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2007-04-16

Mölltaler Gletscherschliff

Das gesunde Volksempfinden hat gesprochen

Jetzt ist es ja so, dass ich weder zu Großkirchheim, noch zu dem Bildhauer Hans-Peter Profunser, eine besondere Beziehung habe. Vom Ort muss ich gestehen, dass ich nicht einmal weiß, wo der liegt. Weil kennen tut der gelernte Villacher eher Kleinkirchheim. Schon wegen der Thermalquelle, dem Strohsack und weil meine Tante einmal, vor Jahren im Hotel Kolmhof die Arbeit einer Rezeptionistin erledigt hat. Ob Großkirchheim allerdings in der Nähe vom Nobelnockort liegt kann ich auf Anhieb nicht sagen. Aber, dann hätte man sicherlich schon öfter von diesem Ort hören müssen. Denke ich mir. Überhaupt in einer Zeit als die Annemarie Moser, die damals noch Pröll hieß, die Marie-Therese Nadig auf der Strohsack-Abfahrt herpanierte, dass es nur so eine Freude war. Und wenn man es genau nimmt, kommt ja die Moser-Pröll auch aus so einem komischen Örtchen, nämlich Kleinarl, dessen Gegenstück, nämlich Großarl, auch kein Mensch kennt.

Also schnell bei google-Earth die zwei Metropolen eingetippt, und siehe da, Großkirchheim liegt im Mölltal. Eher im oberen, oder vielleicht sagt man passender Weise ja auch seit letztem Samstag, im hinteren Mölltal. Was war passiert, dass 72,17 Kilometer Luftlinie vom Thermalnamensvetter entfernt, endlich auch Großkirchheim seinen Platz in der Kärntner Chronik findet?

Der Bildhauer Hans-Peter Profunser, zu dem ich wie gesagt keine Beziehung habe und mit dessen Werk ich mich auch noch nie auseinander gesetzt habe, hat eine Skulptur geschaffen. Eine Skulptur, die ein Mahnmal darstellen sollte. Gegen die Todesstrafe. An sich, aus meiner Sicht, eine löbliche Sache. Weil auch ich bin ein überzeugter Gegner der Todesstrafe. Und viele, viele andere Kärntner auch. Da bin ich sicher. Aber nicht so einige Mölltaler. Da lässt man sich nicht, so mir nix dir nix, einen von Speeren durchbohrten, ja praktisch gepfählten, sich unter Schmerzen krümmenden Körper in seinen Gemeindegarten stellen. Da hört sich im Mölltal das Gutsein auf. Und das Verständnis für den Anderen.

Weil „wo kommen wir denn hin, wenn du dir jedes Mal, wenn du an deinem Gemeindegarten vorbeikommst, diesen leidenden, geschundenen und gequälten Körper anschauen musst“, wird sich der brave Großkirchheimer Bürger bei seinem Sonntagsspaziergang gedacht haben. Soll doch der Bush sich den zu Tode Gefolterten anschauen. Oder von mir aus wenigstens der Tony Blair. Aber wie kommen den die unschuldigen Großkirchheimer dazu. Die noch keinen zu Tode gefoltert haben. Außerdem gehören leidende, geschundene und gequälte Körper aufs Kreuz genagelt, und in der Kirche aufgehängt. Ober dem Altar. Zum Anbeten. Aber nicht in den Garten gestellt, wo sie unter Umständen von den Menschen gesehen werden könnten. Und wo sich der Eine oder Andere auch noch seinen Teil denken könnte.

Was anders wäre es natürlich gewesen, wenn das Leiden der Geknechteten und die Unmenschlichkeit der Todesstrafe, ein bisschen netter dargestellt worden wäre. Halt nicht gar so grausam und realistisch. Sondern ein bisschen mehr abstrakt. Zum Beispiel in Form eines Bildstockes. Eines Marterls. Wie sie in Kärnten ja an allen Ecken und Enden, auf die Existenz der Todesstrafe hinweisen und den aufgebrachten Bürger zum kurzen Innehalten mahnen. Zum Gedenken an die Opfer. Sei es in Guantanamo oder an, weiß Gott, welch anderen, grausamen Orten dieser Welt. Aber nein, dieser Quertreiber von einem Bildhauer, muss seine Gedanken zum Thema Todesstrafe, akkurat so darstellen, wie er sich das vorgestellt hat. Ohne das er Jemanden gefragt hätte und vor allem ohne eine Volksabstimmung in der kleine Gemeinde abzuhalten, ob es denn überhaupt Recht wäre, gegen die Todesstrafe zu sein.

