2007-03-19
Glückstag
Linz - VSV 3:4 n.P. (2. Halbfinale)
Da haben die Linzer aber heute noch einmal ordentlich die Ärmel aufgekrempelt. Die waren sich nicht zu schade, die Schaufel in die Hand zu nehmen. Und ordentlich anzupacken. Um zu schöpfen, was das Zeug hält. Weil letztendlich haben die schon vorher gewusst, wenn sie heute verlieren, dann können sie wahrscheinlich schon ihr Ränzlein schnüren. Für den vorzeitigen Urlaub. Und die Saison abhaken. Weil, im Falle einer Niederlage wird es verdammt hart werden, der Bessere zu sein. Aber begonnen hat schließlich alles ganz anders. Als es sich die Black Wings vorgestellt haben.
Die Adler haben nämlich das erste Drittel genau so gespielt, wie schon zuletzt am Donnerstag in Villach das ganze Spiel. Wir haben das Spiel relativ souverän kontrolliert. Ohne groß zu glänzen. Aber Kürnoten werden im Play-off ja ohnehin nicht vergeben. Und so hat sich der Besuch aus Kärnten sehr höflich, aber doch bestimmt benommen. Wir haben unseren Knigge schließlich gelesen. Wir haben uns sehr diszipliniert verhalten und umgekehrt, die sich uns bietenden Überzahlspiele, jeweils zu Toren genutzt.
Zwei Powerplays – zwei Tore. 2:0 nach 20 Minuten. Alles schien, den von uns Fans so gewünschten Verlauf zu nehmen. Der Plan die Linzer in 3 Spielen aus dem Meisterrennen zu kicken, formte sich bereits. Bei uns daheim vor dem Radio. In unseren zart blau-weiß verhangenen Finalträumen. Aber wieder einmal hat sich der blöde Spruch vom Wunschkonzert bewahrheitet. Sie wissen schon. Wunschkonzert spielt es im Radio. Am Samstagnachmittag. Und nicht Sonntag auf dem Linzer Eis.
Da waren nämlich plötzlich die Oberösterreicher, nach vier gespielten Dritteln, auf einmal auch im Play-off angekommen. Da ist denen ihre Situation anscheinend in der Drittelpause so richtig bewusst geworden. Und als ob es kein Morgen geben würde, stürmten sie auf einmal auf uns ein. Da haben wir dann blöderweise zu Mitteln gegriffen, die dem Bernecker, seines Zeichens Schiri aus Vorarlberg, überhaupt nicht gefallen haben. Und weil der seinen Job als Schnellrichter halt ernst nimmt, hat er uns gleich reihenweise zum Nachdenken auf die Kühlbox geschickt. Und prompt haben wir nicht nur den Anschlusstreffer kassiert, sondern den Ausgleich gleich hinten nach.
Und selbst auf die Gefahr hin, dass Sie mir eine gewisse Plattheit vorwerfen, was meine Eishockeyweisheiten betrifft, sage ich Ihnen, dass du auf der Strafbank keine Spiele gewinnen wirst. Was den Linzern schon im ersten Drittel schmerzhaft klar gemacht wurde, mussten wir, weil wir es scheinbar nicht glauben wollten, diese Erfahrung im 2. Drittel selbst sammeln. Wie das kleine Kind, das dir auch nicht glauben will, dass eine heiße Herdplatte einen ziemlichen Schmerz hervorrufen kann. Wenn du drauf greifst. Wir haben wir uns aber gleich mit unserem ganzen Körper auf das heiße Teil hinaufgesetzt. Anders waren wir nicht bereit zu lernen. Und die Linzer ihrerseits übernahmen die Rolle des Lehrmeisters. Die ließen es nicht beim Ausgleich bewenden. Die haben 11 Sekunden vor der zweiten Drittelsirene, quasi zur Strafe für unser Verhalten, noch schnell einmal das 3:2 draufgesetzt. Und uns damit, das erste Mal in dieser Serie, wirklich herausgefordert.
Nur zu Hause vorm Radio hatte ich überhaupt keine Angst. Ich war sicher, dass wir das heikle Ding im letzten Drittel noch zu unseren Gunsten herum biegen würden können. Ich kenne ja meine Adler. Wenn wir in einer Partie einmal drinnen sind, wenn wir uns in ein Spiel einmal hineingebissen haben, dann können wir einen Rückstand, zumal so einen knappen, wie nix wettmachen. Das haben wir oft genug gezeigt. Nicht nur heuer. Das begleitet uns schon seit Jahren. Da sind wir unheimlich gereift. Was auch ganz deutlich von der Statistik untermauert wird. Immerhin kämpfen wir heuer um den 8 Finaleinzug innerhalb von 9 Jahren. Daran können sie schon ersehen, welch Klassemannschaft der VSV im letzten Jahrzehnt geworden ist. Wir haben uns da vom Tellerwäscher der 70er Jahre, zum Selfmadeklub der jetzigen Liga gemausert. Wenn du das einmal so sehen willst.
