2007-04-06
!!! VIZEMEISTER !!!
Salzburg - VSV 4:2 (5. Finale)
Jetzt haben wir also auch noch die andere Backe hingehalten. In unserer gutmütigen Art. In unserem österlichen Vorfrieden. Und die Bullen sind uns prompt über unser stolzes Adlerhaupt drüber getrampelt. Da kennen die nix. Da ist nix mit Nächstenliebe. Und Auferstehung der Adler am Ostersonntag. In Spiel Nummer 6. Die wollten einfach nicht mehr zu uns an die Drau kommen, derweil die Familien daheim den Osterreindling schmausen. Die wollten einfach nix mehr anbrennen lassen. In dieser Finalserie.
Dabei haben wir unsere Haut so teuer wie möglich verkauft. Haben sogar einen 3:0 Rückstand nach dem ersten Drittel weggesteckt. Und innerhalb von 2 Minuten auf 3:2 gestellt. Aber danach holte uns der Schirifluch, in Form des Vorarlbergers Bernecker wieder ein. Wie auf Kommando kamen die 5:3 Überlegenheiten der Salzburger. Und wie auf Kommando kam auch das Tor. Für die Söldner aus der Mozartstadt. Nach 33:21 Minuten war der Endstand von 4:2 für Salzburg hergestellt.
Die Meisterschaft war futsch. Unsere Wahl der Waffen erwies sich leider als untauglich. Nicht zuletzt, wegen der schlechten Chancenauswertung. Und nicht zuletzt, weil der Danny Gauthier halt nicht da war. Unser Denker und Lenker. Aber das ganze Ursachenforschen und alles Mutmaßen nützt uns jetzt sowieso nix mehr. Gratulation nach Salzburg. Einer so haushohen Favoritenrolle musst du auch erst gerecht werden. Obwohl wir es euch gerne ein bisschen schwerer gemacht hätten. Aber was soll´s.
Was bleibt ist der kurze Rückblick auf eine Traumsaison. Wir haben heuer problemlos die Play-offs erreicht. Wir sind Vizemeister geworden. Wir haben mit der U-20 den österreichischen Meistertitel geholt. Wir haben mit derselben U-20 die Kärntner Eliteliga gewonnen. Wir haben die ewige Derbybilanz gegen den KAC endlich umdrehen können. Wir haben die Geburtsstunde der hoffentlich nächsten VSV – Generation miterlebt. Und wir haben einen neuen Zuschauerrekord aufgestellt. Alles positive Fakten, die uns halt in der ersten Enttäuschung, über den Verlust der Meisterwürde, etwas hinwegtrösten und, die uns vor den Blick in die Zukunft, keine allzu große Angst haben lassen.
Ich möchte mich an diesem Punkt bei Ihnen, geneigter Leser, bedanken, dass Sie bis hierher mit mir die österreichische Eishockeyliga verfolgt haben. Mein Dank geht vor allem an die Mannschaft des EC Pasut VSV, die für uns eine tolle Saison in die Stadthalle gezaubert hat. Holiday on Ice. Wenn man so will. Große Revue, große Show. Und nicht zuletzt große Emotionen und noch großartigere Spiele. Ich verneige mich vor dem Greg Holst, der uns wieder einmal ins Finale geführt hat. Dank auch an den Guiseppe Mion, der mittlerweile wohl zum erfolgreichsten Manager der Liga aufgestiegen sein dürfte. Weil wieder einmal ist es ihm gelungen, aus einem bescheidenen Budget, die maximale Wirkung herauszuholen. Das achte Finale, in neun Jahren muss dafür wohl Zeugnis genug sein. Danke auch an alle Nachwuchsspieler und Funktionäre, ohne die die Villacher Eishockeyfamilie nicht das wäre was sie ist. Nämlich eine Eishockeyhochburg. Und zum Schluss noch der Dank an meinen Lieblingswirt, dem Obiditsch Hermann und seine Eishockey verrückten Gäste. Der „Obiditsch“ ist mittlerweile eine Villacher Institution, in der sich Eishockey infizierte Menschen täglich ihre Dosis VSV reinziehen können.
