2007-02-26
Zangengeburt
Jesenice - VSV 3:4
War das eine schwere Geburt. Gestern in Jesenice. Das hat Nerven gekostet. Und gedauert. Bis unsere zwei Punkte endlich auf der Welt waren. Jetzt sind sie allerdings gesund und munter im Trockenen. Und der Vater, der Gert Prohaska, kann sich in Ruhe ein Märzen gönnen. Wie schon nach den letzten paar Partien. Er ist unser Trumpf-As. Er ist der Rückhalt, den eine Truppe braucht, die ausgezogen ist, den Titel zu verteidigen. Und natürlich werden wir derzeit das eine oder andere Mal vom Glück bei der Hand genommen. Und ein bisschen begleitet. Das will ich hier gar nicht abstreiten. Aber das gehört auch dazu. Und manchmal steht es dir auch zu. Ich hoffe nur, dass wir nicht schon vor dem Play-off unser ganzes Glück verbrauchen. Weil Sie wissen ja. Es gleicht sich in einer Meisterschaft alles aus. Meistens halt.
Dabei hat es zunächst nach einer klaren Sache ausgesehen. Die Adler haben nach 48 Minuten komfortabel 3:0 geführt. Es hat den Anschein gehabt, als könnten wir uns den ersten Sieg in Jesenice quasi im Spazieren gehen gutschreiben lassen. Aber da haben wir uns getäuscht. Und auf einmal haben wir ziemlich blöd aus der Wäsche geschaut. Da ist es plötzlich 3:3 gestanden. Und sofort war die Erinnerung an den Freitag da. Wo Jesenice in Wien auch aus einem 0:3 Rückstand, noch einen 4:3 Sieg gemacht hat. Noch dazu mit 2 Short-hander in einer 5:3 Unterlegenheit. In nur 22 Sekunden. Unglaublich. Und augenblicklich wurde mir wieder bewusst, dass die Slowenen ja gerade auch Salzburg und Linz überzeugend geschlagen hatten. Und dass ich ja noch vor 2 Tagen selbst vor Jesenice im Halbfinale gewarnt habe.
Genau 7 Minuten und 22 Sekunden haben den Steelers nämlich gereicht, um uns die Arbeit von 56 Minuten zunichte zu machen. Von 0:3 auf 3:3 auszugleichen. Das glaubst du nicht. Und dann hast du natürlich auch das Momentum gegen dich. Und auf einmal scheint alles gegen dich zu laufen. Es hatte plötzlich den Anschein, als wäre die Partie nicht mehr zu retten.
Vor allem, wenn du schaust, was für Jesenice auf dem Spiel stand. Die turnen nämlich ziemlich nervenaufreibend am Strich herum. Da müssen Sie einmal mit den Fans der Arconi-Truppe reden. Die können Ihnen ein Lied davon pfeifen. Was es heißt, pausenlos kalt-warm geduscht zu werden. Jetzt 7 Runden vor Schluss des Grunddurchganges. Weil die Wiener wollen Jesenice natürlich lieber auf der anderen Seite vom Strich sehen. Nämlich auf der unteren. Und auch die Innsbrucker sind für einen so frühen Urlaub nicht zu begeistern. Die wollen natürlich auch noch mitdiskutieren. Um diesen einen, heilbringenden 4. Tabellenplatz. Und wer die Sturheit der Tiroler kennt, weiß ganz genau, die werden keine Ruhe geben. Und ich sag es Ihnen wie es ist. Die werden solange raufen, bis zwei von ihnen plärren werden. Sie werden schon sehen.
Da kannst du dir also lebhaft vorstellen, was da los war. In der Stahlstadt. Die Hütte war voll und die Heimmannschaft holt ein 0:3 auf. Das enthusiastische Publikum wollte jetzt natürlich mehr. Und 4 Minuten blieben den Slowenen noch, das Spiel endgültig zu drehen. 4 Minuten, in denen sie den Adlern zeigen wollten, wer in ihrer Halle das Sagen hat. Wie schon in den 3 bisherigen Saisonspielen zuvor. In Jesenice. Da können Sie sich vorstellen was die nochmals für einen Motivationsschub gekriegt haben. Die haben die Moral mit 10 Liter Eimern auf die Spielerbank geschüttet gekriegt. Nach dem 3:3.
Aber die Adler sind halt nicht die Wiener. Und olle Tog is nit Sunntag. Obwohl gestern eigentlich schon Sonntag war. Aber man sagt halt so. Und die Blau-weißen denken da ganz ähnlich. Weil, die haben sich gedacht, jetzt lassen wir uns aber die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Da stehen wir den ganzen Abend am Herd und schwitzen wie die blöden, und am Ende werden die Anderen den Braten schmausen. So sicher nicht. Nicht mit den Villachern. Das kannst du mit den Wienern machen. Die sind vielleicht blöd genug. Aber nicht mit uns.
Und, wenn ich Ihnen am Freitag schon berichtet habe, dass die Linie Bousquet-Gauthier-Peintner immer besser auf Touren kommt, so trifft das für gestern wohl noch viel mehr zu. Alle 4 Tore fielen als diese Linie am Eis war. Und so war es schließlich Dany Gauthier vorbehalten, 2:24 vor dem Ende, mit einem Traumtor, den Glavic zum 4:3 für Villach zu bezwingen. Mehr brauchst du nicht. Das war die passende Antwort, nach der wir gesucht hatten. Und ich sage es Ihnen wie es ist; viele Mannschaften sind nicht so schlagfertig wie die Adler. Mit ihrer Antwort. Ganz sicher nicht. Aber umsonst sind wir ja auch nicht Meister.
Der Rücken freigehalten wird unserer 1er Linie aber, und das soll hier an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, von der Kromp-Edgerton-Brown Linie. Die werden nämlich mit schöner Regelmäßigkeit vom Greg Holst auf die 1er Blöcke der Gegner angesetzt. Und die machen ihre Sache exzellent. Auch das können Sie mir glauben. Dadurch entsteht aber für unseren Paradeblock natürlich ein gewisser Freiraum, für ihre Kreativität. Und das schlägt sich dann halt auch in Toren nieder. Wenn nur alles auf der Welt so einfach zu erklären wäre.
Somit ist jetzt auch dieser weiße Fleck auf unserer Landkarte verschwunden. Wir haben Jesenice endlich in ihrem eigenen Stadion geschlagen. Das tut natürlich gut. Um mich allerdings für die Idee eines Halbfinales gegen die Slowenen erwärmen zu können, ist es mir noch ein bisschen zu wenig. Nicht, dass ich jetzt einen Gegner speziell fürchten würde. Aber das furiose Offensiv-Hockey der Asslinger, kann Einem schon den kalten Schauer über den Rücken jagen. Obwohl, wir haben heuer kaum schönere Eishockeyspiele erlebt, als gegen den Nachbarn. Und so können wir uns morgen auf ein herrliches Spektakel gefasst machen. Denn da ist Jesenice schon wieder bei uns in der Stadthalle zu Gast. Ich freue mich schon.
vsvfan