2008-10-09
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Über Geld das arbeiten sollte und faule Kredite
8.Oktober – Mitternacht – ZIB24. Ein Banker, XY von der Credit Agricole, ist zum Interview angetreten. Er ist Chefanalyst seines Instituts und überhaupt Analyst des Jahres 2007. Ein richtiger Kapazunder also. Es wird über die Bankenkrise geredet. Und wie sicher praktisch alle Banken auf der Welt sind. Auf die Nachfrage der Reporterin, ob das Geld auf österreichischen Konten sicher sei, kann er sich dann doch kein Ja abringen. Ein bisschen schmähstad wirkt der blutleere Herr Chefanalyst schon.
Und dann das Wort, das mich kurz nach Mitternacht nochmals kurz aus meinem bereits leicht einsetzenden Dahingedöse reißt.
Einskommavier Billiarden.
Zunäxt bin ich der Meinung, ich habe mich verhört. Ich war mir nicht sicher, meinte der gute Mann Billion oder Milliarde. Nein, der hat deutlich Billiarde gesagt. Was ist das? Ich bin jetzt über 42 Jahre, aber das Wort sagt mir nix. Wahrscheinlich wieder so ein neubankdeutsches Modewort. Also nochmals den Computer starten, ins Netz und googeln. Und tatsächlich schon der erste Eintrag, der wie üblich auf Wikipedia verweist, spricht von einem Einser an dem 15 Nullen gehängt werden.
Das Wort gibt es also. Und es ist tatsächlich eine reale Zahl. Jetzt versuche ich mir noch einmal in Erinnerung zu rufen, in welchem Zusammenhang es der Banker verwendet hat.
Genau. So war es. Die 1,4 Billiarden Dollar sind die derzeit angenommene Summe, die an faulen Krediten noch schlummert. Quasi Kredite, die ihre Arbeit eingestellt haben. Denen das Arbeiten einfach zu blöde geworden ist. Oder auch nur zuviel. Und jetzt liegen sie träge herum. Passen Sie also auf, wenn Sie um die näxte Ecke biegen, dass Sie nicht über ein schlechtes Geld stolpern, das da einfach so herumliegt und gierig auf Opfer lauert. Oder vielleicht besser gesagt, auf gierige Opfer lauert. Aber die Zahl kennt man. Die ist nix Neues. Das weiß man ja ohnehin. Und das wird man schon derheben, meint der Analyst.
Aha. Kennt man. Nix Neues. Keine Panik. Ich habe mir trotz seiner beruhigenden Worte und der schon fortgeschrittenen Stunde, doch noch, versucht mir vorzustellen, wie viel Geld das eigentlich ist. Und da habe ich mir die Weltbevölkerung mit 6 Milliarden Menschen als Maßstab hergenommen. Und wenn ich jetzt beim Dividieren keinen allzu großen Fehler eingebaut habe, dann ergibt das eine Summe von 233 333.- Dollar pro Rübe, für jeden Erdenbürger wohlgemerkt, die aber möglichst rasch auch wieder hereingearbeitet werden muss, damit wir wieder auf gleich kommen.
Da denke ich mir, wäre es doch gescheiter, das Geld lieber gleich den Menschen rund um den Globus direkt in die Hand zu drücken, anstatt es den unverantwortlich handelnden Banken in den gierigen Schlund zu werfen. Weil was werden die mit dem Geld schon machen? Sie werden noch meine Kinder und deren Kinder mit der Zinskeule in die Lohnarbeit treiben, damit sie ihren Profit dann wieder bei irgendeiner Wette auf irgendeinen Rohstoff verpulvern können. Und damit natürlich alles seine Ordnung hat.
Irgendwo habe ich noch zum Thema Entwicklungshilfe im Hinterkopf, dass irgendwer einmal gesagt hat, dass man mit einem Euro einen Menschen einen Tag das Leben grundgesichert ermöglichen kann. Das würde bedeuten, jeder Mensch in den unterentwickelten Ländern könnte 638 Jahre von dem Geld leben. Und wir in den entwickelten Ländern kommen wohl mit 30 Euro pro Tag und Nase über die Runden. Dann reicht das Geld bei uns halt nur für 21,3 Jahre. Mehr haben wir uns wahrscheinlich auch nicht verdient. Schließlich haben wir den Kapitalismus über die Welt gebracht.