2005-07-24
Frankreichausflug - 24
Tour for One - The same procedure as every year oder der letzte Arbeitstag
Wer zu Silvester schon einmal den Fernseher aufgedreht gehabt hat, wird das selbe Dejavu-Erlebnis beim Tour de France schauen haben, wie ich.
1999 - 2005. The same procedure as every year.
7 Mal hintereinander hat der General und Texaner Lance Armstrong die Tour de France gewonnen. Hätten Sie mir nach der Ära Indurain gesagt, es kommt in den nächsten 10 Jahren einer, der die Tour 7 Mal hintereinander gewinnen wird, hätte ich das für eine gute Grundlage eines Science Fiktion Roman gesehen. Das ist der Stoff, aus dem Utopien geschnitzt sind, hätte ich Ihnen gesagt. Davon lebt Holywood. Und vielleicht noch die Formel 1, mit ihrem Schumacher. Nur bei Schumacher musst du sagen, dass der in ein Vakuum gestoßen ist. Der hat einfach keine Gegner gehabt, weil sie entweder gestorben sind oder sie haben einfach aufgehört Rennen zu fahren.
Aber der Armstrong hat ja Gegner gehabt. Und zwar mehr als nur einen. Doch sie sind an ihm gescheitert. Nein, mehr noch sie sind an ihm zerbrochen oder noch besser gesagt, er hat sie zertrümmert und demoralisiert. Dieser Mann aus Dallas, der während seiner Krebserkrankung scheinbar im Drachenblut gebadet hat, ist unbesiegbar. Er hat in 7 Jahren, dass sind immerhin 140 Tourtage, oder 140 Radrennen am Stück, nicht einen schlechten Tag gehabt, nicht eine Verkühlung, nicht ein bisschen Magenweh, keinen Defekt, keinen wirklichen Sturz, hat keinen taktischen Fehler gemacht und war in all der Zeit nie in Gefahr geschlagen zu werden. Es hat den wunden Punkt nicht gegeben. Er ist schlicht und einfach unschlagbar. Er hat 2 Generationen Rennfahrer alle möglichen Rennen gewinnen lassen, aber d a s Radrennen auf das die Welt schaut und das zu Recht, als das schwierigste der Welt bezeichnet wird, das Rennen hat nur er gewonnen. Er war nicht der Kannibale, wie Merckx oder hatte nicht die Elleganz eines Indurain, oder die Pfiffigkeit eines Anquetill, aber er hat neue Maßstäbe gesetzt. Und zwar für die Ewigkeit.
Amen.
Man soll mit Beweihräucherungen immer dann aufhören, wenn das Schmalz am schönsten aus der Feder raus rinnt. Aber eines sei gesagt. Die heurige Tour war sportlich vom Allerfeinsten. Doch jetzt mahne ich mich selbst, die Tagesordnung zu beachten. Vor uns liegt noch eine Etappe. Auf nach Paris. Auf zur Tour de Hóneur.
Der erste Blick auf die Fahrer zeigt uns ein geschlossenes Feld. Es kann durchaus sein, dass das unfreundliche Wetter eine Rolle spielt, oder es ist bei den Profis einfach die Luft heraußen. Damit werden wir die ersten Versuche, die Etappe aus einer Fluchtgruppe heraus zu gewinnen, erst in Paris beginnen, wo ja noch 9 Runden a 6,5 Kilometer zu fahren sein werden.
70 Kilometer vor dem Ziel gibt es den ersten Prämiensprint. Sie wissen ja, dass es zwischen Hushovd, O´Grady und McEwen noch ums grüne Leiberl geht. Wer gewinnt?
1. Vinokourov
2. Leipheimer
3. Wegmann
Jetzt werden Sie sagen, ja was soll denn das, warum sprintet der Vino um die Punkte? Ganz einfach. Es gibt nämlich auch Sekundenbonifikation. Und ein Blick auf die Gesamtwertung zeigt uns, dass der Kasache und der Ami nur 2 Sekunden auseinander liegen. Die hat Vino jetzt zugemacht. Derzeit sind die beiden also zeitgleich auf dem 5. Platz. Allerdings war der Leipheimer in den 2 Zeitfahren um 76 Hunderstel schneller als Vinokuorow. Leipheimer also noch 5. Aber es kommt noch ein Prämiensprint. Spannend.
Paris ist erreicht. Es gab gerade noch einen Sturz von 2 Discovery Leuten, Hincapie und Popovych. Armstrong kann auf der scheiße glatten Straße gerade noch einen Sturz vermeiden. Wie halt immer, antizipiert er die Situation und steuert sein Fahrrad gekonnt aus. Beinahe wäre ihm an seinen letzten Arbeitstag noch das passiert, was er 139 Tage am Stück vermeiden konnte. Ein folgenschwerer Sturz. Sofort mahnt der unumschränkte Herrscher der letzten 7 Jahre seine Kollegen, keine Attacken mehr vor Erreichen des Rundkurses zu lancieren.
Die alljährliche Hatz in Paris beginnt. Es ist sehr gefährlich, da die Straßen nicht abgetrocknet sind. Und die Jury entscheidet ab diesem Zeitpunkt das Rennen für das Gesamtklassement zu neutralisieren. Das heißt, dass die Fahrer nur noch ins Ziel kommen müssen. Es gibt keine Zeitabstände mehr. Sehr wohl aber gibt es die Sekunden beim Sprint und natürlich auch am Etappenende die Bonussekunden.
Wer eröffnet das Pariser Schlusskriterium? Noch 50 Kilometer ins Ziel. Man gönnt Armstrong eine komplette Ehrenrunde. Wahrscheinlich wollen aber auch jene Fahrer, die vorhaben noch anzugreifen, einmal die Straßenverhältnisse erkunden.
