2007-02-28
Qualitätskontrolle
VSV - Jesenice 4:2
Was für ein Spiel. Was für ein Sieg. Was für ein VSV. So schön kann Eishockey also sein. Immer, wenn unsere Cousins aus Slowenien zu Besuch kommen, dann kannst du getrost davon ausgehen, dass du des Öfteren mit der Zunge schnalzen wirst müssen. Wenn du in die Villacher Stadthalle pilgerst. Weil die Adler und die Acroni Truppe, das geht gut zusammen. Das verträgt sich ausgezeichnet. Da spielen 2 Mannschaften Offensiv-Hockey, dass du mit dem Schauen oft hinten nach bist. Da kommen die Torsituationen im Sekundentakt. Und du wirst regelrecht schwindlig, wenn diese 2 Teams ihre hohe kanadische Eishockeyschule, dem geneigten Publikum vorführen. Und wenn dann auch noch die Dramaturgie des Geschehens perfekt abgestimmt ist, dann kannst du getrost von einem Eishockeyfest sprechen. So, oder so ähnlich müssen Frauen wohl einen multiplen Orgasmus erleben.
Dabei geht es für uns ja praktisch um nix mehr. Einmal abgesehen davon auf welchem Rang wir den Grunddurchgang abschließen werden. Und natürlich um die Formkontrolle und die Feinabstimmung. Aber das Play-off ist fix. Da gibt es nix mehr herumzudeuteln. Dadurch haben wir jetzt einen kompletten Durchgang Zeit, das richtige Set-up für das Halbfinale herauszutüfteln. Wir können demnach die letzten 7 Spiele völlig ohne Druck angehen. Quasi als letzte Qualitätskontrolle für die entscheidende Phase.
Und Jesenice war ein guter Prüfstein. Die haben uns auf Herz und Nieren durchgecheckt. Die haben uns auch schonungslos ins Gesicht gesagt, wo es noch ein bisschen happert. Bei den Adlern. Aber das ist logisch. Weil die Acroni Jungs haben mit uns einen Test in Echtzeit absolviert. Die stehen mit dem Rücken zum Strich. Quasi zum Abgrund. Und den Schritt zurück, wollen sie auf gar keinen Fall machen. Und, dass du gegen eine so hoch motivierte Truppe manchmal ins Schwimmen kommst, ist auch klar. Weil, wenn Razinger und Co einmal Fahrt aufgenommen haben, dann musst du da ganz schön was auspacken. Damit du den Slowenen auf Augenhöhe begegnen kannst.
Dabei begann alles so schön. Bereits in der 1. Minute hatte der Brown die Führung am Arbeitsgerät. Kann aber den kleinen schwarzen Teufel, nicht im Tor unterbringen. Wurscht. Was folgt ist ein Schlagabtausch mit offenem Visier. Es geht hin und her, in einem Tempo, bei dem dir richtig warm ums Herz wird. Und ich sage es Ihnen wie es ist. Die Asslinger Kollegen waren wieder einmal besser im Startdrittel. Aber in Tore umsetzen konnten sie ihren Elan diesmal nicht. Da war dann schon der Gert Prohaska vor. Oder seine drei Kollegen. Die linke und die rechte Stange. So wie die Querlatte. Weil die Stahlerzeuger aus Jesenice überprüften die Qualität unserer Eisenware ganz genau. Für meinen Geschmack fast ein bisschen zu oft. Aber das Material hielt das ganze Spiel über stand. Und der Pro natürlich auch. Was anderes war von dem guten Mann auch nicht zu erwarten?
Im ersten Powerplay schlenzte dann der „Iron“ Mike Stewart von der Blauen ins Netz ein. Der Bursche kommt genau zur richtigen Zeit wieder in Torlaune. Sie erinnern sich sicher noch, wann er im vorigen Jahr anfing zu treffen. Richtig. Zur Play-off Zeit. Was also den Mike betrifft, alles im Lot. Der ist bereit. Und auch das Spiel schien den richtigen Verlauf zu nehmen. Wir konnten mit den ersten beiden Blöcken, einen starken Gegner halbwegs kontrollieren. Leider fehlen uns die 3 Verletzten bzw. Kranken, der Roli Kaspitz, der Nikki Petrik und der Thomas Raffl, an allen Ecken und Enden in der dritten Linie. Da haben wir dann für 2 Wechsel sogar den Slivnik bei seiner Premiere als Stürmer (!) beobachten dürfen. Der Greg Holst und seine kaum enden wollende Phantasie. Aber alles war gut.
