2004-11-21
Wieder Kulinarisches
Zum Abschluß
Nach dem großen Erfolg meiner ersten kulinarischen Glosse, wo es um die friedliche Vereinigung von Semmelknödel und Haussulz ging, und auf die ich sogar eine (! Danke an Frau Jank – Huber !) Rückmeldung erhalten habe ( weil ich sie gefragt habe, aber bitte behalten Sie das für sich ), möchte ich heute die Tradition fortsetzen und eine lange Zeit unterschätzte Abteilung der heimischen Küche vorstellen, vorausgesetzt Sie kochen überhaupt noch manchmal selbst.
Das Fertigdessert.
Ich möchte Ihnen, geneigtEr LeserIn zeigen, mit welch geringen Aufwand es möglich ist, sich aus praktisch nichts, weil was hatten wir schon nach dem Krieg, ein Dessert zu zaubern, das durchaus geschmackvoll, niemals aber gesellschaftsfähig sein kann. Probieren Sie es also, für sich alleine, klammheimlich aus, und genießen Sie es.
Alle anderen tun es schließlich auch.
Sowie Sie also Ihr Mittagsmahl beendet haben, mir persönlich wäre es ja am liebsten Sie hätten es beim Pizza Express bestellt, was übrigens fast als selbstgekocht zählt, steht einem Dessert nichts mehr im Wege. Es sind keine genauen Regeln dafür bekannt, wie groß der zeitliche Abstand von der Hauptspeise zum Dessert sein sollte. Hier geben weder der Ellmayer noch der große Knigge Aufschluss. Es wird sich wohl auch nach der jeweiligen Situation richten. Ich kann Ihnen nur die Empfehlung geben, lassen Sie die Hauptmahlzeit ruhig ein paar Minuten in Ihren geschätzten Darm dringen, sodass ein allfälliges Völlegefühl Zeit hat sich zu verflüchtigen. Die beste Methode dies zu unterstützen ist ein Espresso. Ich flehe Sie hier an, gehen Sie was Kaffee nach der Hauptmahlzeit betrifft, keine Kompromisse ein. Espresso, schwarz, ohne Zucker. Fertig. Und dann das Dessert.
Ich empfehle heute den „Grießpudding traditionell“ von Landliebe.
Er ist die Limousine unter den Grießpuddings, da er keineswegs zu süß ist, trotzdem aber den Körper mit gerade soviel Zucker verwöhnt, um seelische Behaglichkeit aufkommen zu lassen. Der „Traditionelle“ von Landliebe sollte sehr kühl, also unbedingt unter 4° Celsius genossen werden, und verlangt keineswegs danach auf einen Teller gestürzt zu werden. Genießen Sie ihn also ungeniert aus dem Becher. Er zeichnet sich durch die nicht allzu grobe Körnung des beigemengten Grießes aus, der zudem genau auf den Punkt gekocht, also bissfest, ist. Durch seine Konsistenz kommt der Landliebe „traditionell“ beinahe in die Nähe eines Parfaits. Damit steht er praktisch auf einer Stufe mit den Grießpuddings meiner Stubner Großmutter, was ihn sozusagen fast in den Adelsstand erhebt. Wobei Landliebe mit dem Schlagobers-beimeng-Trick arbeitet, meine Großmutter hingegen den gleichen Effekt damit erzielte, dass ihr Pudding einfach mehr Liebe eingerührt bekam. Schlagobers war nicht, weil was hatten wir schon nach dem Krieg.
Der Fortgeschrittene Fertigdessertesser wird je nach Geschmack und Gusto, kleine Goodies entweder beimengen oder dazu knabbern. Als Standard empfehle ich eine Rippe von der Milka 300g Fein Nuss Schokolade. Bitte auch hier darauf zu achten, dass die Schokolade bis zu ihrem Verzehr im Kühlschrank gelagert sein sollte. Sie können natürlich jetzt Ihre Fantasie spazieren gehen lassen. Von Samarties über Gummibärchen, von Mohnkuchen über Nussbotize, von Prinzenrolle über Bahlsen ohne Gleichen, von Nutella über Hirse, vom Darbo Fruchtikus bis hin zur Kiwi, von den Hohlhippen bis zu den selbstgebackenen Mürbteigkeksen. Suchen Sie es sich aus. Es sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es ist alles kombinierbar und vor allem, es ist alles erlaubt. Sie sind ja zu Hause.
Ein Tipp noch: Der „Traditionelle“ von Landliebe sollte immer mit einem kleinen, blitz-blank polierten, wenn möglich spiegelnden Löffel gegessen werden, damit das kleine Fest fürs Gemüt schlussendlich in einer Orgie fürs kulinarische Gesamtkunstwerk gipfelt. Oft sind es ja die Kleinigkeiten, Sie wissen schon. Selbst zu Hause ist heute wieder Stil gefragt.
Für die Praxis zum Schluss noch ein Tipp: Sollte es Ihnen bei Ihrem Einkauf einmal passieren, dass aus welchen Gründen auch immer, kein Landliebe „Grießpudding traditionell“ vorhanden ist, so greifen Sie bitte keinesfalls zu den mit verschiedenen Geschmacksrichtungen ausgestatteten Varianten. Sie sind das Geld nicht wert.
Glauben Sie mir.