Aber der erlösende „Achtung-Achtung-Achtung, hier ist die Linzer Eishalle und der Ausgleich für den VSV“-Schrei vom Tonno Hönigmann ist und ist nicht gekommen. Minute um Minute tickte herunter. Und langsam begann mir die Zeit ein bisschen zwischen den Fingern zu zerrinnen. Und tropfte in Form von kaltem Handschweiß, unaufhörlich in den dafür bereit gestellten Kübel. Es würde knapp werden. So viel war klar. Und unsere Spielweise hatte sich gegenüber unserem Katastrophendrittel von gerade eben, nicht wesentlich verändert. Wir nahmen zu viele Strafen. Dadurch kamen wir nicht wirklich in die Lage, Druck auf die Gastgeber auszuüben. Und das Wenige, was in Richtung vom Machreich seinem Häusl ging, konnte unser Ex-Goalie sicher neutralisieren. Eine blöde Geschichte. Und die Uhr tickte erbarmungslos weiter.
Aber nur bis 92 Sekunden vor Schluss. Da hielt sie der Mickey Ellick noch einmal an. Ausgerechnet der Bursche, der mit den Linzern Meister geworden ist, ließ seine Ex-Kollegen erbleichen. Mit einem eher harmlosen Schuss, abgefeuert knapp nach der roten Linie, lässt er dem Machreich seine Tormannkünste sehr alt aus sehen. Das hat nicht nach der hohen Villacher Torwartschule ausgesehen. Die er beim Markus Kerschbaumer voriges Jahr im Adlerhorst so eifrig studiert hat. Aber uns war es wurscht. Wir nahmen das Geschenk gerne und dankbar an. Öffnete es uns schließlich das Tor zur Verlängerung. Und mit dem 3:3 waren wir nach 60 Minuten vorerst einmal zufrieden. Mit soviel Glück, das uns zurück in dieses Spiel gebracht hat. Ein Spiel, das jetzt doch eindeutig in die Kategorie „hart umkämpftes Play-off Spiel“ einzuordnen war.
Gescheiter geworden sind wir allerdings auch in der Over-time nicht. Auch da nahmen wir nach 2 einhalb Minuten eine 2 Minuten Strafe. Und dass im Angesicht des Gevatters Tod. Der uns in dieser Phase natürlich frontal mit seiner hässlichen Fratze ins Gesicht grinste und mit seiner frisch gedengelten Sense vor unserer Nase herumfuchtelte. Aber die Adler hatten an diesem Abend gar kein Verlangen nach den Bräuchen rund um Halloween. Sie konnten den Gesellen „Plötzlicher Tod“, der sich schon an unsere Schwingen geheftet hatte, abschütteln. Genau so, wie es mich abgeschüttelt hat. Zu Hause. Vorm Radiogerät. Da hat es mich regelrecht hergebeutelt. Da hätte ich mit meiner Zitterei durchaus eine erkleckliche Anzahl von Kilowattstunden in das Netz der Kelag einspeisen können. Quasi alternativer Strom. Gewonnen aus der Temperaturdifferenz des Kalt-Warm, welches mir die Adler in diesen Minuten bescherten.
Aber nach 65 Minuten war auch das ausgestanden. Wir hatten das Penalty Schießen erreicht. Unser Minimalziel. Und genau betrachtet, sollten wir in diesem Shout-out den Vorteil unseres Gerd Prohaskas in die Waagschale werfen können. Da war ich mir sicher. Aber ein Penalty schießen hat keine Logik. Und wenn schon eine Logik, dann eine völlig eigene. Die kannst du einfach nicht berechnen. Normalerweise. Aber was ist schon normal? Und so folgte heute, ausnahmsweise einmal, eine Penaltyentscheidung den Gesetzten unserer, der Villacher Logik.
Und die geht so: Der Danny Bousquet beginnt. Und trifft. Der Pro im Tor hält. Dadurch hat unser 2. Mann, der Mickey Ellick, einen Freischuss. Leider hat er ihn nicht nutzen können. Aber dafür haben wir uns auf den Pro wiederum verlassen können. Der hat auch den 2. Penalty der Linzer gehalten. Und damit hat unser Marc Brown den Matchball auf dem Schläger. Und den verwertet er auch prompt. Da kennt der nix. Da fackelt der gar nicht lange. Er sichert uns den 3:4 Auswärtssieg im Penaltyschießen. Und stellt die Halbfinalserie auf 2:0 für die Adler. Und ganz ehrlich, schlagen können wir uns in dieser Serie wohl nur noch selbst. Den Linzern wird das nicht mehr gelingen. Das traue ich mich heute schon zu sagen.
vsvfan