2005-02-12
Cavallini
Neujahrshauptvorsätze, Neujahrsnebenvorsätze und ein kleiner Hund
Cavallini in Aktion
Mein Neujahrshauptvorsatz für heuer lautet: Ich versuche das Rauchen nicht aufzugeben. Zugegeben, das wird schwer. Denn einerseits macht es mir der Finanzminister nicht ganz leicht, indem er die Preise für eine 20iger Einheit gleich um 50 Eurocent anhebt, andererseits sind da die selbsternannten Gesundheitsapostel, die unter dem Vorwand, sich um meine Gesundheit zu sorgen, sich mit den Bildern von zerschnittenen, Schlaganfall geschädigten Hirnen und abgebildeten, ebenfalls zerschnittenen Lungenkrebsen, auf meinen Zigarettenschachteln in aller Öffentlichkeit einen runterholen.
Dazu kommen die Italiener, die mir immer suspekter werden. Die ich für ein freiheitsliebendes Volk gehalten habe und bei denen mir nichts, dir nichts - ohne großes Murren ein Rauchverbot, praktisch überall, durchgesetzt wurde. Ja, und wenn du schon einmal dem Italiener mit solchen Verordnungen und Gesetzen auf den Kopf scheißen kannst, ohne dass sie sich, mit dem ihnen eigenen Talent der Improvisation zu helfen wissen, dann besteht wohl für den Rest der Welt kaum mehr Hoffnung.
Zu guter Letzt ist da noch die Maria, meine bald 7 jährige Tochter, die es mir nicht gerade einfach machen wird, meinen Vorsatz in die Tat umzusetzen. Ihr gegenüber ist es am schwersten meinen Pro-Raucherkurs zu vertreten. Also bitte erzählen sie ihr nichts von der Glosse. Ich vertraue Ihnen. Es wird auch so schwer genug das Rauchen nicht aufzugeben.
Einen Nebenvorsatz habe ich auch noch gefasst: Ich wollte Villach heuer, wie praktisch jedes Jahr, nicht öfter als zweimal verlassen. Einmal fahre ich mit der Familie ans Meer, also sprich nach Bibione, das andere Mal zu meiner Schwester und dem Paul, ihrem Mann, nach Solenau. Beides eigentlich Gegenden wegen denen man Villach nicht wirklich verlassen müsste, aber das eine hat eine lange Tradition und das andere ist Pflicht. Das eine habe ich schon in einer früheren Glosse gestreift und das andere wird sicher einmal Thema einer Glosse sein müssen. Vielleicht mit dem Titel: Solenau – Geld und Geschmack, ein Wiederspruch in sich oder die seltsamen Blüten der Wohlstandsverwahrlosung bei erwachsenen, um Wien hausenden Menschen, die ausschließlich Geld fressen und in Attrappen an Schotterteichen wohnen.
Heuer allerdings ging das Jahr praktisch schon mit einer Reise los, die sich einfach nicht einplanen ließ, die aber jetzt im Hintennach natürlich unaufschiebbar war. Wir mussten ins steirische Eibischwald ausrücken, um unseren neuen Mitbewohner, einen kleinen Terrier zu holen. Der arme Kerl war dort auf die Welt gekommen und wäre ohne uns von dort wahrscheinlich sehr schwer weggekommen. Vor allem, weil sein Vater, Jack Russell, Engländer war. Wahrscheinlich ein Besatzungshund, noch aus der Zeit nach dem Krieg, der sich einen feuchten Dreck um die Brut kümmerte, die er einer gewissen Josefine Russell, geborene Hollerer aus der Gegend um Köflach, andrehte, um danach das Weite zu suchen.
So konnte der junge Russell von Glück reden, dass es ihn bereits in den ersten Lebenswochen nach Villach in die Altenfelsstrasse verschlug, wo ihn ein sicheres Zuhause erwartete. Sicher, dazwischen lag die Soboth. Sie beförderte 2x den Mageninhalt des kleinen Hundes auf den Sitz des Alfas, was aber heute nur noch bei genauem Hinriechen festgestellt werden kann.
Frage nicht, was das für ein Hallo war, als die Kinder den kleinen Wicht sahen. Für den Abend wurde sofort eine Namensgebungskonferenz, an der nur Familienmitglieder teilnahmeberechtigt waren, einberufen, da wir uns bis zu diesem Zeitpunkt auf keinen Namen einigen konnten.
17 Uhr, J. Altenfelsstrasse 13, vier Gestalten und ein weißes Etwas mit braunschwarzem Kopf sitzen rund um den Küchentisch. Die Namensgebungskonferenz ist eröffnet. Vorsichtig rückt die Jutta, meine Frau, mit dem Vorschlag heraus, ihn, den jungen Russell, als legitimen Nachfolger des Herrn Karl, doch Tscharlie zu nennen. Der Einfachheit halber und um der Bequemlichkeit Willen. Buhrufe ertönen. Erste hitzige Debatten seitens der Kinder ergeben sich, weil wir gesagt hätten, demokratisch und mit vollem Mitspracherecht seien sie ausgestattet. Nun gut, das waren Argumente. Allerdings konnte sich lange Zeit keiner so richtig mit einem Vorschlag durchsetzen, bis endlich mir, wem sonst, die geniale Idee kam, den kleinen Russell nach meinem VSV-Lieblingseishockeyspieler Gino Cavallini zu nennen. Demokratie hin oder Demokratie her.
Sofort konnten sich alle für den Namen Gino erwärmen. Sie sahen sich mit dem Hund schon im Garten spielen und im Kinderpool mit ihm herum plantschen, riefen im Geiste schon seinen Namen, nämlich Gino, und er folgte ihnen aufs Wort und machte allerhand Kunststückchen.
Mit den Worten: „Gut, dann heißt er Cavallini! Sitzung geschlossen!“, beendete ich abrupt die Familienzusammenkunft. Den Interventionen der übrigen 3 Familienmitglieder und dem Geheule des kleinen Köters konnte nach Schluss der Sitzung natürlich nicht mehr stattgegeben werden.
Tagelang wurde ich noch von den Kindern, immer wenn sie den Hund rufen wollten, gefragt, wie er heißt. Sie konnten sich den Namen einfach nicht merken. Erst als die Jutta ihnen die Übersetzung des indianischen Namens Cavallini mitteilte, konnten sie ihn schließlich behalten. Das indianische Cavallini heißt nämlich: Der beim Brunzn die Fiaß hebt, und beim Scheißn in de Knia geht.
Und so heißt der steirische Sohn von Jack und Josefine Russell, bis ans Ende seiner Tage Cavallini.