2007-02-21
Psycho
KAC - VSV 2:3
Jetzt hat also der VSV schon wieder gewonnen. Zum 17. Mal hintereinander. Das musst du dir einmal vorstellen. Das musst du dir auf der Zunge zergehen lassen. Da willst du gar nicht mehr aufwachen. So schön ist der Traum. Dabei haben wir es heute, weiß Gott, spannend gemacht. Da kannst du nicht sagen, dass die Adler nix von Dramaturgie verstehen. Da wirkt der Altmeister Alfred direkt wie ein Lehrbub, gegen unseren VSV.
Aber grausam waren wir heute schon. Wenn du es genau nimmst. 59 Minuten und 42 Sekunden haben wir gewartet, bevor wir die Rotjacken versenkt haben. Bis 18 Sekunden vor Schluss haben wir die Freunde aus Klagenfurt hoffen lassen, dass sie ihre Unserie ausgerechnet am Faschingsdienstag, dem Tag der Villacher Fernsehfröhlichkeit, beenden könnten. 2:2 ist es bis dahin gestanden. Nachdem wir schon 2:0 geführt haben und die Partie eigentlich kontrolliert haben. Aber durch unzählige Unterzahlspiele haben wir uns das Leben selbst ein bisschen schwer gemacht. Zwischenzeitlich. Da haben dann die Klagenfurter ausgleichen können. Weil alles kann dann selbst ein überragender Gerhard Prohaska nicht zusammenkleben. Was da seine Vorderleute oft zerdeppern.
Und dann kriegt der KAC 2:40 vor dem Ende sogar noch eine 5 zu 3 Überlegenheit serviert. Vom Schiri-Gast aus Deutschland. Als Present sozusagen. Damit die Klagenfurter endlich erlöst werden. Von ihrem Derbyfluch. Der sie jetzt schon seit Dezember 2004 verfolgt. Damit das erlösende 3:2 fallen möge. Das eine Tor, das man sich so herbeisehnt. Nach dem man lechzt, wie der Hund nach dem Knochen. So knapp vor dem Ende, solch eine Möglichkeit.
Aber was nicht sein soll, soll halt nicht sein. Die roten Flaschen versemmeln die Gelegenheit. Die bringen den Puck nicht in unserem Tor unter. Denen fällt nix ein. Die schwächen sich sogar noch selbst. Und auch im 4 zu 3 Powerplay geht natürlich nix. Gar nix. Und als wir wieder komplett sind, machen wir einen Entlastungsangriff. Eher einen Verlegenheitsangriff. Um die Uhr herunter laufen zu lassen. Und um uns ein bisschen zu sammeln. Für die nervenaufreibende Verlängerung. Also mehr Alibi mäßig. Und dann gleitet die Scheibe auf einmal dem Macic Verner irgendwie ganz blöd durch die Hosenträger durch. Ohne das eigentlich wer geschossen hätte. Das war uns in dem Moment aber auch wurscht. 3:2. Aber für uns.
Grausam waren die Adler aber auch zu uns. Zu den Daheimgebliebenen. Die auf den Radio angewiesen waren. Auf Radio Kärnten. Aber leider nicht auf den Gustav Rainer. Sondern auf den etwas KAC-lastigen Miesböck. Das ist die Härte. Bei dem Spielverlauf. Da fängst du an zum Steigtreten. Da fängst du als Nichtraucher das Rauchen an. Da kaust du die Finger mit den Fingernägeln gleich mit. Da beschleunigt der Puls wie ein Formel 1. Da rufst du trotz der Radioübertragung, praktisch sekündlich, den Live-Ticker von www.eishockey.at ab. Erfährst so nebenbei, dass Jesenice gerade dabei ist Salzburg zu pulverisieren. Kannst dich aber nicht so recht darüber freuen. Weil du ja nicht siehst, was sich in der Messehalle, unten in Klagenfurt, abspielt. Und die Platte hört und hört nicht auf. Und hat sogar noch eine 4. Strophe. Und das der Martin Orasche in der Starwahl gegen den Verner voraus ist, befriedigt auch nicht gerade dein aktuelles Informationsbedürfnis.
Und wenn dir dann die Leute vom Schleppe-Bier, respektive von der Villacher Brauerei, die Schlussphase widmen. Dann fühlst du dich an deine Schulzeit erinnert. Wenn du das Schularbeitsheft zurückbekommen hast. Wo du eh schon kein gutes Gefühl hattest. Beim Abgeben. Und jetzt, wo es wieder vor dir liegt, korrigiert ausgerechnet von dem Lehrer, den du am wenigsten haben kannst, traust du dich gar nicht richtig hineinschauen. Weil du eh schon weißt, dass ein Fleck drinnen stehen wird. Oder du glaubst es halt zu wissen. Und du scheißt dich fast an. Und auf der anderen Seite hoffst du ja doch noch. Dass das Wunder geschieht. Dass es eine Gerechtigkeit gibt. Und einen Gott. Und dass da doch noch ein Vierer drinnen stehen wird. In dem blöden Heft.
Und es gibt einen Eishockeygott. Denn als ich mich gerade auf die Over-time zu freuen begann, weil wir durch unsere Strafenmisere durch waren, meldet die, passend zum Fasching, als Klagenfurter verkleidete Stimme, dass sich der Puck im Klagenfurter Tor befände. So im Vorübergehen. Teilnahmslos. Als ginge diesen Mann, den wir ausschließlich zum Zwecke der Berichterstattung vor Ort geschickt hatten, dieses Spiel nix an. Schon ganz Aschermittwoch mäßig verkündet diese Stimme, gebrochen, aber doch, wenn man genau hinhörte, leise vernehmbar. Tor.
Und mit einem Schlag war mir klar, wie gemein wir heute zu den Freunden aus Klagenfurt waren. Das müssen wir uns abgewöhnen. So schlimm dürfen wir nicht mehr sein. Weil wer weiß, wie lange die sonst noch mit uns spielen. Wenn wir ihnen so weh tun. Die sind im Stande und hören ganz zum Spielen auf. Weil da kann es dir schon ganz schön verdrießen, wenn du jahrelang als Lachnummer durch die Heimat gondeln musst. Und immer weiter und noch heftiger auf die Birne gehaut bekommst. Da freut es einen dann gar nicht mehr so recht.
Daher, liebe Klagenfurter Freunde, versprecht mir bitte eines: Bevor wir euch die 0:15 Niederlage vom 2.10.1979, die ihr uns dort umgehängt habt, nicht zurückgegeben haben, dürft ihr euch nicht ins Schmollwinkerl stellen. Beisst da durch. Und wenn die Zeit gekommen ist, wird auch für euch die Sonne wieder scheinen. Derweil steht sie halt noch ein bisschen im Haus des Adlers. Und obwohl heute wahrscheinlich 2 Millionen Menschen, die ORF 2 geschaut haben, über Villach gelacht haben werden, habe ich mich trotzdem, ausnahmsweise, sehr gefreut. Über diesen Faschingsdienstag.
vsvfan