2006-12-01
Hoppala
Grazer 99er - VSV 3:2 n.P.
Da drehst du dich einmal um, und passt nicht genau auf. Schon haut dir der Tabellenletzte das Hackl ins Kreuz. So ist das, in der österreichischen Eishockeyliga. Es herrscht ein raues Klima, bei den Eishacklern. Da führst du nämlich 2:0. Hast zudem ein Powerplay zu deinen Gunsten. Wartest daheim im Wohnzimmer nur noch auf die erlösende Nachricht vom Gustav Reiner, vom Kärntner Eishockeymagazin, dass das 3:0 gerade gefallen ist. Doch als er sich endlich rührt, redet er von einem Shorthander der 99ers, der uns streift, wie der Blitz. Nur noch 2:1. Gut denkst du dir, so einen Sieg haben wir schon öfter auf die Welt gebracht. So ein Baby, das halt nicht so richtig flutschen will, haben wir schon öfter nach Villach nach Hause geschaukelt. Das bringen wir schon drüber denkst du dir. Doch dann lässt sich blöderweise der Gili Kühn zu einem Bandenchek hinreißen, was ihm 5 Minuten plus Spieldauer einbringt. Und den Adlern das unnötige 2:2. Und auf einmal ist Overtime und Penaltyschießen und finster. 1 Punkt als Aufwandsentschädigung für die Reise nach Graz. Das steht im Kassabuch, in der tabellarischen Buchhaltung. Und so war das nicht gedacht, als wir uns noch kurz vor dem Spiel über den heutigen Abend unterhalten haben. So nicht.
Sicher es hat der Herbie Hohenberger hinten in der Verteidigung gefehlt. Und es hat der Edgerton absagen müssen. Und es ist sicher immer unangenehm, wenn du zum Spielen in die Tiefgarage der Tabelle hinunter fahren musst. Weil da kannst du nur verlieren. Weil wenn du gewinnst, dann war das eh klar. Business as usual, sozusagen. Und wenn du tatsächlich eine aufs Dach bekommst, hast du zum Schaden auch noch das spöttische Gelächter der Klassenkollegen. Und sicherlich haben die Grazer auch einen neuen Trainer. Aber der ist bisher doch noch nicht aufgefallen. Zumindest nicht wegen seinem Erfolg. Wenn dann schon eher durch seinen Helmtick. Also eher im humoristischen Bereich. Und dann bist du auch noch zwei Tore voraus. Du hast die Partie unter Kontrolle. Nicht das wir etwa geglänzt oder gar brilliert hätten. Nein. Das war auch nicht notwendig. Aber immerhin unter Kontrolle hatten wir das Spiel. Und dann musst du trotzdem eine Sonderschicht drauflegen, die letztlich nichts bringt. Also so etwas brauchst du wie eine Frühsommer-Meningoenzephalitis. Auf das kannst du getrost verzichten, am Freitagabend.
Jetzt kränk dich doch nicht so, tröstest mich der Cavallini, mein kleiner Hund, unter dem Schreibtisch hervor. Erstens haben wir einen Punkt geholt. Dadurch stehen wir jetzt bei 39 Punkten. Geteilt durch 2, ergibt das 20. Und das wiederum hast du mir vor der Saison als deine Traumzahl zum Zeitpunkt der Punkteteilung genannt. Und dabei haben wir noch die Spiele gegen Jesenice und Salzburg offen. Und zweitens wollen wir ja nicht gierig werden. Du sagst doch immer, lass den anderen auch was übrig. Weil man kann nämlich sehr schnell satt sein und sich dann überfressen. Aber wenn wir zwischendurch immer wieder einmal gegen einen Watschenbaum rennen und dadurch zurück auf den harten Boden der Realität geholt werden, dann kann das unserer Konzentration und der Erdung nur förderlich sein. Also gräm dich nicht länger und gönn den gebeutelten Grazern ihren Triumph. Am Sonntag im kleinen Derby gegen die Slowenen schaut die Welt schon wieder ganz anders aus.
Sagts, und drückt seinen Kopf schon wieder zufrieden in den Polster. So ist die Jugend. Irgendwie cooler als wir es waren. Für uns war das Wochenende versaut, wenn du am Freitagabend in die Scheiße gegriffen hast. Das hat dir mächtig gestunken. Aber der kleine Vierbeiner steckt das weg, wie nix. Na ja, waren ja auch härtere Zeiten, damals. Da hast du im Abstiegskampf jeden einzelnen Punkt zusammenkratzen müssen, wie bei den abgeschmalzenen Kasnudel das Printschl. Sie wissen schon, die angebrannte Kruste vom Reindlboden. Sonst warst du weg vom Fenster. Und es war wieder die 2. Liga angesagt. Heute kennen die jungen Leute ja gar keinen Absteiger mehr. Oder wenn, dann vom Hörensagen. Außerdem musst du ja wirklich einmal schauen, wie komfortabel wir derzeit in der Liga platziert sind. Dann kann man ja die Ruhe von meinem jungen, eishockeyverrücktem Freund, irgendwie verstehen. Und er hat ja recht. Trotz des kleinen Missgeschicks heute stehen wir mit vollen Taschen da. Da gibt es nix, aber schon gar nix, dran zu deuteln. Also freuen wir uns über einen gewonnen Punkt. Wer weiß, vielleicht wird er ja irgendwann, noch für irgendetwas gut sein.
vsvfan