2007-04-02
In den April geschickt
Salzburg - VSV 6:3 (3. Finale)
Lassen wir das Jammern über die Ereignisse der letzten Tage. Lassen wir die große Diskussion über Gerechtigkeit im Allgemeinen und über Schiedsgerichte im ganz speziellen Fall. Hören wir auf über die Leistung von Schiedsrichtern zu sprechen. Lassen wir den jungen Kalt weiterhin die gesamte Liga unter seinem Niveau finden. Lassen wir den alten Kalt die Freude, im Hintergrund, doch noch den einen oder anderen Faden zu ziehen. Soll doch der Hardy Nielson die Strafe für den Danny Gauthier als viel zu milde empfinden. Und soll der Salzburger Trainer ruhig weiter Interviews geben, in denen er schon den Spielabbruch im nächsten Spiel am Dienstag in Villach ankündigt. Genauso wie er schon letzte Woche vom Schiri Schimm in den höchsten Tönen geschwärmt hat. Lametieren wir nicht über die heutige Strafe, die zur Sperre vom Mike Stewart in der nächsten Partie geführt hat. Und wehklagen wir nicht über die Verletzung vom David Edgerton. Der wahrscheinlich noch immer nicht spielen wird können. Dafür läuft aber der Trattnig frei auf der Eisfläche herum. Der Verursacher vom „Ätsch“ seinen Schmerzen. Was aber, zumindest laut dem Nielson, ein relativ fairer Check war. Nehmen wir all die unappetitlichen Dinge einfach zur Kenntnis. Beklagen wir uns nicht. Immerhin ist das ein Endspiel. Und wir sind mittendrin.
Und wie. So wie wir heute die ersten 30 Minuten lang im Salzburger Volksgarten aufgetreten sind, dass war eines geschwächten Meisters durchaus würdig. Da hat man den Respekt der Bullen vor den Adlern förmlich gespürt. Da haben die ihre Hosen noch gestrichen voll gehabt. Da war die Niederlage im Penalty schießen, noch nicht wiedergekäut. Und schon gar nicht verdaut. Da haben wir die Stiere bei ihren Nasenringen gepackt und so richtig durch den eigenen Stall gezogen.
2:1 lautete nach dem ersten Drittel demzufolge auch der Spielstand. Und zwar für die Adler. Bezeichnender Weise war das Tor der Salzburger noch dazu ein unglückliches Eigentor vom Martin Orasche. Der hat einen Querschläger ganz blöd auf sein Knie bekommen und ins eigene Netz gefälscht. Dafür war aber der Treffer vom Danny Bousquet, nach Tic-Tac-Toe mit dem Painte und dem Brownie, eine Augenweide. Und auch der tapfere Mickey Elick sei erwähnt. Der hat nämlich schon 6 Minuten vorm Danny im Powerplay getroffen. Und unsere kleine blau-weiße Welt war in Ordnung.
Und selbst als der Lind zum 2:2 Ausgleich traf und der Banham 4 Minuten später sogar das 3:2 für die Bullen machte waren wir guter Dinge und unsere Laune ungetrübt. Obgleich du hast natürlich schon gemerkt, dass die Stiere gereizt waren. Und dass der Nielson in der Drittelpause mit dem roten Fetzen vor ihrer Nase herumgewachtelt haben muss. Weil da haben sie schon einen Gang höher geschaltet. Da war eine ganz andere Übersetzung aufgelegt. Da ging es für unseren Geschmack dann, zeitweise ein bisschen zu schnell. Aber wir waren auf Tuchfühlung mit den Mozartknaben und die Partie war noch in unserer Reichweite.
Erst recht als wiederum der Mickey Elick, und zwar mit einem Short-Hander, den 3:3 Ausgleich besorgte. 38:35 Minuten zeigte die Matchuhr an. Und die Szene, die letztlich Spiel entscheidend sein sollte, lag gerade einmal 1 Minute zurück. Da hat nämlich unser „Iron“ Mike Stewart, angestachelt durch den Bezina, den Reini Divis zu einem Rendezvous gebeten. Was schließlich im Tor endete. Und zwar mit dem Mike obenauf. Und dem von ihm mit zärtlichen Gefummle bedachten Reini unter ihm. Was dem Schiri zu einer 5 plus Spieldauerstrafe für den guten Stewi animierte. Was wiederum den Bernecker, der für die IHF als Beobachter in der Halle war, veranlasste von einer überzogenen und zu harten Strafe zu sprechen.
Was besonders schmerzt, ist allerdings, dass wir zu dem Zeitpunkt einen Mann mehr am Eis hatten. Und eigentlich mit zwei Spielern mehr Überzahl gespielt hätten. Aber dem Marc Brown ist ein dummes Foul passiert. Und so war der immense Vorteil dahin. Und dann eben die Szene mit Stewart. Da war dann Essig mit Powerplay. Zwar konnten wir noch das 3:3 erzwingen. Mit einem herrlichen ungefähr 8 Minuten dauernden Alleingang vom Mickey Ellick. Aber Sekunden später haben wir dann das 4:3 und weil es so schaurig war, auch gleich noch das fünfte Bummerl kassiert. Da waren wir einfach nicht gut sortiert. Da hat momentan die Orientierung gefehlt. Da haben wir in 29 Sekunden das vergeigt, was wir uns in den 40 Minuten davor hart erarbeitet hatten.
Das wars. Das 6:3 durch Trattnik war nur noch für die Statistik. Und eines steht fest. Es war nicht unser Tag. Dieser komische erste April. Aber immerhin ist es tröstlich zu wissen, dass noch eine nachträgliche Sperre für den Trattnik im Raum schwebt. Und das es heute durchaus hätte klappen können. Mit dem Auswärtssieg. Und das wir mit unseren ureigensten Tugenden noch immer am Besten gespielt haben. Wir lieben das Spiel mit dem offenen Visier. Und wir werden den Kampf suchen und aufnehmen. Wir werden uns in die Bullen hinein beißen. Wir werden sie am Dienstag mit dem Mute der Verzweiflung und mit allen erlaubten Mitteln bekämpfen. Mit einer arg dezimierten und zerzausten Adlertruppe. Und vielleicht mit dem Ivo Jan. Der den Edgerton ersetzen könnte. Und schließlich ist es diese Situation, in der die Villacher Adler sich derzeit befinden, aus welcher heraus im Eishockeygeschichtsbuch neue Kapitel des Meisterepos in Stein gemeißelt und aus der heraus Legenden geboren werden.
Treibt uns die Bullen in die Halle.
vsvfan