2006-12-08
Zwischenbilanz
Red Bull Salzburg - VSV 3:1
Dreh um die Hand, und die halbe Saison ist vorbei. Halbzeit. Jetzt wird einmal zusammengezählt und gerechnet. Genauer gesagt dividiert. Durch 2. Weil bei uns in der Liga sind die Punkte bis Maria Empfängnis nur die Hälfte wert. Kurios. Ein Unikum sozusagen. Da kannst du dich auf der ganzen Welt umschauen. Das findest du nur bei uns. Ist halt so. Und Sie wissen das ohnehin schon längst. Und die Vereine wohl auch. Deswegen verliert man darüber kein Wort mehr. Weil voriges Jahr, und vorvoriges Jahr haben wir von diesem Kunstgriff profitiert. Heuer wäre es uns natürlich lieber, du kriegst das in der Tabelle angerechnet, was du dir am Eis erarbeitet hast. Klar. Weil wir stehen blitzsauber da. Sind ganz vorne dabei. Haben 18 Siege, als Ernte in den Stadel gefahren. Das sind dann in Euro, also nach der Punkteteilung, immer noch 21 Punkte. Unterm Strich. Eine solide Basis. Ein Fundament, wo sich nach Villacher Geschmack, schon ein hübsches Häuschen drauf stellen lässt. Wenn es irgendwie geht, vielleicht sogar mit dem Meisterlorbeer im Vorgarten.
Wie gesagt eine solide Basis. Mehr aber auch nicht. Weil jetzt geht es natürlich erst richtig los. Jetzt sind 2 Punkte auch tatsächlich 2 Punkte. Und die Abstände zwischen den Teams sind denkbar knapp. Massaker mäßig, beinahe. Das wird hammerhart. Überhaupt, wenn man sich die Formkurven der einzelnen Teams anschaut. Und die sich daraus ergebende Tendenz. Salzburg und Villach sind zwar scheinbar Herr der Lage, aber keineswegs mit einem Freifahrtschein für die Titelkämpfe ausgestattet. Aber wenn beide Teams ihre derzeitige Konstanz halten können, dann sollten sie mit den Heimpartien die Play-offs erreichen können. Weil 50 Punkte werden für das Halbfinalticket reichen. Denke ich.
Dann folgen Innsbruck und Wien mit je 16 Punkten. Beide mit eher durchwachsenen letzten Wochen. Also Tendenz fallend. Und beide spüren schon den Atem, von dem in vollem Tempo daherbrausenden Trio Jesenice, Linz und Klagenfurt. Alle drei mit steigendem Aktienkurs. Was auch gleichzeitig eine Leseranfrage der letzten Woche beantwortet. Ja – in Klagenfurt wird noch Eishockey gespielt. Und, nein – man hat sich nicht die Köpfe gegenseitig eingeschlagen. Das waren alles nur Zeitungsenten. Nichtsdestotrotz hat die Mannschaft ganz schön Laut gegeben. In den letzten Wochen. Die haben das Loch zum Mittelfeld zugefahren und sind wieder voll im Geschäft. Aber, ob diese mörderische Konkurrenz auch gut für das Geschäft ist, ist eine andere Frage. Weil, wenn du schaust, wie bei den Klubs die Spieler und Trainer nur so hinaus spritzen, dann musst du dich schon fragen, ob das noch gesund ist. Finanziell gesehen. Wir sind da ja von diesen familieninternen Querelen verschont geblieben. Dem Guiseppe Mion und seinem Team, sei Dank. Das muss auch einmal gesagt sein.
Ach ja. Dann waren da ja noch die Grazer. Die können einen echt Leid tun. Die Grazer. Nicht genug, dass sie im Kollektiv ihre Verletzungspech-mäßigen Wunden lecken müssen. Was sie übrigens mit selbstmitleidiger Hingabe geradezu zelebrieren. Bescheinigt ihnen noch dazu ihr Präsident heute auf Premiere ein ganz schlechtes Ergebnis, der in der Grazer Mannschaft durchgeführten Pisastudie. Sprich, er schimpft seine Mannen vor der laufenden Kamera, als zu blöd zum Eishockey spielen. Graz gilt somit als die Stadt schlechthin, wo Eishockeyspieler in der Zukunft ihren Unterhalt verdienen wollen. Weil dort ist der Präsident gleichzeitig Hobbypsychologe. Und als solcher gibt er die, von ihm erstellten und fachlich höchst fundierten, geistigen Befunde der Spieler, einer interessierten, oder vielleicht auch gar nicht so wirklich interessierten, Öffentlichkeit, mittels Television bekannt. Das würde mich auch reizen.
Ach so, deswegen haben Sie gar nicht herein gelesen heute. Sie wollten den Kommentar zu der Partie der Villacher Adler gegen die Salzburger Stiere überfliegen. Weil die Tabelle können Sie sich auch selber anschauen. Zu Hause in Ruhe. Am Klo. Und sich ihren Teil dazu denken. Und am Ende nützt ja auch kein Wenn und Aber. Und keine Tendenz. Und keine noch so gefinkelte Prognose. Da haben Sie schon Recht. Da zählen nur die Fakten. Und Fakt ist das der VSV heute in Salzburg gespielt hat. Und verloren hat. Jetzt tun Sie bloß nicht so, als ob Sie das noch nicht gewusst hätten. Sie brauchen mir gar kein Salz in die Wunden zu streuen. 1:3. Mehr war nicht.
War vielleicht auch gar nicht möglich. Weil, wie wir in Salzburg aus dem Bus gestiegen sind, ist es schon 3:0 für die Gummibären vom Herrn Mateschitz gestanden. So schnell haben wir gar nicht schauen können. Da hat uns eine 5:3 Unterlegenheit gleich zu Beginn des Spiels auch nicht wirklich weitergeholfen. Weil der Marco Pewal hat das natürlich gleich ausnützen müssen. Anstatt, dass der Bub daheim spielt, wie es sich für einen Villacher seines Kalibers gehören würde. Nein, semmelt der uns stattdessen auch noch einen rein. Mehr brauchst du nicht. Von da an ging es in die falsche Richtung. Dem 2:0 folgte das schnelle 3:0. Die Drittelpause beendete dann Gott sei Dank unseren feiertäglichen Frühschlaf. Sie brachte uns wieder etwas zu Bewusstsein. Und damit war das Schlimmste dann auch schon überstanden. Es tat nicht mehr weh. Sie haben nicht mehr gebohrt. Wir konnten anstandslos mithalten und haben Schadensbegrenzung geübt. Dem Roland Kaspitz gelang, mit seinem 2. Saisontor, sogar noch unser Ehrentreffer. Aber wie gesagt mehr war dann nicht mehr.
Und damit hat sich auch ein erster, aber völlig unwichtiger Kreis geschlossen. Mit einem 3:5 haben wir nämlich die Saison bei denn Bullen begonnen. Und mit einer Niederlage beenden wir die erste Runde. Auch bei den Mozartstädtern. Und ohne, dass wir es richtig mitbekommen hatten, saßen wir auch schon wieder im Bus auf der Tauernautobahn und tuckern Richtung Süden. Kommenden, schwierigen Aufgaben entgegen. Frohgemut, ob unserer Ausgangsposition. Aber uns auch der Schwere des Unternehmens „Titelverteidigung“ voll bewusst.
Lasst die Spiele beginnen.
vsvfan