2006-12-03
Ein Abend mit Freunden
VSV - Jesenice 5:3
Für heute Abend haben wir uns unsere Nachbarn zum Abendessen eingeladen. Das erhält die Freundschaft. Außerdem waren sie uns ja noch einen Besuch schuldig. Aber eines vorweg; Geschenke, sportlicher Art, haben uns die Slowenen nicht mitgebracht. So weit geht dann die Freundschaft wieder nicht.
Eingestellt waren wir auf gutbürgerliche Hausmannskost, also eher Deftiges. Serviert haben uns die Spieler dann ein Galadinner, das einen auf der Zunge zergangen ist. Von Beginn an brannten beide Mannschaften ein Offensivespektakel ab, das es nur so eine Freude war, beim Zuschauen. Und nach 3 Minuten hatte Jesenice bereits genug von der Vorspeise. Man kam zum Hauptgang. Dem Tore schießen. Schon im ersten Powerplay mussten wir das 0:1 schlucken. Ungekaut und auf nüchternen Magen.
Ab jetzt rollte Angriff auf Aufgriff, sowohl von den Gästen, als auch von den Adlern. Im 10 Sekunden Stakkato wechselten die Szenen. Das Tempo atemberaubend. Die Aktionen aus dem Bilderbuch. Und im Mittelpunkt des Geschehens standen natürlich die 2 Torhüter. Beide bestens gelaunt und richtig warm geschossen. Dabei hatte ich noch vor dem Spiel auf ein kleines Formtief beim Kotyk gehofft. Weil in Salzburg hat der schöne Eier gelegt. Am Freitag. Aber nichts da. Den Gefallen tat er mir nicht. Er war prächtig aufgelegt und hütete seinen Arbeitsplatz nach allen Regeln der Tormannkunst. Dem stand aber der Berni Starkbaum um nichts nach. Aber um gar nix. Der hat eine saustarke Partie hingelegt. Für mich der beste Adler des Abends.
Es ging also hin und her. Und es schien schon so, als würden wir den Stahlkochern nicht beikommen können. Aber dann folgt der Auftritt des Raffl Nachwuchses. Die Gebrüder Raffl. Die Raffl Brothers. Zuerst der Michael. In seinem erstes Spiel, wo er den Gitterhelm hat abnehmen dürfen. Und dann macht er gleich wie ein großer den Ausgleich zum 1:1. Das wiederum wollte der Thomas dann so nicht stehen lassen. Weil bei den Großen spielt er schon 2 Jahre länger. Also legt er, nur eine Minute später das 2:1 drauf. Die Nuss scheint geknackt. Der Name Raffl steht in Villach ja auch für Qualität. Topqualität.
Aber leider hielt die Freude nicht lange. Sie wissen schon. Angriffe im furiosen Stakkato. Und nur 17 Sekunden später sind wir schon wieder quitt mit Acroni. Jesenice versammelt sich wieder um den dampfenden Hefen. Ausgleich, 2:2. Was uns dann aber doch wieder wurmt. Weil eigentlich haben wir ja das ganze 2. Drittel ordentlich Eishockey gespielt. Sehr ordentlich sogar. Und dann wollten wir das auch schwarz auf weiß haben. Oder halt zu mindestens auf der Anzeigentafel. Und da kam uns ein Powerplay gerade recht. Genauer gesagt dem Mickey Ellick. Der geht durch, deutet den Pass an, und der Kotyk macht den Spaß mit. Er gibt dem guten Mickey das Kurze frei. 3:2. Was willst du mehr. Genial.
Aber irgendwie hat Jesenice in der letzten Pause noch ein paar Powerriegel in der Kabine gefunden. Weil die kamen aus der Pause, als hätten sie noch einen Adler zu rupfen. Mit uns. Genauer gesagt: Uns. Buh, da hatten wir plötzlich große Probleme mit der Thermik. Die Slowenen haben uns die Luft aus der Halle geatmet. So sind die gelaufen. Und ohne der nötigen Luft sind wir dann auch nicht so richtig ins Kreisen gekommen. Da sind uns ihre Edelstahlgeschosse nur so um die Ohren gepfiffen. Das hat sich dann auch, fast zwangsläufig, im Resultat niedergeschlagen. Wieder Ausgleich. 3:3. Und fast musste man um unsere Adler ein bisschen Angst haben. Aber halt nur fast. Weil wieder kam uns ein Powerplay zu Hilfe. Und wieder ist es der Mickey Ellick. Ihm platzt an der blauen Linie der Kragen. Und ausbaden muss das der arme Kotyk. 4:3 leuchtet es von der Anzeigentafel. Die richtige Antwort zum richtigen Zeitpunkt. Aber wir haben das Hummerbesteck auspacken müssen, um diesen Stahlpanzer zu knacken. Soviel steht fest.
Und jetzt verlangten natürlich wieder die Gäste aus Slowenien Nachschlag. Und zwar heftig. Weil das, was wir ihnen bis jetzt serviert hatten, schmeckte ihnen zwar. Aber es war in ihrem Sinne zu wenig. Weil, wenn du, nach so einer Prachtpartie, mit einem 3:4 zurück durch den Tunnel musst, dann hat das einen schalen Beigeschmack. Wie beim Koitus interruptus. Du bist zwar drangekommen, aber am Ende hast du das Pulver in die Luft geschossen. Zumal sie allemal ebenbürtig waren. Und dementsprechend legten sie nach. Sie schalteten Dritte, Vierte. Und als das immer noch zu wenig war, musste der Kotyk auch noch vom Eis. Zu Sechst nieteten sie uns ins eigene Drittel. Sie probierten alles. Aber die Adler wissen schon wie man zum Schluss hin seinen Horst sauber hält. Und dann, wenn dann noch Zeit bleibt überhaupt, bei der vielen Aufpasserei, dann legen sie den Gästen ganz gerne noch was ins fremde Nest. Einen für die Reise. Und heute hatten sie die Zeit. 5:3. So soll es sein.
Es hat geschmeckt heute. 2 gutgelaunte Eishockeymannschaften haben eine Menge Spaß gehabt. Miteinander. 2 tolle Offensivemannschaften haben Hockey vom Feinsten gezeigt. Und, ob Sie mich jetzt auslachen oder nicht, die Paarung Villach – Jesenice ist eine absolut denkbare Finalvariante. Aber bis dorthin wollen wir unseren Blick noch gar nicht schweifen lassen. Da rinnt schon noch der eine oder andere Liter Wasser die Drau hinunter. Da sind noch eine Menge Spiele dazwischen. Aber wenn sie von der heutigen Qualität sind, dann können es gar nicht genug sein.
vsvfan