2007-01-20
Astrologie
VSV - Innsbrucker Haie 3:4 n.V.
Neumond.
Da sagen ja viele Mondphasenexperten, die sich nur die Zähne putzen und die Nägel schneiden, wenn der richtige Schein ist, dass ist schlimmer als der Vollmond. Da werden die Aggressiven noch aggressiver und die Säufer saufen noch mehr. Die Autofahrer zeigen öfter den Vogel, oder gar den Mittelfinger, und die Kinder sind besonders quengelig. Sagen zumindest die Experten. Und wenn dann Eishockeyspieler, denen die Arbeit derzeit ohnehin nicht so leicht von der Hand geht - siehe die letzten Spiele der Adler – auch noch gezwungen sind bei Neumond anzutreten, quasi als Strafverschärfung, dann kann da praktisch nix heraus schauen. Für die Mondsüchtigen. Und Adler sind halt einmal hochsensible Wesen. Und feinfühlige. Und daher hatten wir zwangsläufig die Seuche am Schläger und die Schweinelähmung als Gast in der Kabine. Der Lauf der heutigen Partie war praktisch durch die negativen Mondkräfte für uns vorbestimmt, ohne dass noch ein Bully gespielt war. Und ohne, dass wir in der verflixten Neumondpartie auch nur den Funken einer Chance gehabt hätten. Spiel einmal gegen den Willen des Universums.
Es ist uns einfach zwei Drittel lang nicht gelungen den Faden aufzunehmen, um in dieses Spiel hinein zu finden. Was weniger an der Stärke der Innsbrucker lag, als vielmehr an unserer eigenen Unzulänglichkeit. Denn immer, wenn wir schon einmal die Scheibe in unsere eigenen Reihen bringen konnten, sprang der Puck wie ein Gummiball durch den Eisrink. Er war von uns einfach nicht zu bändigen. Da half das ganze Linien durchmischen nix. Die kleine, schwarze Scheibe ließ sich an diesem unglücklichen Tag unseren Willen einfach nicht aufzwingen. Und brachten wir sie dann einmal unter Kontrolle, dann konntest du sicher sein, dass die Mitspieler, des Puck führenden Spielers, genau in die entgegen gesetzte Richtung des Passes liefen. Wir spielten grottenschlecht. Es war zum Davonlaufen. Der Pro konnte einem leid tun. Bei der Leistung seiner Kollegen. Sicher die schlechtesten zwei Drittel der heurigen Saison. Zu mindestens in der eigenen Hütte. Da brauchten die Haie gar nicht viel machen.
Obwohl sie schon wieder genau vor dem Spiel gegen den VSV einen Legionärswechsel vornahmen. Die Taktik hat sich ja mittlerweile gegen uns bewährt. Da wird mir nix, dir nix vor der Partie ein Spieler ausgetauscht und wir kennen uns nicht mehr aus. Dabei handelt es sich bei dieser Aktion ja eigentlich nur um eine Moralinjektion für die in den Seilen hängenden Haie. Damit sie nicht den Glauben an sich selbst verlieren. Und weil die Tiroler wahrscheinlich schon geahnt haben, dass es diesmal mit einem Spielertausch nicht getan sein wird, haben sie gleich noch den Trainer mitgetauscht. Da wird dir schwindlig. So schnell wie sich das Jobkarussell in Tirol dreht. Hire and fire gilt dort als oberste Unternehmensphilosophie, wie es scheint. Bei dem Personalverschleiß den sie in Innsbruck an den Tag legen. Aber nicht das Sie jetzt glauben, der neue Schwede wäre aufgefallen, oder man hätte die Handschrift des neuen Trainers bereits erkannt. Sicher nicht. Weil die haben einfach biederes Eishockey gespielt. Hinten schnörkellos raus mit der Scheibe und vorne wird es der Elik schon richten. Oder, wenn es sein muss, halt ein Anderer. Und so spazierten die Sportsfreunde, ohne große Gegenwehr der Blau-weißen zu einem, völlig verdienten, 3:1 nach zwei Drittel.
Dann hatten wir aber dem Treiben der, tabellenmäßig mit dem Rücken zur Wand stehenden, Gäste lange genug zugeschaut. Fand der Greg Holst. Er hat dann in der Pause einen Hallowachruf durch die Adlerkabine geschickt. Und unsere Burschen machten klar, dass man in Villach keineswegs, auch wenn wir in der Tirolerstrasse spielen, bereit ist, den Innsbruckern den Sieg am Silbertablett zu servieren. Weil in der Stadthalle gewinnst du nur, wenn du 60 Minuten hellwach bist. Da nützen dir 40 gute Minuten überhaupt nix. Da nützt es dir auch nix, wenn der Schiri den Heimvorteil aufhebt und als sechster Mann auf deiner Seite steht. Wenn du die Adler erst einmal zornig gemacht hast, dann musst du dich anschnallen. Das musst du ausbaden. Egal was vorher war.
Und schon kam Druck auf das von Dalpiaz gehütete Gehäuse. Und zwangsläufig kamen die Tore. Weil der große Rückhalt, der der Claus einmal war, ist er schon lange nicht mehr. Er hat sich in der heurigen Saison eher zur Achillesferse der Tiroler entwickelt. Wenn er auch an den zwei Toren zum Ausgleich nicht unmittelbar schuld war. Die darfst du nicht unbedingt ihm umhängen. Aber wenn wir ihn von Anfang an mehr beschäftigt hätten, hätte für uns sicherlich mehr rausgeschaut. So haben wir wenigstens noch den Ausgleich geschafft. Was man am heutigen Tag auf alle Fälle unter die positiven Aspekte einordnen kann. Sofern es heute überhaupt etwas Positives zu vermerken gab. Und natürlich einen gewonnen Punkt haben wir auf unsere Habenseite verbuchen können. Dann sind wir aber auch schon durch, mit dem Positiven. Verlängerung.
Und in einer Verlängerung, wo du ohnehin nur 4 gegen 4 spielst, darfst du den Elik nicht seelenruhig rund um dein Tor spazieren lassen, als wäre Sonntagnachmittag. Das fasst der launige, immer grimmig dreinblickende, Kanadier glatt als Einladung auf. Und nimmt dankbar an. Da hätte der Pro in seiner Kiste schon eine Schneeschaufel gebraucht, dass er das Unvermeidliche doch noch hätte verhindern können. Und so bleibt es heute also dem alten Mann aus Toronto vorbehalten die Lichter in der Halle auszublasen. Der plötzliche Todd hat uns im wahrsten Sinne des Wortes ereilt. Und es wurde sehr finster. Im Adlerhorst. Nicht einmal der Mond leuchtete uns heim. Weil Sie wissen schon:
Es war Neumond über Villach.
vsvfan