2007-03-30
Finale zum Quadrat
VSV - Salzburg 4:3 n. P. (2. Finale)
In einem Stierkampf sind meistens die Stiere die Blöden. Punkt. Die müssen den Schädel hinhalten. Die müssen die Krot schlucken. Die müssen, gereizt bis aufs Blut, den Staub der Arena auflecken. Die sterben den plötzlichen, den grausamen, den langsamen Tod. So lautet die Regel. So ist es Brauch. Und, ob Stiere oder Bullen war den Adlern heute einerlei. Irgendein Rindvieh sollte es sein, das unsere, ansonsten derzeit fleischlose, aber keinesfalls karge, Fastentafel auffetten sollte. So viel stand fest.
Und es wurden 195 hochkarätige Minuten das pure Finale. Play-off für den Krimi Fan. Endspiel satt. Wenn du es so willst. Da war alles hineingepackt, was in so ein Hochamt des Hockeys halt gerade noch hineingeht. Und vor allem, was du gerade noch durchstehen kannst. Nervlich. Auf der Tribüne. Das war Sex bei hundertachtzig Sachen auf der Autobahn. Das war Alfred Hitchcock und Steven King, Hand in Hand, bei einem ihrer legendären Spaziergänge auf unseren Nerven. Ihre Thriller sind da nix dagegen. Das kann ich Ihnen sagen. Da gingen die Batterien der Herzschrittmacher reihenweise in die Knie. Und selbst als Stoiker verschriene Menschen haben ihre Nägel mitsamt den Fingern abgekaut.
Weil immerhin mussten wir die Salzburger Bullenherde bis ins Penalty schießen treiben. Bevor ihnen unser Matador, der Marc Brown, mit seinen Degen, den tödlichen Stoß versetzen konnte. Und gewehrt haben die sich ordentlich. Das müssen Sie mir glauben. Aber sie haben einen entscheidenden Fehler gemacht. Sie haben unser Spiel angenommen. Sie haben sich auf den Kampf eingelassen. Anstatt ihre spielerische Überlegenheit konsequent durchzuziehen. Die wollten unbedingt Körperkontakt heute. Und uns war das nur recht.
Dem Komiker Schimm wohl auch. Denn durch die rustikale Spielweise der beiden Mannschaften konnte er gleich einmal unter Beweis stellen, auf welcher Seite er stand. Und das seinem Heimatdorf Waldraiburg, das diesen unseligen Knecht in die Welt hinaus spie, und wo immer das auch in Deutschland liegen mag, der Mönchsberg immer noch näher ist, als der Dobratsch. Und vor allem, dass der Didi Mateschitz ein echter Profi ist. Auf seine Art. Der überlässt wirklich nix, aber schon gar nix, dem Zufall. Wenn er sich den Titel kaufen will. Mit seiner 5,5 Millionen Euro Truppe. Da muss schon auch der Schiri mittanzen. Wenn der Erzheilige des Gummibärengeschmacks den Takt schlägt. So scheint halt in Salzburg der Brauch.
Und so darf es Einen nicht wundern, wenn die Partie im zweiten Drittel knapp vor dem Abbruch stand. Da spazierte sogar ein Fan seelenruhig auf das Eis, um dem Schiri ein paar Hunderter unter die Nase zu reiben. Nur damit der Parteiische auch wusste, dass wir wissen. Welch Geistes Kind seine indiskutable Leistung war. Red Bull verleiht halt nicht nur Flügel. Sondern scheinbar auch Schiris. An den österreichischen Eishockeyverband.
Aber die Adler schien das nicht zu stören. Sie trugen das ihnen, vom zebragestreiften Schicksal, auferlegte Kreuz in Würde. Sie nahmen die tragisch komischen Entscheidungen der Pfeife hin, als wären sie buddhistische Mönche bei einer Demutsübung. Aber nicht, dass Sie jetzt meinen wir hätten nicht hingelangt. Oder zurückgezuckt. Wegen dem deutschen Heini. Das nicht. Wir haben uns die Strafen schon erarbeitet. Im Schweiße unseres Angesichts sauer verdient sogar. Aber die Gäste durften das Gleiche, was uns in Form von Zeitstrafen zugute gehalten wurde, halt ungestraft tun. Da wurde mit zweierlei Maß gemessen, dass Einem das Adrenalin und das Blut nur so aus den Augen spritzten.
Aber was solls. Wir haben nach unserer 1:0 Führung, die uns der Danny Bousquet schon bald herausschoss, zweimal einen Rückstand gegen diese abgebrühte Söldnertruppe aufgeholt. Wir haben eine ganze Menge Unterzahlspiele heil überstanden. Wir haben ein Penalty shout out in überzeugender Manier gewonnen. Wir haben das Glück gezwungen und die Serie auf 1:1 gestellt. Wir haben unseren Tank randvoll gefüllt mit Moral. Wir haben gezeigt, dass der Pot immer noch in Villach steht und dass wir keineswegs bereit sind ihn freiwillig herauszurücken. Wer diesen Häfen von uns haben will, der muss ihn sich schon holen kommen. Und geschenkt kriegt er ihn nicht. Da können Sie sicher sein. Weil für diesen Pokal muss Herzblut sprudeln. Da müssen Zähne zusammen gebissen werden. Und Tränen fließen. Da müssen Träume gelebt und das Leben geträumt werden. Da muss der Schmerz der Bruder der Freude sein. Und die Qual eine Tochter des Willens. Da muss dich eine Welle erfassen, die dich hinausträgt. Weit, auf das offene Meer. Bis hin zum Rand der Glückseligkeit. Und genau da, an diesem Punkt, wo du glaubst, jetzt hast du es geschafft, kreisen hoch droben die Adler.
Es ist Finale.
vsvfan