Und so darf sich dieser renitente Bursche schließlich nicht wundern, wenn die aufgebrachte Bevölkerung zur Selbsthilfe greift. Und diese unsägliche Skulptur zerstört. Wenn es auf dem rechtlichen und auf dem politischem Weg schon Niemanden gibt, bei dem der aufgebrachte Mob Gehör findet, und der für Ordnung und Anstand in diesem schönen Land sorgt, dann nimmt der Pöbel seine rechten und rechtlichen Angelegenheiten selbst in die Hand. Wie zum Beispiel beim unseligen Ortstafelsturm in den 70ern. Oder der Zerstörung des Denkmals der Namen in Villach in der Widmanngasse. Die Polizei hat übrigens auch nach der dritten Zerstörung des Mahnmals noch von einem Lausbubenstreich gesprochen. Und so etwas in der Art wird wahrscheinlich die Drohung des gerade bestätigten KAB Chefs sein, im Falle des Aufstellens von weiteren zweisprachigen Ortstafeln, diese wieder, und abermals passierend auf einem „Volksentscheid“, zu stürmen.

Werten wir die Zerstörung einer völlig unbedeutenden Skulptur im hinteren Mölltal also auch als Lausbubenstreich. Um des Friedens in unserem Lande willen. Lassen wir eine zwar nicht kleine, aber dafür umso gewaltbereitere Minderheit gewähren. Bezeichnen wir ihre Aktionen als harmlose „dumme Jungen-Streiche“ und hoffen, dass sie uns in Ruhe lassen werden, wenn wir den dummen Jungs, mit was weiß ich was, einmal auf den Keks gehen werden.

Und daher werde ich mich hüten, mein Maul aufzureißen und meine Angst zu artikulieren. Eine Angst, die ich gar nicht der Kunst wegen fühle. Sondern Angst, die ich um meinen Sohn habe. Er ist geistig behindert. Und ich hoffe nur, dass in diesem Land nicht schon wieder Öfen gebaut und beheizt werden, in denen all die Menschen Platz finden, denen der Kärntner nicht bereit ist das zu geben, was ihnen zusteht. Heimat ohne Wenn und Aber.

Und daher werde ich demütig schweigen, damit jene Menschen, die in unserem Land auf alles hintreten und nix andersartiges respektieren, ja nicht wieder auf die Idee kommen könnten, meines Sohnes Leben wäre unwert. Weil, immerhin ist mir das unwerte, aber bunte Hemd meiner Familie immer noch näher als unser aller Kärntner Rock.

Der Kärntner Rock ist braun.

Reaktionen Auf den Beitrag reagieren

diana, 2007-04-26, Nr. 3579

hallo robert,

WIR MÜSSEN und WIR WERDEN:

KÄRNTNER DIRNDL UND
KÄRNTNER ROCK

endlich endlich endlich

REINWASCHEN

Martin Moser, 2007-04-26, Nr. 3580

Wenn wir die genannten Kleidungsstücke reingewaschen haben, sind wir dann wirklich rein?

Christina Mick, 2007-04-28, Nr. 3581

Bedeutet Wasser: „Reinigung von Schuld“?

Zumindest symbolisiert „Wasser“ Erneuerung!

rein waschen, 2007-05-02, Nr. 3585

Meine liebste Floßhilde!

