Fahrer vorne in der Gruppe dabei sind, und die Amis nur 19:28 Rückstand in der Mannschaftswertung haben, würden sie auch die Gesamtführung in der Teamwertung übernehmen.
70 Kilometer bis zum Ziel. Wir halten bei 21:30 Minuten Vorsprung.
60 Kilometer bis zum Ziel. Wir halten bei 23:29 Minuten Vorsprung. Das Feld rührt noch kein Ohrwaschel.
50 Kilometer bis zum Ziel. Wir halten bei 24 Minuten Vorsprung. Und der Oskar Sevilla klopft bereits bei den Top Ten an.
Es beginnen die Attacken in der Fluchtgruppe. Dekker eröffnet. Bram Tanking geht mit. Doch das war nichts. Andreij Griwko gibt gleich eins besser. Aber meines Erachtens sind diese Geplänkel zu früh. Entscheidend sollte der letzte "Hacker" der 3. Bergkategorie 7 Kilometer vor dem Ziel sein.
40 Kilometer bis zum Ziel. Vorne hat sich die Gruppe, wie erwartet aufgesplittert. 8 Mann sind jetzt an der Spitze. Sie haben auf den 2. Teil ihrer ehemaligen Kollegen 28 Sekunden herausgefahren. Das Feld hält bei 23:13 Rückstand.
Das sind die Spitzenfahrer: Tankink, Sevilla, Savoldelli, Arvesen, Hinault, Righi, Griwko und Gerrans.
30 Kilometer bis zum Ziel. 1:04 Minute Abstand zwischen den 2 Gruppen vorne. Das Feld folgt mit 22:48.
20 Kilometer bis zum Ziel. 1:25 Minute Abstand zwischen den 2 Gruppen vorne. Das Feld folgt mit 24:08.
Tatsächlich macht jetzt im Feld T-Mobile die Arbeit. Es geht ihnen also doch um die Mannschaftswertung. Werden wir sehen wie viel sie noch zufahren können.
10 Kilometer bis zum Ziel. 2:44 Minuten Abstand zwischen den 2 Gruppen vorne. Das Feld folgt mit 25:02.jetzt kommt dieser letzte Berg. Er wird die Entscheidung bringen. Wer kann sich hier aus der 8er Gruppe nach vorne verabschieden? Savoldelli?
Nein! Es ist Bram Tankink (Niederlande) von Quick Step. Wer kann folgen?
Sébastian Hinault (Frankreich) fährt vor. Und jetzt auch Savoldelli. Die 2 übernehmen die Spitze.
Wir sind über den Berg drüber. Es führen Savoldelli und Hinault.
4 Kilometer noch. Die 2 haben 10 Vorsprung auf Arvesen und Gerrans.
2 Kilometer noch. 4 Mann Spitze. Savoldelli, Hinault, Arvesen und Gerrans.
Letzter Kilometer. Arvesen zieht an, weil er sich nicht auf einen Sprint einlassen will.
Er wird allerdings bei der 500 Metermarke wieder eingeholt. Doch ein Sprint. Zwischen Savoldelli und Arvesen. Doch von vorne fahrend hat der Norweger keine Chance. Paolo Savoldelli fährt einfach an ihm vorbei und gewinnt die Etappe.
Eine gemütliche Etappe mit tollem Radsport geht zu Ende.
Wir warten aber noch aufs Feld. Und hier natürlich auf den Sprint von Hushhovd, O´Grady und McEwen. Die große Frage ist, ob es dazu überhaupt kommt. Denn am letzten Berg hat T-Mobile nochmals attackiert und das Feld zerrissen. 10 Mann, darunter Ullrich, Armstrong und Konsorten. Aber der Landis zum Beispiel hat geschlafen und wird unter Umständen Plätze verlieren.
Die Gruppe Armstrong kommt letztendlich mit 22:28 ins Ziel.
Die nächste Gruppe hat dann 22:48 Rückstand. Das große Feld hat dann 24:25 Rückstand.
Die Sprinter gehen leer aus.
Hier die Ergebnisse:
Etappenwertung:
1 SAVOLDELLI Paolo DSC ITA
2 ARVESEN Kurt-Asle CSC NOR 00' 00"
3 GERRANS Simons A2R AUS 00' 08"
4 HINAULT Sébastien C.A FRA 00' 11"
5 GRIVKO Andriy DOM UKR 00' 24"
6 SEVILLA Oscar TMO ESP 00' 51"
7 TANKINK Bram QST NED 00' 51"
8 RIGHI Daniele LAM ITA 00' 53"
9 DUMOULIN Samuel A2R FRA 03' 14"
10 DAVIS Allan LSW AUS 03' 14"
Gesamtwertung:
1 ARMSTRONG Lance DSC USA
2 BASSO Ivan CSC ITA 02' 46"
3 RASMUSSEN Mickael RAB DEN 03' 09"
4 ULLRICH Jan TMO GER 05' 58"
5 MANCEBO Francisco IBA ESP 06' 31"
6 LEIPHEIMER Levi GST USA 07' 35"
7 VINOKOUROV Alexandre TMO KAZ 09' 38"
8 EVANS Cadel DVL AUS 09' 49"
9 LANDIS Floyd PHO USA 09' 53"
10 MOREAU Christophe C.A FRA 12' 07"
Trikots:
Gelb (Gesamtführender): ARMSTRONG Lance USA
Grün (bester Sprinter): HUSHOVD Thor NOR
Polka (Bergpreisbester): RASMUSSEN Mickael DEN
Weiß (bester Rookie): POPOVYCH Yaroslav UKR
Team: DISCOVERY CHANNEL
kärnöl-Team:
Ivan Basso (Italien), Position 2; -2´46”
Santiago Botero (Kolumbien), Position 46; - 1h 31´19"
Alexander Vinokourov (Kasachstan), Position 7; -9´38"
Lance Armstrong (USA), Position 1;
Jan Ullrich (Deutschland), Position 4; -5´58"
Iban Mayo (ESP), Position 54; - 1h 48´19"
Alejandro Valverde (ESP), ausgeschieden
Roberto Heras (ESP), Poition 45; - 1h 29´39"
Levi Leipheimer (USA), Position 6; - 7´35"
Yaroslav Popovych (Ukraine), Position 12; - 14´27"
Soweit für heute. Bis morgen. Keep on cycling.