2006-12-27
Gipfeltreffen
Salzburg - VSV 2:1 n.P.
Da sind noch nicht einmal die letzten Restln vom Weihnachtstruthahn verputzt, schon ist die besinnliche Zeit in der ÖEBEL auch schon wieder zu Ende. Und zu diesen Spielterminen auf und zwischen den Feiertagen kann man den Verantwortlichen nur gratulieren. Weil ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo von Weihnachten bis Dreikönig finster war mit Eishockey. Dabei zeigen doch die Besucherzahlen eindeutig, dass das bevorzugte Termine der Fans sind. Weil da hast du Zeit und Muse den Cracks ganz entspannt auf die Schläger zu schauen.Und für uns stand gleich als erstes Highlight des Weihnachts-Specials die Fahrt nach Salzburg, zum Tabellenführer auf dem Programm. Mehr brauchst du nicht.
Weil hätten Sie mir vor dem Spiel einen Punkt als Ausbeute unseres Ausflugs angeboten, ich hätte dankbar, und wegen der Schwere der Aufgabe, ohne Nachzudenken, angenommen. Weil die Salzburger Stiere haben zu Hause in der bisherigen Saison gerade einmal ein Pünktchen abgegeben. Und noch nie verloren. Unsere Ausgangsposition war also nicht gerade verheißungsvoll. Andererseits ist den Adlern durch den, jetzt schon legendären, Sieg vom Freitag gegen den KAC, natürlich jede Last von den Schultern genommen worden. Ein wichtiges und lange anvisiertes Ziel ist erreicht worden. Und wir könnten befreit aufspielen. Theoretisch.
Und der Greg Holst entschied sich eindeutig für die „Andererseits-Variante“. Die Adler spürten, dass da vom Freitag noch gute Thermik unter ihren Schwingen war und kreisten dementsprechend selbstbewusst in der Volksgarten Eisarena zu Salzburg. Da haben sie sich gedacht, wenn wir schon zur Eröffnung der Weihnachtsfestspiele eingeladen werden, dann bringen wir auch gute Laune mit. Soviel ist sicher.
Und ganz besonders gut aufgelegt war wieder der Lanze. Dem gelang ja schon gegen Klagenfurt das wichtige erste Tor. Heute durfte er mit dem Edgerton und dem Bousquet ran und stellte auch in dieser Zusammensetzung seine tolle Form unter Beweis. Was er mit dem 1:0, knapp vor dem ersten Drittelende, auch in Zählbares für den Verein umwandeln konnte. Die Basis für einen Erfolg war also gelegt.
Aber wir konnten nicht nachdoppeln. Was einerseits an dem unglaublichen Druck und dem hohen Tempo lag, welches die Red Bulls in der Lage sind zu gehen. Und andererseits auch ein bisschen an unserer nicht optimalen Chancenauswertung. Was aber jetzt überhaupt nicht heißt, dass wir Unmengen von Sitzern ausgelassen hätten. Nein, das nicht. Aber gegen den Tabellenführer kriegst du halt weniger Einschussmöglichkeiten. Und wenn du dann eine vorfindest, dann solltest du schauen, dass es klingelt. Hat es aber nicht. Und wollte es ums Verrecken nicht.
Aber in dieser Phase kam uns wieder einmal unsere unglaubliche Kompaktheit zu Gute. Wir können durch unsere Ausgeglichenheit so manchen Superstar kaschieren. Belegen tut das ein Blick in die Statistik. Wir haben gerade einmal einen einzigen Spieler, der in der +/- Statistik ein negatives Vorzeichen hat. Das müssen Sie sich einmal vorstellen. Das sagt über das Mannschaftsgefüge schon etwas aus, wenn praktisch alle Spieler bei mehr geschossenen Toren, als bei erhaltenen am Eis stehen. Wir konnten also mit dem Werkswunderteam des Brauselimoherstellers wie nix mithalten. Und es entwickelte sich ein Gipfeltreffen der – derzeit - besten zwei Mannschaften in der Liga.
Aber ein 1:0 im Hockey musst du zuerst einmal nach Hause spielen. Da gehört schon was dazu. Da kocht die Halle zum Schluss hin. Da bist du schon am Limit, was deine Kohlehydratspeicher betrifft. Da brauchst du den Sauerstoff praktisch flaschenweise, wenn du so ein hauchdünnes 1:0 über das Drahtseil in die Kabine balancieren willst. Da können die letzten zwei Minuten schon einmal eine gute Übung für die Ewigkeit werden. Und dann kriegt der Lanze genau zum schlechtesten Zeitpunkt eine saublöde, vielleicht auch zu harte, 2 Minuten Strafe. Scheiße. 2:48 noch zu spielen. Powerplay für Salzburg. Wir balancieren und balancieren. Es reißt uns hin und her, dass es gar nicht mehr zum Anschauen ist. Wir stolpern zwar, aber wir fallen nicht. Noch nicht. Aber dann nimmt der Nilson 2:12 vorm Ende auch noch seinen Goalie vom Eis. Ein harter Hund. Weil, wenn ich eh Überzahl spielen kann, dann muss ich mir nicht unbedingt ein empty-net Goal einfangen. Aber uns soll es recht sein. 6:4 Powerplay also und die Bullen drücken uns das Gatter ziemlich in den Stall.
Doch der Pro hält das zu Null. Wieder eine Glanzpartie unseres Schlussmannes. 98% Fangquote stehen am Ende in seinem Arbeitsnachweis. Und der Edgerton könnte uns die Nachschulung abnehmen. Aber er trifft die leere Kiste nicht. Und das tut weh. Weil im Gegenzug, 51 Sekunden vor der Sirene, muss uns schon wieder, ausgerechnet unser eigen Fleisch und Blut, der Marco Pewal einen aufpelzen. Der Muxn, is a Hund. Meina Söl. Dabei hat das der Bub doch gar nicht not. Der könnte ja auch zu Hause spielen. Was aber an dem Frust null ändert. Und schon gar nix am Zwischenstand. 1:1. Und quasi gleichzeitig mit dem Ausgleich geht es in die Extrazeit.
Da heißt es, die Bullen in den 5 Minuten Überspielzeit an den Hörnern zu packen. Wenn es geht, so schnell als möglich. Weil im Penalty schießen hast du gegen die Topeinzelspieler weniger gute Chancen. Aber dass ist halt auch so leicht dahergeredet. Da musst du zuerst einmal in die Reichweite von den Rindviehern kommen. Die waren durch den späten Ausgleich nämlich auf den Geschmack gekommen und waren jetzt keineswegs mehr bereit uns den jungfräulichen Sieg im Volksgarten zu überlassen. Und wenn du dann so einen Stierschädel nicht zu fassen kriegst, kriegst du halt deine Lektion im Penalty shout out eingebläut. So einfach geht das im Eishockey. Und so weh kann die Wahrheit manchmal tun.
Der Banham und schon wieder der Marco Pewal verwerten ihre Versuche. Bei uns trifft zwar der Bousquet, aber das war es dann auch schon. 2:1 endet das Penalty schießen. 2:1 endet das Match. Und weil es halt bis 51 Sekunden nach mehr geschmeckt hat, fahren wir letztendlich mit einem schalen Nachgeschmack nach Hause.
Aber wie ich schon eingangs erwähnt habe. Hätten Sie mir vor der Partie einen Punkt als Ausbeute für unseren Ausflug angeboten, ich hätte dankbar angenommen.
vsvfan