Waschen wir die restlichen Flecken
dieser
RÖCKE
in Rheingold

Woglinde


Ein Appell an die müde Crew von Kernöl!
Gerne schicken wir eine Unterschriftenliste aus!

diana, 2007-05-02, Nr. 3584

1. Danke für euer tolles feedback. nämlich KEINES

TROTZDEM:


aufruf zur reinwaschung

des kärntner dirndlkleides
des kärntner rock

auszug/text/D.Wolschner 2005-07-08: warum das schwein als schimpfwort herhalten muss und warum die KZ`s des 21. Jahrhundert die massentierhaltungslager und schlachthöfe der heutigen zeit sind

kommentar nr.2008/martin moser:
Aber bitte lassen Sie, oder lasse Du, das Dirndlkleid weg, denn das ist ja nun wirklich geschmacklos, um nicht zu sagen sauhässlich (und stört mich auch ideologisch).

kommentar nr.2010/diana wolschner:
vergessen wir das nazigold und tauchen das braune dirndlkleid in naziblut, damit waschen wir das dirndlkleid, frei von jeder schuld!

eine tracht zu tragen ist:
ein politisches schlagwort?
eine uniform?
ein gefühl der zugehörigkeit?
eine kulturell geprägte einstellung?
eine verkleidung?
eine feschheit?

in vielen fällen wird die tracht missachtet und missbraucht. sie wird falsch gedeutet und beschmutzt. beschmutzt vom gedankengut der wirklichen/wahren „nest und landbeschmutzer“, deren ziel es ist die tracht zur starren und militanten uniform zu manifestieren und damit die menschen, welche diese tracht tragen zu manipulieren und auf destruktive angstmachende weise zu beherrschen.
im gesamtkontext wird der aktivistische akt der kärntner dirndl und rock-reinwaschung eine reinwaschung für alle die sein:

die gerne ein echtes kärntner dirndlkleid oder einen echten kärntner rock anziehen würden, sich aber aus negativ behafteten ideologischen gründen, nicht dazu entschließen können

die sich intellektuelle nennen und sich sehr wohl auch dadurch isolieren und zu uniformierten machen. mit der reinwaschung der tracht sollen unterschwellige und unbewusste gefühle empor gehoben werden, welche zur eigenen unsicherheit in der verbarrikadierung des intellektes geführt haben.
anna freud/das ich und die abwehrmechanismen: Die intellektualisierung ist ein abwehrmechanismus, der zusammen mit einer asketischen einstellung der abwehr verstärkter agressiver und sexueller impulse dient.
um diese impulse um/abzuleiten würde eine „rein“ waschung der tracht ein versuch der versöhnung sein, eine art brücke wird zwischen eingebildeten „verfeindeten“ fronten gebaut.

ablauf der waschung:

jeder teilnehmer erhält ein dirndlkleid oder kärntner rock(es gibt keine erzwungene geschlechterspezifische rollenaufteilung. bedeutet: männer können dirndl waschen, frauen können kärntner rock waschen)

jeder teilnehmer erhält einen trog, gefüllt mit eingefärbten echten kärntner trögenerklamm wasser (die einfärbung der farbe und die auswahl der farbe kann jeder teilnehmer frei für sich selber entscheiden).


die teilnehmer beginnen synchron mit der reinwaschung

mit beginn der waschung setzt die musik ein (die musikalische begleitung und unterstützung der aktion, soll eine speziell komponierte komposition sein, oder eine neue interpretation der kärntner nationalhymne, fähige personen- bitte unter dwolschner@gmx.at melden)

nach beendigung der waschung, wird die kärntner tracht nach persönlichen wunsch der teilnehmer auf eine wäscheleine aufgehängt, oder gleich angezogen (anziehen wäre natürlich besser)



1. Dort, wo Tirol an Salzburg grenzt,Des Glockners Eisgefilde glänzt,Wo aus dem Kranz, der es umschließt,Der Leiter reine Quelle fließt,|: Laut tosend, längs der Berge Rand Beginnt mein teures Heimatland. :|2. Wo durch der Matten herrlich GrünDes Draustroms rasche Fluten ziehn;Vom Eisenhut, wo schneebedecktSich Nordgaus Alpenkette streckt|: Bis zur Karawanken Felsenwand Dehnt sich mein freundlich Heimatland. :3. Wo von der Alpenluft umweht,Pomonens schönster Tempel steht,Wo durch die Ufer, reich umblüht,Der Lavant Welle rauschend zieht,|: Im grünen Kleid ein Silberband, Schließt sich mein liebes Heimatland. :|4. Wo Mannesmut und Frauentreu'Die Heimat sich erstritt aufs neu'Wo man mit Blut die Grenze schriebUnd frei in Not und Tod verblieb;|: Hell jubelnd klingt's zur Bergeswand: Das ist mein herrlich Heimatland. :|