Doch diesmal misslang uns das zweite Drittel. Nicht dass wir eklatant abgefallen wären. Oder dass die Nachbarn uns etwa im eigenen Drittel eingeschnürt hätten. Oder, dass wir selbst nicht zu guten Möglichkeiten gekommen wären. Das nicht. Aber das 2. Drittel geht ganz klar an die Slowenen. Und das nicht nur nach Punkten. Sondern auch nach Toren. Weil was die Kerle aus der Stahlstadt da ins Villacher Eis schnitzten, war großes Eishockey. Die spielten sich eine Vielzahl toller Möglichkeiten heraus. Und nur ihr Unvermögen und natürlich unser Tormann verhinderten, vorerst, Hand in Hand den Ausgleich. Aber wie es halt so ist, wenn die 100 prozentigsten Chancen nicht genützt werden, und die schönsten Spielzüge nicht ins Tor führen, dann kommt sehr oft ein „ugly goal“ ins Spiel. Ein Tor, das eigentlich nicht zum Anschauen ist. Ein „grauslich Tor“. Der Albtraum für jeden Tormann. „Erzielt“ diesmal von Darrel Scoville und seiner Brust. Er ist halt einfach einem, an und für sich, harmlosen Schuss, der ziemlich hoch, quer vors Tor gespielt wurde, nicht mehr ausdawichen und fälscht mit der Brust ins eigene Tor ab. Damit aber nicht genug. Weil, wenn schon, denn schon. Sagt sich der Darrel. Und fälscht 22 Sekunden vor Drittelende abermals einen Schuss ab. Diesmal von der blauen Linie. Und schon stapften die Adler mit hängenden Köpfen und einem 1:2 Rückstand zum Pausentee.
Das letzte Drittel war dann ein Remake des Klassikers „High Noon“. Sie wissen schon. Die Hauptstrasse, das Zwölfe läuten und die 2 Protagonisten. Und genau so standen sich Villach und Jesenice in der Stadthalle gegenüber. Zum finalen Countdown. Wir wollten es jetzt wissen. Und wir bekamen Antworten geliefert. Antwort 1: Markus Peintner. In seinem unnachahmlichen Stil versenkt er nach einem Solo auf nur 2,6 Quadratmetern den Puck zum 2:2. Antwort 2: Günther Lanzinger. Zum 3:2. Endlich hat der Lanze wieder getroffen. Diesmal im Powerplay. Und was habe ich ihm das vergönnt. Weil er hat momentan sowieso ein bisschen die Seuche am Schläger und sucht nach seiner Form. Und dann fallen ihm auch noch seine 2 Sturmpartner aus. Da tut er mir schon etwas derbarmen, der arme Lanze. Und dann noch Antwort Nummer 3: Devin Edgerton. Er schließt eine Bilderbuchkombination mit dem Wolfi Kromp und dem Marc Brown ab. Die Halle ist, bis auf die 500 Jesenice Fans, komplett aus dem Häusl. Das tut gut. Das geht runter wie ein Villacher Märzen. Das ist Qualitätskontrolle genug. Wenn du dich zwei Mal in 48 Stunden als Eisenbieger profilieren kannst. Da bist du für die anstehenden Aufgaben gerüstet.
Aber, wo viel Licht, da gibt es auch Schatten. Sagt der Volksmund. Und leider nicht zu unrecht. Es war knapp vor Schluss, als der Danny Gauthier einen Schuss eines Slowenen auf die Schaufel seines Fußes bekam. Und wieder ist dort drinnen ein Knöchelchen geknaxt. So wie schon voriges Jahr. Sie erinnern sich sicher noch. Auch knapp vor dem Play-off. Scheiße. Ausgerechnet jetzt, wo der Bursche so gut in Form war. Wo er wieder drauf und dran war zum Denker und Lenker unseres Spiels zu werden. Wo er, nach seinem Heimaturlaub hoch motiviert zurückkam, und bereit war Leadership zu übernehmen und die Mannschaft zur Titelverteidigung zu führen. Aber eine kleine Chance, ein kleiner Rest Hoffnung bleibt noch. Der Knochen ist diesmal „nur“ angebrochen. Und mit einem kleinen Wunder… Lieber Daniel, alles Gute. Vielleicht schaffst du es ja bis zum 16.3. fit zu werden. Wir beißen mit dir die Zähne zusammen.
Aber auch für Jesenice ist mit der 4:2 Niederlage noch nix Gravierendes passiert. Sie sind derzeit zwar 1 Punkt hinter die Wiener, und damit hinter den Strich, zurückgerutscht, haben aber aus meiner Sicht das wesentlich günstigere Restprogramm und werden den 4. Platz schaffen. Dann schalten sie im Halbfinale die Salzburger aus und wir treffen uns im Finale mit den Nachbarn wieder. Zum Karawankencup. Mir könnte das schon taugen. Wie das allerdings die Linzer, die Wiener und vor allem die Salzburger sehen, kann ich Ihnen nicht sagen. Weil nördlich der Alpen schaut die Welt sicherlich ganz anders aus.
vsvfan