2007-03-07
Radio Days
Salzburg - VSV 4:3
Auf der Couch zu Hause ist selbst Erster gegen Zweiter eine matte Sache. Da hilft dir selbst der Gustav Rainer im Eishockey Magazin nix. Eishockey musst du in der Halle schauen. Oder meinetwegen noch auf Premiere. Im Kastl. Aber selbst das ist schon eine Notlösung. Wenn du es genau nimmst. Weil zum Eishockey brauchst du den Duft der Halle. Die Würschtln. Den Tee. Und selbst die ewigen Grantler, die gehen dir auf dem Sofa im Wohnzimmer irgendwie ab. Und so bleibt mir heute wieder einmal nix anderes übrig, als mit dem Cavallini vorlieb zu nehmen. Aber seien Sie versichert, grantln tut der kleine Vifzack wie einer von den alten, passionierten Nörglern. Die schon seit 20 Jahren hinter mir sitzen. In der Halle. Und die in jeder Suppe ein Haar finden. Selbst, wenn sie es erst selbst hinein schütteln müssen. So viele Meistertitel können wir gar nicht gewinnen. Dass die einmal zufrieden wären.
Und wie auf Befehl stänkert der kleine Flohbeutel auch schon zu mir herüber. „Was steigerst du dich denn gar so hinein. In eine Partie, in der es nur noch um eines geht. Nämlich um genau nix. Was hüpfst du denn gar so herum, wegen einer Partie, wo du am Ende höchstens mit dem Kaiser seinem Bart nach Hause fahren kannst. Das ist ja nicht normal, was du wegen einem Freundschaftsspiel für ein Theater machst.“ „Entschuldige bitte“, erlaube ich mir die Spaßbremse sanft zu maßregeln, „Immerhin sind wir gerade mit 3:2 in Führung gegangen. Immerhin spielen wir eine Generalprobe, für den Fall, dass wir den Bullen heuer noch einmal begegnen sollten. Weil bis jetzt haben wir bei den Dosenstädtern ja noch nix geerbt. In der heurigen Saison. Und immerhin geben wir die Zwillinge Bousthier und Gauquet vor. Und spielen mit unserem Backup, dem Starkbaum Börnie, im Goal. Immerhin sind die Salzburger unangefochten Erster und haben eine brillante Heimbilanz. Da wirst du dich doch noch ein bisschen freuen dürfen. Wenn die Adler sich so bemerkbar machen. In der großen, weiten Welt.“
„Und was kannst du dir am Ende davon kaufen“, merkt mein etwas lethargischer Hund lapidar an. „Zum Schluss werden die Mozartknaben, den Pot stemmen und ihr werdet durch eure Adlerklauen schauen. Weil auch, wenn ihr diese Trainingspartie heute gewinnt, stinkt ihr im Finale ab, gegen die Bullen. Wie der Andy Puschnig beim KAC. Soviel ist sicher. Weil, die holen jetzt noch einen Legionär. Aber ein echtes Kalibier. Keinen Lulli, wie den Foster. Die reden vom Frederik Bremberg von Djurgarden Stockholm oder dem Tommi Kallio aus Frölunda. Da werdet ihr dann aber schauen.“
„Und wenn die den Martin St. Louis von Tampa Bay, oder den Sidney Crosby von den Pittsburgh Steelers, einfliegen würden, treuer Freund, eine Meisterschaft gewinnen die deswegen auch nicht. Das wirst du schon sehen. Wie die sich an Jesenice ihre Hörndeln abstoßen werden. Die Gummibären“, kontere ich. „Und dann können uns die Bullen einmal. Dann hat sich was, mit einer 7:1 Bilanz. Im heurigen Spieljahr. Da können sie sich ihr Finale denken. Die Mateschitz Buben. Da machen sich die Cousins, herunten im Süden, den Meister aus. Da ist es uns dann völlig egal, ob wir in Salzburg 3 oder 4 mal verloren haben.“
„Von wegen Jesenice. Die müssen zuerst einmal Vierter werden. Die müssen die Caps zuerst ausbremsen. Bevor du weiterträumen kannst, “ mault der kleine Cavallini zurück. Manchmal frage ich mich direkt, ob der Schwerenöter den großen Namen überhaupt verdient hat. Und wie zum Hohn fangen wir uns via Gustav Rainer in dem Moment auch noch den Ausgleich ein. Okay, soll sein. Was werde ich mich deswegen aufregen. Ein bisschen hat er ja doch recht. Mein Freund. Aber ich kann halt nicht anders, wenn die Adler spielen. Da lebe ich automatisch mit. Auch, wenn es um nix geht. Völlig herzgesteuert leide ich da mit. Und freue mich natürlich auch. Wenn es denn klappt. Aber heute sollte es nicht mehr klappen. Ein happy End war uns nicht vergönnt. Nicht an diesen Abend. Da fressen wir 10 Minuten vor Schluss das 4:3. Das wars. Damit werden wir uns die Erfahrung eines Sieges in Salzburg, wohl für etwas später aufheben müssen. Oder vielleicht auch nicht.
„Ihr werdet das schon schaffen“, raunt der sachkundige Vierbeiner tröstend in meine Richtung und rollt sich behaglich zu meinen Füßen zusammen. Sekunden später höre ich auch schon seinen regelmäßigen Atem, in Form eines genüsslichen Schnarchens. Es ist doch gut einen Freund an seiner Seite zu wissen, wenn du schon nicht in der Halle sitzen kannst. Und den Duft der Halle genießen. Die Würschtln. Den Tee. Und selbst die ewigen Grantler hinter dir, die gehen dir irgendwie ab. Obwohl…
vsvfan