Dirndl(kleid), 2007-05-03, Nr. 3586

Ein Kleid für die Dirn'
Das Dirndl als Teil der österreichisch-bayrischen Tracht ist um 1870 entstanden und ging in den 1930er-Jahren als modische Novität um die Welt
Das Dirndl(kleid), von mhd. "dierne", "junge Frau", bayrisch-österreichisch "junges Mädchen", ursprünglich Arbeitsgewand des weiblichen Gesindes, bezeichnet ein Trachtenkleid, das aus der bäuerlichen Kleidung in Österreich und Bayern um 1870 herum entstanden ist. Zur Tracht wiederum gehört all das, was getragen wurde (ahd. "drahta", mhd. "trahte", Wortgruppe "tragen"). Kostümgeschichtlich wird zwischen Standestracht als einheitlicher Kleidung einer Gruppe - BäuerInnen, JägerInnen etc. - und Modetracht unterschieden. Im Zuge der Trachtenerneuerung sind dann Volkstrachten aufgekommen, die als nationale bzw. patriotische Bekenntnisse aufzufassen sind und zumeist auf die bäuerliche Tracht zurück gehen.
Leib, Rock, Bluse und Schürze
Das Dirndl setzt sich zusammen aus Leibl, Rock, Bluse und Schürze, wobei bei ersterem grundsätzlich zwei Varianten bestehen: Entweder hat es im Rücken ein gefaltetes kleines Schößchen oder ein im Vorderteil geschnürtes Mieder. Der Rock wird ebenso wie das Leibchen aus buntgewebten bzw. bedruckten - oftmals Blaudruckware - Baumwollstoffen gefertigt und weist in der Taille sogenannte "Stäbchenfalten" (parallel gereihte Zugfalten) auf. Die Bluse, zumeist aus weißem Batist, ist am Dekolleté gesmokt oder bestickt, beispielsweise mit den Initialen der Trägerin, und hat desöfteren Puffärmel. Die Schürze kann je nach lokaler Tracht beinahe jede Farbe aufweisen, ist aber in den Originalen zumeist einfärbig, selten mit zarten Blumen- oder Rankenmuster versehen.
Symbolik der Schleife
Angeblich symbolisiert die Schleife, mit der die Schürze gebunden ist, den ehelichen Status der Trägerin: Bindet sich die Trägerin ihre Schleife auf der rechten Seite, so signalisiert sie, dass sie verheiratet ist. Eine Schleife auf der linken Seite bedeutet, dass die Trägerin noch ledig ist. Da in der Zeit, aus der die Schleifenvarianten kommen, unverheiratet in aller Regel gleichbedeutend mit Jungfräulichkeit war, gibt es auch nur diese beiden. Andere Ideen - rechts bedeute Freund haben oder mittig bedeute Jungfrau - sind heutige Mode.
Modische Varianten
Etwa um das Jahr 1900 wurde das bäuerliche Dirndlkleid für den Provinzaufenthalt der Städterin modern. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen neben den Baumwoll-Dirndln aus Wolle gestrickte Dirndlkleider auf. Lokal begrenzt blieb es dennoch. Das änderte sich erst in den 1930er-Jahren, als die Operette "Im weißen Rössl" Weltruhm erreichte und das Dirndl als Modehit entdeckt wurde. Besonders in den USA erfreute es sich höchster Beliebtheit.
Daraus folgte, dass auch für das modische Sommerkleid Trachtenelemente übernommen wurden. Sogar die weißen Puffärmel, die Schnürmieder und Schürzen fanden Eingang. Für das Winterdirndl verwendete man nun Flanellstoffe in den Farben Lodengrün und Dunkelblau und stattete es mit Details der bäuerlichen Arbeitstracht aus. Eine reine Modesache und daher relativ neu ist das Abenddirndl, wofür Materialien wie Brokat und Damassé verwendet werden. In den letzten Jahrzehnten erfuhr das Dirndl zahlreiche modische Variationen, was sich auch auf die Länge des Saumes auswirkt, die jener der aktuellen Kleiderlänge angepasst wird. (dabu)

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Die Geschichte Wiens auf Wienerisch. Lesung und Buchpräsentation von und mit Ludwig Roman Fleischer
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