2006-11-03
Es muss nicht immer Kaviar sein
VSV - KAC 4:1
Ich kann mich ja noch sehr gut an die Jahre 77 - 80 erinnern. Ich ging in der Peraustrasse ins Gymnasium. Außer Eishockey interessierte mich nichts wirklich. Noch nicht einmal die Hasen. Und es war Teil meines praepubertären Programms, mich mittels dieses neuen Lebensgefühls, der VSV war nämlich gerade in die Bundesliga aufgestiegen, gegen die ganze Welt im Allgemeinen und gegen die Lehrerwelt im Besonderen aufzulehnen. Eishockey war damals in Villach der 80er Jahre noch keineswegs salonfähig.
Und was habe ich gelitten.
Nicht, weil wir damals anstatt einer Halle nur ein Flugdach hatten. Auch nicht, weil wir uns schon um 16 Uhr zum Einlass anstellen mussten, um die begehrten Plätze ganz hinten am Zaun zu ergattern, wo man auf den Stangen sitzen konnte und von wo man nicht ganz so weit aufs WC hatte. Auch nicht unter den damals herrschenden Temperaturen, obwohl es damals noch richtige Winter gab. Ich habe auch gar nicht so darunter gelitten, dass wir als Liganeuling von 28 Spielen gerade einmal 4 Spiele gewonnen hatten.
Nein, ich habe gelitten wie ein Hund, weil uns der KAC ein ums andere Mal eine auf den Pelz gebrennt hat, dass es schon gar keine Freude mehr war. Und das hat Weh getan. Ich kann Ihnen das versichern, geneigter Leser. Das sind Wunden, die vergisst du nicht. Weil, was über uns Spott und Hohn gegossen wurde, das prägt einen. Ein Leben lang und darüber hinaus. Und da genießt du dann jeden Sieg mit der entsprechenden Demut. Weil du weißt, dass es nicht selbstverständlich ist, dass du aufs Eis gehst und einfach so gewinnst.
Und deshalb, liebe Leute, freue ich mich heute wie beklopft. 13 Mal am Stück hat der VSV jetzt das rote Elend, wie der KAC gerne hinter vorgehaltener Hand genannt wird, paniert. Und was noch dazu kommt: In der ewigen Derbybilanz haben wir nur noch um einen Sieg weniger (wieder einmal).
Hätte mir irgendein Hannusen oder der Nostradamus im 80er Jahr gesagt, wart ab, Bürschchen, eure Zeit wird kommen, es wäre so unglaublich für mich gewesen, wie wenn sie mir prophezeit hätten, man wird in 20 Jahren mit einem Zündholzschachtel großem Ding, telefonieren, Radio hören, Photos machen, seine Termine verwalten, Briefe schreiben, 50 Schallplatten speichern, das Internet und den Fernseher immer bei sich haben können und das alles ohne Kabel.
Und sollten wir die Derbystatistik nicht im heurigen Spieljahr auf den Kopf stellen können, dann halt im nächsten Jahr oder im übernächsten, oder vielleicht in 20 Jahren. Weil, wenn wir eines in Villach können, dann ist das warten. Was aber für immer bleibt ist eine Serie von 13 Siegen am Stück. Gegen den KAC. Den Rekordmeister. Den Eishockey-Albtraum meiner Jugend, der allerdings längst seinen Schrecken verloren hat. Von dieser Serie können wir zehren. Die kann uns niemand mehr nehmen. Und die soll uns auf die Schnelle einmal wer nachmachen. Die Tabellenführung ist da praktisch nur eine lässige Nebenerscheinung.
Dabei muss es nicht immer Kaviar sein. Manchmal müssen es die Kasnudel von der Oma auch tun. Schließlich war es ja kein Gipfeltreffen, was da gestern am Programm stand. Die Kellerkinder aus Klagenfurt waren zum Spielen da. Und da haben wir uns halt auch nur unser Werktagsgewand angelegt. Weil den Glanz und den Sonntagsanzug, brauchst du dann später in der Play off. Da kommen dann andere Kaliber. Sicher, da schnitzt du zwar auch nicht jeden Tag ein Heldenepos a la Hollywood ins Eis, aber da geht es um andere Dinge, wie Meisterschaften und so.
Also, ein kampfesfroher, aber dezimierter KAC stellt sich gestern vor uns hin und will uns ans Bein pinkeln. Wie so ein kleiner Knirps, der mit seinem Vater rauft. Nur so zur Gaude. Wo eigentlich von vorneherein klar ist, wer der Stärkere ist. Aber auf einmal sieht der Sohnemann Land. Und er wird wilder und forscher. Und immer wilder und noch forscher, weil er doch, trotz größtem Bemühen seinerseits, immer wieder ganz leicht und spielerisch vom Papa ein liebevolles Reiberl kriegt. Egal was er probiert. Und je damischer der Junior wird, umso mehr lacht der Papa und zum Schluss, damit die Sache klar ist, wird der Sack mit 2 Toren zugemacht. Dass da ja keine Zweifel aufkommen, wer hier der Meister ist.
So in etwa kann man es gestern gesehen haben. Oder man kann auch davon sprechen, dass der VSV nicht wollte und der KAC nicht konnte. Oder man kann auch vom Verletzungspech reden. Oder wie schlecht der Schiri war. Das alles hat seine Berechtigung. Zählen tut am Ende das 4:1 für Villach.
Zum Schluss möchte ich trotzdem noch 3 Spieler hervorheben, weil es mir ein echtes Bedürfnis ist, und weil sie es sich seit einigen Partien verdienen. Da ist einmal unser Goalie, der Gert Prohaska. Ein schon unglaublicher Fels in der Brandung. Eigentlich konstant in Championship Form. Und dann die ungleichen Zwillinge, der Lanzinger und der Kaspitz, die derzeit Spiel für Spiel unsere „Aussareißa“ sind. Hoffentlich gelingt dem Roland auch bald sein erstes Meisterschaftstor. Verdient hätte er es sich nämlich schon allemal.
Und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann tät ich gern den Kromp Wolfi zusammen mit dem Lanze und dem Kaspe in einer Linie spielen sehen. Und nicht, wie auch gestern wieder, hinten in der Verteidigung. Aber Wunschkonzert ist am Samstag. Und am Sonntag in Innsbruck ist wieder ein neues Spiel.
vsvfan