2007-03-21
Fliegt, Adler, fliegt!
VSV - Linz 4:2 (3. Halbfinale)
Erträumt haben wir uns das natürlich schon. Und erhofft. Und einmal sogar ganz kurz am Stammtisch beim Obiditsch angesprochen. Nämlich, dass wir die Linzer Eishackler mit 3 Siegen am Stück in den vorzeitigen saisonalen Ruhestand schicken könnten. Sie mehr oder weniger, kalt lächelnd, von der Bühne abservieren. Ihnen einmal den Ort zeigen, wo der Bartl den Most herholt. Den wirklich guten. Dass sie es sich merken, oder von mir aus, auch aufschreiben können, dass man mit dem VSV nicht auf das Eis tanzen gehen sollte, wenn Play-off Zeit ist. Da ziehst du meistens den Kürzeren. Nicht nur draußen am Klo.
Dass dieses Szenario aber dann tatsächlich Realität wird, dass eine glatte 3:0 Halbfinalserie auch wirklich stattfinden würde, darauf hätten wir wahrscheinlich nicht viel Geld gesetzt. Auch nicht als Meister. Weil, wenn du überheblich oder gar hochnäsig wirst, dann hat das Schicksal meistens etwas ganz anderes parat, als du brauchen kannst. Da passieren dann oft Dinge, mit denen du keine rechte Freude hast. Da fällst du meistens sehr tief, wenn du hochmütig dein Ross besteigst und glaubst, dass die Wiese, durch die du ins Finale reiten musst, schon Einer gemäht hat. Für dich. Da sind schon ganz andere ausgerutscht. Größere Kaliber. Höhere Favoriten. Nicht aber die Villacher Adler.
Mit einem 4:2 Heimerfolg machen sie den Sack zu. In den sie die Stahlstädter, mit ihren Penalty-gestutzten, schwarzen Flügel, schon am Sonntag hineingepackt haben. Mit dem dritten Sieg in Folge wird das Halbfinale souverän nach Hause gespielt. Abgehakelt. Ohne noch einmal zurück zu schauen konzentrieren wir uns ab jetzt auf die heranstürmende Bullenhorde. Die ebenso wie wir über Linz, in drei Spielen über das, vor ihnen, wehrlos am Boden liegende, Wiener Eishockey drübergetrampelt ist. Das heißt die Blau-weißen können den Stieren auf gleicher Augenhöhe begegnen. Mit hoch erhobenem Haupt den Salzburgern gegenüber treten. Ihnen tief in ihre treuherzigen Augen schauen. Sie bei den Hörnern packen und ihnen ein zweites Mal am Stück unser Brandzeichen, den Adlerkopf, in ihren, mit viel Geld gepolsterten, Dosenarsch brennen.
Weil wir stehen zum immerhin achten Mal in den letzten neun Jahren im Endspiel. Um die österreichische Eishockeymeisterschaft. Und alleine diese Tatsache unterstreicht eindrucksvoll, wo der Fixstern im österreichischen Eishockey strahlt. Wo Eishockey zu Hause ist. Und wo es von den Menschen auch gelebt wird. Nämlich in Villach. Sollen die Salzburger nur ihren Mozart fest spielen. Jetzt zu Ostern. Wir veranstalten die Eishockeyfestspiele. Sozusagen die Gegenveranstaltung zum Mozart-Elitedenken. So ist halt unsere kleine Welt.
Aber der Reihe nach. Zunächst einmal hat sich der Greg Holst als toller Autoverkäufer erwiesen. Sie kennen die Situation. Da steht der nigelnagel neue Alfa vor Ihnen. Und Sie brennen natürlich auf nichts mehr, als sich in das neue Geschoß zu schwingen und den Pferden unter der Motorhaube ihren Auslauf zu gönnen. Und der Mann neben Ihnen, der Ihnen das Ding aufgeschwatzt hat, hält Ihnen just in diesem Augenblick noch einen Vortrag. Von wegen Bedienungsanleitung. Und Serviceintervallen. Und, und, und. Und ganz zum Schluss des entbehrlichen Geschwätzes, kommt der Satz, den auch der Greg Holst heute unseren Adlern eingeschärft hat. Bitte überdreht mir auf den ersten Kilometern den Motor nicht.