Und ganz an den Schluss des letzten Kommentars möchte ich eine Grundsatzerklärung stellen. Ich habe sie für das "Fanzine" geschrieben, eine VSV Fanzeitschrift der fantastischen Spaßfraktion.
Also: Vielleicht bis irgendwann.
vsvfan
Grundsatzerklärung
Sicher, Villach ist nicht der Big Apple, und die Tirolerstrasse nicht die siebente Avenue. Auch ist mir klar, St. Martin liegt nicht in Manhattan, und der VSV wird niemals wie die Rangers sein. Weil, die Drau ist nicht der Hudson River, und unsere Eishockey Liga, nicht die NHL. Auch war der Peter Raffl niemals der Wayne Gretzky und unser Meisterpot ist nicht der Stanley Cup. Aber unter dem alten Flugdach neben der Berufschule, das mittlerweile längst eine richtige Halle ist, lebt immer noch der alte Bubentraum, von der großen, weiten Hockeywelt.
Und jedes Jahr im September, wenn die Liga sich wieder herausgeputzt hat. Bereit ist für eine neue Saison. Sozusagen wieder einmal mit einem neuen Mascherl daherkommt. Zu der Zeit, wo alle Klubs glauben, wieder einmal die stärkste Mannschaft zu haben. Die sie mit viel fremdem Geld und noch mehr falschen Versprechungen zusammengewürfelt haben. Mit der sie dann später, in der Play-off, dem Teufel das Leiberl zerreißen werden. Jedes Jahr um diese Zeit, wenn andere Klubs noch auf ihre eigenen Versprechungen hereinfallen, geht unser Bubentraum schon wieder ein Stück weiter. Unser Traum von der Villacher Eishockeymannschaft. Der besten Mannschaft der Welt. Dem VSV. Der wieder einmal ausziehen wird, um den Namen des Klubs Ehre zu machen. Zu zeigen, wie sehr wir in unserer Stadt diesen Sport lieben und wie sehr wir alle uns anstrengen, um unseren Beitrag zu leisten.
Nicht in Form von Meistertiteln, Pokalen oder ähnlich Zählbarem. Nein, sondern immer nur darum bemüht, wieder und wieder neue Kombinationen aufs Eis zu zaubern. Noch raffiniertere, noch kunstvollere, noch schönere. Den Gegner zu überraschen. Den einen Schritt schneller zu sein. Das eine Tor mehr zu erzielen. Oder im harten Kampf, Mann gegen Mann, ein Spiel mit dem Messer zwischen den Zähnen, zu unseren Gunsten zu entscheiden. Aber nicht etwa um des Sieges willen. Nein, sondern um unsere Fertigkeiten in einer Kunstform zu zeigen, die halt in Toren gezählt wird und leider nicht in Haltungsnoten oder in der Bewertung des Ausdrucks gemessen wird.
Immer und immer wieder. Jahr für Jahr schlagen wir ein neues Kapitel auf. Egal, wer du bist. Egal wie viele Spiele du schon gesehen hast. Egal was du im richtigen Leben tust. Egal was du besitzt. Keine soziale Schichte ist immun gegen die Anziehungskraft der Villacher Adler. Auch das Alter spielt keine Rolle. Vereinen tut uns einzig und allein die Liebe zu den blau-weißen Edelknaben. Unser gemeinsames Merkmal ist ein Virus. Ein Virus, das uns Woche für Woche hintreibt, ja förmlich magnetisch anzieht, um dem VSV die Ehre zu geben. Der Mannschaft und dem Spiel zu huldigen, dass unsere Burschen mit solch einer Inbrunst und Intensität spielen.
Und wehe, wenn du dieses Virus einmal in dir trägst. Das kannst du nicht mehr loswerden. So wie du etwa eine Grippe überwindest. Oder ein Überbein entfernen lässt. Oder so, wie wenn du dir ein altes Tattoo aus der Haut schneiden lässt. Wenn du das Adler-Virus einmal in dir trägst, dann kannst du gar nicht mehr die Farben wechseln. Da kannst du alles andere wechseln. Deinen Geschmack, deine Frau, deine Religion, die Automarke oder deine Leibspeise. Aber dein Herz, das bleibt blau-weiß. Für immer.
Robert Kravanja