2004-10-03
Montagsempfehlung
Von der Liebe allein, kannst halt auch nicht leben
Sonntagssemmelknödel
Wenn Ihnen also wieder einmal vom sonntägigen Schweinsbraten ein paar Semmelknödel übrigbleiben, obwohl, es wird ja immer weniger Schweinsbraten am Sonntag gegessen, weil der ist ja gerade einmal gut genug für Montag oder eventuell Freitag, dann möchte ich Ihnen heute ein Rezept ans HausfrauInnenherz legen, was man aus so Semmelknödel am Montag am besten machen kann. Natürlich werden sie jetzt sagen, die röste ich im Schmalzreindl ab, schlage wenn es denn sein soll ein, vielleicht sogar zwei Eier drauf, oder schneide sie zusammen und gebe sie dem Hund. Andere wiederum werden sagen, die esse ich kalt zur Jause oder geb sie den Kindern in die Schule mit. Ich hab auch schon gesehen, dass am Montag, wenn natürlich der Sonntagsbraten besonders üppig ausgefallen ist, nochmals Schweinsbraten auf den Tisch gekommen ist. Oder andere schneiden die Semmelknödel in einen Grenadiermarsch hinein, der dann streng genommen gar kein Grenadiermarsch mehr ist.
Die eleganteste Art aber, um ein paar Semmelknödel vom Sonntag am Montag zu verwerten, ist natürlich das Absäuern. Das hat etwas aristokratisches. Da glaubst du, du sitzt beim Grafen am Tisch. Und deswegen jetzt das ultimative vom-Sonntag-übriggebliebene-Semmelknödel-Wiederverwertungsrezept.
Begeben Sie sich zunächst einmal in die Ihnen am nächsten gelegene Sparfilliale. Bitte nicht zum Billa oder ADEG oder Merkur oder Nah-und- Frisch, nein es muss der nächste Sparmarkt sein, denn nur dort erhalten Sie die Haussulze vom Tann. Das ist die Wurstfabrik, die zwischen St.Niklas und Gottesthal vor sich dampft. Den Wernbergern unter Ihnen wird sie ja ohnehin ein Begriff sein.
Jetzt verlangen Sie also beim Spar an der Feinkostabteilung nach der Haussulze von der Tann. Aber bitten Sie die VerkäuferIn, die Sulze mit der Wurstschneidemaschine in dünne Scheiben zu schneiden. Des weiteren besorgen Sie sich Zwiebel. Beim Zwiebel besorgen können Sie eigentlich nichts falsch machen. Kaufen Sie nur keinen faulen. Öl - Essig, Salz – Pfeffer sollten im gut sortierten Haushalt, ohnehin vorhanden sein. Wenn auch hier natürlich ganz massiv darauf geachtet werden muss, welche Sorten man für das Semmelknödel-vom-Sonntag-gemischt- mit-Haussulze-Restlrezept heranzieht. Aber dazu später noch ein paar Worte.
Sie schneiden jetzt also die Semmelknödel in kleine, möglichst nicht zu dicke Teile. Je dünner, desto eleganter, desto besser schmeckt es, so lautet wie immer die Regel. Außer natürlich beim Steak, da kann das gute Stück schon einmal dicker ausfallen. Das ist dann auch die Wolllust pur. Aber was erzähle ich Ihnen über das Verhältnis von der Ausnahme zur Regel. Die Knödel werden in eine Schüssel getan. Bitte achten Sie hier unbedingt auf die Farbe, denn das Schwarz, das Sie zum Beispiel am alten Lotus Formel 1 Wagen so erfreut hat, mindert bei der Schüssel eindeutig den Genuss.
So, dazu schneiden Sie jetzt die Haussulze nudelig, und geben sie ebenfalls in das Gefäß. Beinahe war es das auch schon, wäre nicht noch der Zwiebel. Bitte, wenn es Ihnen möglich ist, schneiden Sie für dieses Gericht den Zwiebel mit der, im gut sortierten Haushalt natürlich vorhandenen Wurstschneidemaschine, in Ringe. Stärke 2 – 3. Die Ringe zwecks der besseren Vertilgbarkeit in der Mitte nochmals halbieren. Bitte, niemals gehackten Zwiebel beimengen. So, bitte nun nach belieben Salzen und Pfeffern, wobei der fortgeschrittene Restlverwerter natürlich eine Mischung aus schwarzen (hier ist es leider unvermeidlich ) und Cayennepfeffer verwendet. Beim Öl empfehle ich Ihnen Sonnenblumen oder Oliven. Beide eignen sich hervorragend, nur Achtung, der Semmelknödel saugt auch am Montag noch ganz ordentlich. Also nicht zu oft nachgießen, - Kalorienfalle. Fortgeschrittene verwenden natürlich Kernöl. Als Essig empfehle ich Ihnen den Hesperidenessig von Mautner Markhof, und zwar nicht nur weil ich einen Sponsorvertrag mit der Firma habe, sondern weil er einfach der Beste ist. Sollte es denn gar nicht anders gehen, nehmen Sie meinetwegen einen Weinessig. Empfehlung ist das aber keine. Auf gar keinen Fall dürfen Sie Apfelessig in das Gericht schütten. Das wäre das Letzte. Dann können Sie die Knödel mitsamt der Haussulze gleich wegschmeißen, besser gesagt die Sulze müssten Sie gar nicht erst kaufen gehen. Aber ich kann mir ohnehin nicht vorstellen, dass Apfelessigesser die kärnölseite lesen. Die sitzen lieber mit der Presse in irgendeinem Eck und kauen Karotten. Oder du erkennst Sie auch ganz gut an den Sandalen, mit denen Sie bis Mitte Oktober durch die Gegend latschen, und an den roten Socken. Oder an einen Andreas Kohl/Kaiser Karl-Button. Oder ... aber halt ich schweife ab.
Zum Schluss das Ganze jetzt noch kräftig durchmischen und fertig.
Und wenn gar keine Semmelknödel zur Hand sind, kaufen Sie sich einfach eine Leberkässemmel. Für den Montag wird es die wohl auch tun.