Und genau daran haben sich die Villacher heute gehalten. Sehr konzentriert und eher auf Absicherung bedacht, haben sie jedes der drei Drittel begonnen. Weil sie wussten ja, dass der größere Druck auf den Linzern lasten würde. Und dass die Linzer versuchen mussten, uns mit Blitzstarts zu überraschen. Wenn sie noch etwas bewegen wollten. In dieser Serie. Wenn sie noch eine Chance auf ein weiteres Heimspiel zu sehen bekommen wollten. Dementsprechend aufmerksam waren daher die blau-weißen Edelknaben auch zu Beginn der drei Perioden. Und vor allem gingen sie diszipliniert und hochkonzentriert ans Werk. Rückversichert zusätzlich durch einen blendend disponierten Gerd Prohaska in ihrem Tor. Und unsere Geduld sollte belohnt werden.
Zwar konnten wir eine 5:3 Überlegenheit Tor-mäßig noch nicht anschreiben, aber das darauffolgende Powerplay nützten wir 3 Minuten später zur Führung. Der Mickey Elick hat sich jetzt das Tore schießen so richtig angewöhnt. Und weil er den Brauch nicht abkommen lassen wollte, stocherte er den Rebound zum 1:0 in dem Machreich sein Tor. Womit wir auch schon beim Hauptthema des Halbfinalduells gegen die Black Wings sind. Patrick Machreich. Nicht, dass du ihm das Scheitern in der Serie wirst umhängen können. Nicht, dass er alleine Schuld tragen würde an den 3 Niederlagen. Das nicht. Aber von der anderen Seite her betrachtet, kannst du mit ihm so eine Serie fast nicht gewinnen. Weil ihm die Konstanz fehlt. Weil er zu viele entscheidende Fehler macht. Weil er halt die Ruhe nicht hat, die du in heiklen Phasen auch auf dein Team ausstrahlen musst. Da brauchst du den Machreich mit unserem Pro gar nicht vergleichen. Da stinkt er ab. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Und dementsprechend schaut er bei den Treffern 2 und 3, durch den Marc Brown und den Wolfi Kromp, sehr schlecht aus. Auch, wenn man ihn beim 2:0 noch ein bisschen in Schutz nehmen kann. Das 3:0 gehört ihm. Da hat er vor seinem Häusl die Scheibe gestoppt und sie direkt den Edgerton serviert. Der dann seinerseits den Krompe bedient. Der dann mit einem eingesprungenen, halben Rittberger das 3:0 besorgt. Und damit das Baby in die trockenen Tücher packt. Weil da waren wir praktisch durch. Dachten wir zumindest.
Aber im letzten Drittel fanden wir uns auf einmal, doch noch in einer richtigen Play-off Partie wieder. Da haben wir ein bisschen zu viel das Tempo rausgenommen. Da haben wir unseren Motor zu sehr geschont. Da wollten wir einfach zusehen, wie die Uhr in Ruhe ihre Arbeit verrichtet. Die Zeit den Linzern davon lief. Zwischen den Fingern zerrann. Und waren uns unserer Sache sehr sicher. Und während wir so vor uns hintrödelten, stand es 6 Minuten vor Schluss auf einmal nur noch 3:2. Die Alarmglocken läuteten. Die Sturmwarnung flammte auf. Mit einem Mal waren wir beinahe wieder am Anfang. Ein Tor noch und wir hätten zurück zum Start müssen. Das machte uns wach.
Jetzt spielten wir die Partie mit dem notwendigen Ernst fertig. Jetzt war uns die Brenzlichkeit der Situation mit einem Schlag wieder bewusst. Da hat uns kurzfristig der Blitz gestreift. Und wir wollten einfach nicht mehr, dass uns da was anbrennt. In unserem Reindl. In dem unsere Titelverteidigungschance vor sich hinköchelte. Wir wollten uns nicht noch selbst die Butter vom Brot herunterkratzen. Das war klar. Trotzdem mussten wir die ganze Time-out und Goalie-raus Prozedur über uns ergehen lassen, bevor uns, wieder einmal, der Danny Bousquet erlöste. Empty-net und Finale. Das war alles eins. 56 Sekunden vor Schluss. Die Halle glich einer tobenden blau-weißen Gischt. Die Menschen lagen sich in den Armen. Und feierten und feierten und feierten.
Alle Saisonziele sind erreicht. Nebenbei steht die U-20 im Eliteligafinale und auch noch im Jugendfinale. Was jetzt noch kommt, nehmen wir dankbar, demütig und sehr gerne. Aber die Trauben haben wir uns mit dem heutigen Sieg, wohl selbst ein bisschen höher gehängt. Das Ziel lautet jetzt: Meistertitel. Fordern tun wir ihn allerdings nicht. Feiern werden wir aber gebührend. Wenn die Adler den Pott wieder heim zu uns nach Villach bringen werden.
Cantate, Finale – o – o – o - ohhhh
vsvfan