2007-02-17
Fasching in Villach
VSV - Salzburg 2:3 n.V.
Es hat sich also doch bis nach Vorarlberg herumgesprochen. Bei uns in Kärnten wird der offene Vollzug für psychisch Kranke nicht nur propagiert, sondern auch gelebt. Dass hat uns zumindest der jetzige Bundeskanzler einmal bescheinigt. Und so darf es einen nicht wundern, wenn sich ein gewisser Herr Bogen, der sich im Ländle angeblich aus einer geschlossenen Anstalt befreien konnte, als sein Fluchtziel, ausgerechnet Villach ausgesucht hat. Tatsächlich schaffte er es, sich bis in die Draustadt durchzuschlagen, wo er sich alsgleich als Eishockeyschiedsrichter ausgab. Und weil morgen in Villach Fasching ist, fiel der lustige Kerl nicht weiter auf.
Minuten später fand er sich auch schon auf der Eisfläche in der Stadthalle wieder und leitete, ohne auch nur einen einzigen seiner Sinne bei sich, und ohne auch nur den blassesten Schimmer von Eishockeyregeln, an sich, zu haben, die Schlagerpartie VSV gegen Salzburg. Und es war ein Musterbeispiel gelebter Integration. Ein mutiges Zeichen. Wir in Villach geben Menschen mit einem Handicap, und sei es noch so schwer, eine Chance. Das ist einerseits gut, andererseits aber auch gefährlich. Weil wenn Spieler nur mehr in der Lage sind ihre eigene Gesundheit dadurch zu schützen, in dem sie den gegnerischen Spieler aufs Maul hauen, dann nennt man das Faustrecht. Und wenn plötzlich das gesunde Volksempfinden, gegenüber dem festgelegten Regelwerk die Oberhand gewinnt, dann kann aus ein paar, noch mit Hopfensaft, gefüllten Bierbechern, sehr schnell Lynchjustiz werden. Und dann hat das Ganze mit Eishockey nix mehr zu tun. Aber schon gar nix mehr.
So weit zur Vorgeschichte. Erster gegen Zweiter wurde also heute gegeben. Und es hatte sich herumgesprochen, dass das Salzburger Bullenrodeo in die Stadt kommt. Die Stierkampfarena war voll. 4500 Fans. Superstimmung nach der elendig langen Pause. Und Hauptdarsteller waren die Stiere. Die sollten heute zu Ochsen degradiert werden. Sie können sich also vorstellen, wo die Adler, die sich extra ein Torerokostüm haben schneidern lassen, die Salzburger zu packen gedachten.
Und unsere Erwartungen waren nicht zu hoch geschraubt. Von Beginn an machten die Blau-Weißen Druck, dass es eine Freude war. Schon im zweiten Wechsel schepperte das erste Mal metallener Klang durch die Halle. Und in dieser Tonart ging es weiter. Wir konnten den Tabellenführer mächtig ins Schwitzen bringen. Die Unterbrechung der Meisterschaft hatte für uns den gewünschten Effekt gehabt. Und die Rückkehr vom Wolfi Kromp und vom Captain Herbie hat der Mannschaft wieder, die zuletzt vermisste, Kompaktheit gegeben. Zudem ist mit dem Valentinstag auch wieder die notwendige Frische und Leichtigkeit in den Horst gekommen. Ein Hauch von Frühling wehte durchs Stadion. In Tore konnten die Adler ihre anfängliche Überlegenheit leider nicht ummünzen. Was schade war. Weil so ab Mitte erstes Drittel, hatte sich Salzburg besser auf uns einstellen können. Was folgte war ein tolles Eishockeyspiel. Ein offener Schlagabtausch. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns im Play-off erwartet.
Im zweiten Abschnitt, in der 25 Minute, dann endlich das erlösende 1:0. Der Danny Bousquet, dem ich auf diesem Weg mein Mitgefühl zu dem erlittenen Schicksalsschlag aussprechen möchte, traf. Und die Partie schien zu flutschen. Sie ging uns leicht von der Hand. Und wir haben nix falsch gemacht. Aber nicht, dass Sie jetzt etwa glauben, dass die wild gewordenen Stiere leicht zu bändigen waren. Nein. Das sicher nicht. Die haben ordentlich dagegen gehalten und es wäre ein tolles Match geworden. Wäre.
Weil an diesem Punkt kommt uns wieder unsere Vorgeschichte in die Quere. Sie erinnern sich noch. Der Bogen. Mit seinem Schiedsrichterkostüm. Der geistige Bankrotteur aus Vorarlberg. Er verfälschte den Ausgang dieses Spieles wesentlich. Er gestaltete quasi die Partie nach seinem Gutdünken. Und das Schlimmste an diesem tragischen Schiriverschnitt waren nicht einmal seine Fehlentscheidungen. Nein. Das sind wir doch gewohnt, dass ein Schiri nicht alles sehen kann oder will, was wir uns wünschen würden. Das weiß ich schon selber, dass es eine fehlerfreie Schiedsrichterleistung praktisch nicht gibt. Da schau ich schon lang genug zu. Beim Eishockey. Aber wenigstens vom formalen her, wäre es gut, wenn die Zebras sich an den Regeln orientieren könnten. Ein Beispiel gefällig?
Nach 35:40 gespielter Zeit verhängt Herr Bogen nach einem Handgemenge folgende Strafen: Peintner 2 Minuten, Hohenberger 2 Minuten und Lind 2 + 2 Minuten. So. Jetzt werden Sie sagen, wenn 2 Villacher jeweils für 2 Strafminuten auf die Bank müssen, und ein Salzburger für 2 + 2 Strafminuten, dann geht es mit 4 Salzburgern gegen 3 Villacher Spieler weiter. Logisch. Nicht so für Bogen. Er spielt mit Fünf gegen Fünf weiter. Da müssen Sie selbst einmal in die Halle kommen. Das müssen Sie sich einmal selbst anschauen. Das musst du erlebt haben. Sonst glaubst du es nämlich nicht. Und mit solchen Entscheidungen am laufenden Band frettete sich der Heini durch das ganze Spiel.
Da spielen die weiteren Stangenschüsse der Adler, der 1:1 Ausgleich, die zwischenzeitliche Führung der Bullen und das auf den Fuß folgende 2:2 durch den Darell Scoville praktisch keine Rolle mehr. Da waren die Verlängerung und der plötzliche Tod durch Trattnik nicht mehr vordergründig. Da wird ein tolles Eishockeyfest durch die Willkür des Pfeifenmannes gestört. Zerstört, eigentlich. Bogen ist eine Schande für seine Zunft.
Was uns bleibt, ist ein Punkt. Und die gute Nachred. Weil, wer die Millionentruppe vom Mateschitz so fordern kann, der braucht sich vor Niemandem zu fürchten. Auf Dauer gesehen, wohl nicht einmal vorm schwarzen Mann.
vsvfan