2006-11-26
Alltagsgeschichten
VSV - HC Innsbruck 7:3
Jetzt hat uns also der Alltag wieder. Nach dem wichtigen Derbysieg am Donnerstag und den darauf folgenden ausgelassenen Feiern, waren heute wieder die zähen Mühen des sozialistischen Alltags zu bewältigen. Und ganz hatten unsere Derbyhelden die Müdigkeit der nächtlichen Strapazen noch nicht aus den Beinen geschüttelt. Dementsprechend gehörte der Beginn des Spieles den Gästen aus Tirol.
Da hattest du dann zeitweise das Gefühl, die Haie haben heute Abend richtig Appetit auf Geflügel. Da fighteten die Innsbrucker, waren eisläuferisch klar überlegen. Ihr Spiel lief gut und vor allem über ihren Ellik. Und der VSV war interessierter Zuschauer. Wir konnten uns nur mit Fouls helfen, die du eben nur machst, wenn du den entscheidenden Schritt hinten nach bist. Aber die Adler als Fischfutter? Undenkbar.
Vor allem für Danny Bousquet. Denn gerade als sich der Kaspitz auf der Strafbank wegen eines Hakens eine Auszeit gönnt, holt sich der gute Danny in aller Ruhe den Puck im eigenen Drittel. Nachdenklich und sehr gemächlich fährt er über sämtliche Linien. Als ihn 5 Meter vor dem Tor, die 3 um ihn kreisenden Haie immer noch nicht schnappen, haut er das Ding einfach flach unter Gottardis rein. So einfach geht es. Ein short-handed Goal ohne Tempovorstoß. Eine Rarität. Zum mit der Zunge Schnalzen.
Aber die Freude sollte nicht lange währen. Denn das Unterzahltor war keineswegs der Hallo-wach Ruf für unsere sonntäglichen Spätaufsteher. Nur 3 Minuten später hatten uns die Gäste schon 2 hinein gesemmelt, dass uns der Kinnladen bis zu den Schuhen hinuntergehängt ist. 1:2. Und ehrlich. Die Drittelpause kam uns nicht wirklich ungelegen.
Na gut. An dieser Stelle muss ich für die Daheimgebliebenen einmal aus dem Nähkästchen plaudern. Unser 2. Drittel ist zu Hause normalerweise immer ein Drittel, das wir mit Hängen und Würgen durchdrücken. Wo wir im Sektor D immer ein bisschen feucht in den Händen werden. Dass ist natürlich rein gefühlsmäßig. Ausschließlich subjektiv. Wie gesagt normalerweise. Aber nicht heute.
Die Adler brennen nämlich im 2. Drittel ein Feuerwerk ab, dass du meinen könntest es ist schon Sylvester. Da zischt es und kracht es, dass es nur so raucht. Die Haie hatten sich zwar warm angezogen, aber da ist ihnen der Villacher Wind ein bisschen zu gerade von vorne gekommen. 5:1 haben wir sie in dem Drittel paniert. Was sie dann auch veranlasst hat, ihre, ohnehin schon "kanadische" Spielweise, eine Stufe höher zu drehen. Auf rustikal sozusagen. Aber dem Schiedsrichter Bernecker gefiel es. Wahrscheinlich ist er ein Anhänger der Südtiroler Herrgottsschnitzerei. Er schaute zu und freute sich, dass er sich wieder durch ein Spiel schwindelt konnte, ohne die neue Regelauslegung anwenden zu müssen. Na ja, egal. Auf den Spielausgang hatte er keinen Einfluss.
Eher schon unser 54er. Der stets fidele Danny Bousquet. Also was der Mann derzeit ins Eis brennt, das hat Hand und Fuß. Er bringt mit seinen lässigen Haken die Gegner einfach zur Verzweiflung. Und er steht immer dort, wo es für einen Stürmer was zum Erben gibt. Mit einem Wort: die bousquetsche Torfabrik produziert derzeit in zwei Schichten. Im Akkord. Dabei hat der Mann ein Glück, dass er nicht für die Linzer spielt. Sie erinnern sich. Da hat man den Justin Kelly nach nur 11 Spielen ausgetauscht, weil er zwar sechs Tore geschossen hat, aber die in nur 2 Spielen. Jetzt hat der Bousquet in 2 Spielen 9 Tore gemacht. Also in Linz hätten sie ihn schon in den Flieger gesetzt. Gott sei Dank trägt er aber die blau-weiße Wäsche.
Im letzten Drittel war dann Auslaufen angesagt. Damit wir in Graz am Freitag zu Beginn nicht wieder so schwere Beine haben. Und weil die Innsbrucker Haie halt schon fein säuberlich mit 7:3, als "Sardinen" sozusagen, in die vorgesehenen Konservenbüchsen gelötet waren. So hatte keiner in der Halle etwas dagegen, dass es alle Akteure etwas ruhiger angehen ließen.
Gnadenlos fliegen die Adler also von Sieg zu Sieg. Scheinbar ist ihnen bewusst, dass sie voriges Jahr den Horst ziemlich hoch hinauf gebaut haben. Und dort soll er auch bleiben. Werden sie bei sich denken. Wir Fans kommen aus dem Feiern jedenfalls kaum heraus. Aber, liebe Adler, keine Angst. Ihr könnt schon noch ein bisschen weiterfliegen. Uns braucht ihr nicht zu schonen. Wir sind bereit. Weil wenn es jetzt bald in jedem Spiel um zwei echte Punkte geht, dann wird sich das Üben in der Höhenluft für alle hier in Villach ausgezahlt haben. Für die Mannschaft, für die Trainer, für den Vorstand, für die Funktionäre, für die Fans und vor allem für die Play-off Teilnahme.
vsvfan