2005-12-03
Arteco - kärnöl und der Pizza Express triumphieren
Der authentische Bericht zur großen Sensation
Exzessive Bühnenshow im Klagenfurter Lakesidepark
Nachdem uns ja die Preise-Einheimserei voriges Jahr bis auf Wien hinaus geführt hat, da aber nur zu einem Anerkennungspreis, haben wir uns heuer zu Gunsten der Platzverbesserung für eine kürzere Distanz entschieden. Es ging also 37 Kilometer nach Osten, in die Sümpfe des Wörthersees, in den Lakesidepark zu Klagenfurt, eine äußerst suspekt anmutende, aus der Retorte stammende Betriebsansiedelung, in der sich vornehmlich Weichwarenentwickler um die paar Brosamen raufen, die dort in Form von Förderungskrummen unter den Betrieben ausgestreut werden. In diesem merkwürdigen Park, der wahrscheinlich späteren Generationen einmal als Soziallaboratorium des späten 20. Jahrhunderts gezeigt werden wird, sollten wir, der Dr. Tillo, der St. Jank und ich, also den Pot abholen, um ihn dann nach Hause, ins Cafe Platzl, zu bringen.
Meine Bühnenphobie sollte diesmal etwas weniger störend sein, weil immerhin bewegten wir uns ja auf fast heimischen Boden. Dachte ich.
Aber je näher der Termin kam, desto sicherer war ich, dass ich dort nicht hin kann. Und im letzten Augenblick hätte ein veritabler Computersupergau im Betrieb, mich beinahe noch gerettet, und tatsächlich meinen Auftritt in der Show verhindert. Es wurde aber seitens der Organisatoren des „Events“ aber alles unternommen, um mich nach Klagenfurt zu bringen. Um 19.15 Uhr traf ich dort ein. Die Veranstaltung war für 19 Uhr angesetzt. Keine Minute zu früh also. Und vor allem keineswegs overdressed, wie Ihr den im Bericht angefügten Bildern entnehmen könnt. Es wäre wohl zu viel Ironie gewesen, wenn ausgerechnet ein Computerproblem mich von meinem Bühnenauftritt in einer Softwareschmiede hätte befreien können. Aber es sollte nicht sein. Ich schiss mir also wieder einmal mächtig in die Hosen. Und die Tatsache, dass ich mir noch nichts zurechtgelegt hatte, was ich dort vor versammelter Prominenz überhaupt sagen wollte, half auch nicht meine Scheißangst zu mildern.
So gut vorbereitet also, und durch stundenlange Briefings und der Anwesenheit der Kollegen Jank und Smoliner gestärkt, konnte ja nichts schief gehen. Und ging es auch nicht. Als mich der Tono Hönigmann (!?!), der als Moderator im Einsatz war, bei der Preisübergabe Belangloses fragte, stammelte ich ebenso belangloses, unverbindliches Zeugs, ich allerdings im Slang der Eingeborenen, und machte trotz des herausragenden und hochverdienten Sieges auf dieser Bühne, auf der sich gerade vorher eine Tanzschulgruppe, mit einer Mischung aus leichtem Aerobic und Schwanensee bravourös aufgewärmt hatte, und neben (!!!) der, der aufstrebende Jungpianist Ferrari, ein 3-sätziges Klavierkonzert gab, dessentwegen wahrscheinlich 70% der anwesenden Besucher hier waren, - die anderen 30 % kamen wegen dem Buffet, - auf genau dieser Bühne, wo der Landeshauptmann, der Kulturreferent, die Projektleiterin und der Vorsitzende der Jury – übrigens ein hochintelligenter Mann, wie das Ergebnis des heurigen Wettbewerbs belegt – gerade ihre Reden gehalten hatten, und sich eine extra aus Wien eingeflogene Multi-Kulti-Band mit einer skurillen Variante des ohnehin schon skurillen Radetzkymarsches abmühte, und vor der sich, der Superintendent, der Stararchitekt und viele mittlere Verwaltungsbeamte eingefunden hatten und sich fragten, warum sie eigentlich hier sind und sich langweilten, genau auf der Bühne machte ich einen ziemlich verlorenen, ja beinahe unglücklichen Eindruck. Also jetzt nicht unbedingt im Sinne von Pech, sondern eher von deplaziert. Ich bekam den als Alubarren getarnten Pot in die Hand gedrückt, den die Frau Moschitz dankenswerterweise durch Handschöpfung für uns angefertigt hatte, und eine, heuer mehrfärbige, Urkunde, die der momentane Kulturreferent unterschrieben hatte, aber die nicht nur deshalb armselig und lächerlich wirkte, und mich unwillkürlich an ein Schulschikursabschlussrennen auf dem Verditz erinnerte, das ich immerhin auf dem 3 Gesamtplatz, der dritten aber leider nur der schlechtesten Gruppe beendete.
So bepackt wurden dann natürlich auch Fotographien angefertigt und ein österreichischer Fernsehsender hat sogar Magnetaufzeichnungen von dem illustren Schauspiel gemacht.
Zu sehen ist das natürlich alles die nächsten Wochen und Monate in den diversen deutschsprachigen Fernsehkanälen. Die Termine entnehmt bitte den Programmzeitschriften. Auch die Printmedien, und da sowohl die Lokalpresse, als auch die Yellow Press und die Kulturblätter werden den Triumph von kärnöl entsprechend zu würdigen wissen und medial ausschlachten. Und vielleicht verirrt sich ja der eine oder andere Redakteur im Zuge dieses ganzen Trubels auch einmal ins Platzl, um unseren Trophäenschrank in einer Homestory zu würdigen und vielleicht die eine oder andere Zeile über kärnöl in seiner Zeitung zu verlieren.
Das würde uns dann freuen.
Damit ich es nicht vergesse.
Speziellen Dank statte ich an dieser Stelle noch dem Ingo Timmerer ab, der durch das zur Verfügung stellen seines Romans das Projekt „Lesen auf Räder“ erst ermöglicht hat. Daher bin ich besonders stolz, dass sein Roman „.mazona.“ jetzt auch in Buchform erschienen ist und damit endlich auch mit ins Bett kann, was ja bei der Variante auf dem Pizzadeckel doch nur bedingt möglich war.
Den vielen Daumendrückern draußen in Umberg und in den anderen kärnöl – Fangemeinden sei auch gedankt. Dem Stephan und dem Tillo sowieso.
Und am Mittwoch dem 7. 12. kommt der Pot ins Platzl.