Carlos da Cruz, der ja praktisch jeden Tag attackiert hatte, eröffnet das Rennen. Jetzt wird es schnell und schwer. 9 Mann kommen weg. Allerdings stürzen schon in der ersten schwierigen Kurve, 3 Mann der Spitzengruppe. Pfoah, das ist gefährlich.
Es ist nur mehr der Albasini vor dem Feld. Er gewinnt auch den 2. Sprint. Damit wird das grüne Trikot im Zielsprint ausgefahren. Und vielleicht auch der 5. Platz.
Albasini ist eingeholt. Knaven probiert es als Nächster. 35 Kilometer noch.
Durch die letzte Attacke hat sich eine 9er Gruppe gebildet. Mit dabei Knaven, Rigghi, Wrolich, Cortinovis, Portal, Albasini und Bernucci.
Noch 15 Kilometer. Die Gruppe mit Wrolich wurde wieder eingeholt. Jetzt fahren 2 Mann an der Spitze. Horner und Tankink.
Noch 9 Kilometer. Tanking und Horner sind eingeholt. Jetzt werden die Mannschaften der Sprinter, allen voran Lotto für McEwen, das Tempo bis zum Ziel oben halten.
Letzte Runde, das Feld ist geschlossen.
Der letzte Kilometer. Tempo 70. Wahrscheinlich Massensprint. Das Feld ist allerdings extrem langgezogen.
McGee tritt nochmals an und versucht solo das Ziel zu erreichen. Vinokourow kann folgen.
300 Meter. Die können das schaffen. Und sensationeller Weise gewinnt Vinokourow die Etappe und damit auch den 5. Platz. Das gibt es eigentlich gar nicht.
Armstrong hat den 7. Tour de France Sieg und sein Karriere Ende erreicht. 3608 Kilometer liegen hinter den 155 Profis. Lance hat dafür 86h 15' 02" gebraucht. Schnitt also 41,654 km/h.
Alle sind glücklich und froh. Auch ich hier in Völkendorf beende hiermit meinen Frankreichausflug und bin ab morgen wieder im Lande.
Die Ergebnisse:
Die letzte Etappe:
1 VINOKOUROV Alexan TMO KAZ
2 MC GEE Bradley FDJ AUS 00' 00"
3 CANCELLARA Fabian FAS SUI 00' 00"
4 MC EWEN Robbie DVL AUS 00' 00"
5 O’GRADY Stuart COF AUS 00' 00"
6 DAVIS Allan LSW AUS 00' 00"
7 HUSHOVD Thor C.A NOR 00' 00"
8 COOKE Baden FDJ AUS 00' 00"
9 EISEL Bernhard FDJ AUT 00' 00"
10 FÖRSTER Robert GST GER 00' 00"
Und das ist Gesamtergebnis, doch noch mit Alex Vinokourov als 5.:
1 ARMSTRONG Lance DSC USA
2 BASSO Ivan CSC ITA 04' 40"
3 ULLRICH Jan TMO GER 06' 21"
4 MANCEBO Francisco IBA ESP 09' 59"
5 VINOKOUROV Alexan TMO KAZ 11' 01"
6 LEIPHEIMER Levi GST USA 11' 21"
7 RASMUSSEN Mickael RAB DEN 11' 33"
8 EVANS Cadel DVL AUS 11' 55"
9 LANDIS Floyd PHO USA 12' 44"
10 PEREIRO SIO Oscar PHO ESP 16' 04"
11 MOREAU Christophe C.A FRA 16' 26"
12 POPOVYCH Yaroslav DSC UKR 19' 02"
13 MAZZOLENI Eddy LAM ITA 21' 06"
14 HINCAPIE George DSC USA 23' 40"
15 ZUBELDIA Haimar EUS ESP 23' 43"
16 JAKSCHE Jorg LSW GER 24' 07"
17 JULICH Bobby CSC USA 24' 08"
18 SEVILLA Oscar TMO ESP 27' 45"
19 KASHECHKIN Andre C.A KAZ 28' 04"
20 GUERINI Giuseppe TMO ITA 33' 02"
21 SASTRE Carlos CSC ESP 34' 24"
22 ZANDIO Xabier IBA ESP 36' 20"
23 PIEPOLI Leonardo SDV ITA 36' 20"
24 BOOGERD Michael RAB NED 38' 29"
25 SAVOLDELLI Paolo DSC ITA 44' 30"
26 TOTSCHNIG Georg GST AUT 49' 14"
27 ASTARLOZA Mikel A2R ESP 54' 03"
28 BROCHARD Laurent BTL FRA 55' 29"
29 CASAR Sandy FDJ FRA 56' 47"
30 AZEVEDO José DSC POR 59' 48"
Die Trikots wurden gewonnen von:
Gelb (Gesamtsieger): ARMSTRONG Lance USA
Grün (bester Sprinter): HUSHOVD Thor NOR
Polka (Bergpreisbester): RASMUSSEN Mickael DEN
Weiß (bester Rookie): POPOVYCH Yaroslav UKR
Team: T-MOBILE
kärnöl-Team:
Ivan Basso (Italien), Position 2; -4´40”
Santiago Botero (Kolumbien), Position 51; - 1h 49´22"
Alexander Vinokourov (Kasachstan), Position 5; -11´01"
Lance Armstrong (USA), Position 1;
Jan Ullrich (Deutschland), Position 3; -6´21"
Iban Mayo (ESP), Position 60; - 2h 07´48"
Alejandro Valverde (ESP), ausgeschieden
Roberto Heras (ESP), Poition 45; - 1h 38´33"
Levi Leipheimer (USA), Position 6; - 11´21"
Yaroslav Popovych (Ukraine), Position 12; - 19´02"
Soweit aus Frankreich. Keep on cycling.