2006-10-24
Grüß Gott aus Villach
Vorstellungsgespräch
Nur zum Einnorden: Ich bin 40 Jahre alt, und gehe seit 33 Jahren auf die „Villacher Kunsteisbahn“. Es erübrigt sich daher zu sagen, durch welche Brille ich die Eishockeywelt sehe. Meine kleine Eishockeywelt ist blau-weiß gefärbt, was aber nicht heißt, dass mir rot-weiß „wurscht“ ist. Als Patriot unterstütze ich natürlich auch das österreichische Nationalteam.
Dank geht auch gleich vorweg an die Redaktion der Kleinen, die hier den nötigen Platz zur Verfügung stellt, damit auch der gemeine Fan seiner Meinung oder vielleicht auch einmal seinem Ärger, Ausdruck verleihen kann.
Was bisher geschah: Wenn wir die Saison bis zum heutigem Zeitpunkt betrachten, so lacht über Villach die Sonne (über Klagenfurt die ganze Welt; trotz der letzten 2 Penaltysiege).Zwar hat es in den ersten 3 Spielen 2 Niederlagen gesetzt, doch beide auswärts und vor allem gegen Mannschaften, wo du in der Fremde schon einmal ein paar Adlerfedern lassen darfst. In Salzburg und Innsbruck.
Danach kam ein Traum Oktober für die Villacher Hockeyfans: 4 Heimspiele, 4 Siege. Und was für welche Siege. Wir haben einen VSV gesehen, der als Team auftritt.
Von der ersten bis zur letzten Position mit Männern besetzt ist, die richtige blau-weiße Eier haben. Die Spielfreude und der Einsatzwille dieser Mannschaft riss auch das Publikum mit. Und wir haben in Villach schon zu so einem frühen Zeitpunkt der Saison, das „Hockeyfeeling“, welches du normalerweise erst im Play-off hast.
Und schuld daran sind eigentlich 3 Buben. Alle 3 noch 17 Jahre alt. Die haben ran müssen, weil der Wolfi Kromp, und der Edgerton nicht an den Start gehen konnten und weil sich dann auch noch der Brown verletzt hat. Und alle 3 sind sensationell auf dem Weg. Sowohl eisläuferisch, als auch stocktechnisch eine Wucht. Michael Raffl, Benjamin Petrik und Nico Toff geben dem VSV das, was die Klagenfurter mit den Kalts und den Kochs und den Welsers schon oft hatten, und um das wir sie, ehrlich gesagt, manchmal etwas beneidet haben.
O tempores, o mores, die Zeiten ändern sich, wird man bei den Klagenfurter Athletikern jetzt vor sich hin zettern. Ja, jetzt haben wir Villacher einmal die Rohdiamanten. Die Frage ist nur wie lang die 3 in Villach spielen werden. Mir fallen dazu nämlich blitzartig die Namen Grabner, Schlacher oder Pinter ein, mit denen der VSV ja praktisch die halbe NHL und die europäischen Ligen versorgt. Aber so lange die 3 in Villach sind, genießen wir es erst einmal.
Zurück zur Liga: Was überrascht ist, das sich in dieser tollen österreichischen Eishockey Liga, bereits nach 11 Runden eine 2 Klassengesellschaft herauskristallisiert. Das war in der Form, und zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison, nicht zu erwarten. Eigentlich war alles auf Massaker eingestellt.
Es war zwar mit den Bullen, den Caps und mit den Adlern zu rechnen, dass da aber die Haie aus Innsbruck vorne mit herum rudern, verblüfft wohl auch die Topexperten. Da aber mein Draht zu den Haien über den Unterluggauer Gerhard und seinen Vater, den Sepp, ein sehr direkter ist, weiß ich, dass es der Team-Spirit ist, warum die Haie ganz oben schwimmen. Die haben plötzlich entdeckt, dass Eishockey ein Mannschaftssport ist. Dass Eishockey nur funktioniert, wenn alle an einem Strang ziehen.
Und ich könnte hier noch einige Klischees bemühen, die man zum Thema Mannschaftsklima sagen kann. Und wenn die Klischees noch so platt sind. Sie stimmen.
Das nur ein kleiner Tipp für unsere Sportfreunde, die 35 Kilometer östlich von hier, gerade versuchen, das Rad neu zu erfinden.
Mit der Vorfreude auf die heutige Partie gegen ebendiese Sportfreunde verabschiede ich mich jetzt in die Halle. Morgen gibt es dann mehr über das Derby und das drumherum.
vsvfan