2004-06-06
D-Day
Die Normandie lässt grüssen
"D-Day"?
Was ist das eigentlich?
Ich persönlich habe zu diesem Thema auch ein wenig aufzuarbeiten, obwohl ich nicht dabei war.
Ich hatte einen Onkel. der während des Krieges an der Front war. In Narvik, im kalten Eismeer. Und der Onkel und das Eismeer sind keine Erfindungen von mir. Er schwamm sogar, der Onkel, lt. seiner Aussage, 2 Tage im sicher nicht warmen Wasser dieses Meeres, und überlebte.
Nie werde ich vergegessen, wie er mir damals, ich gerade 11 Jahre alt, seinen von Granatsplittern zerfetzten Rücken zeigte. Mit meinem damaligem Wissensstand war ich stolz auf meinen Onkel, der eigentlich kein echter Onkel war. Nur der Cousin des Cousins meiner Grossmutter, aber immerhin, für mich war er ein Onkel.
Warum ich stolz auf meinen Onkel war?
Na ja, ich gebe es zu, seine Geschichten waren nicht schlecht. Und davon versuchten auch wir "Jungen" zu leben. Auch wir haben in der Folge Kriege geführt, unsere "Bandenkriege". Er, mein "Onkel" hat den Krieg nie verherrlicht oder gar verteidigt, Nie abgestritten hat er: "Wir haben ihn geführt! Und ich war dabei." Stolz war er nie darauf. Weder auf diesen Krieg, noch seine erzwungene Teilnahme daran. Wie kann man denn, fragte ich mich damals und auch heute noch, ganz egal auf welchen Krieg auch immer stolz sein? Ist denn "Töten oder getötet werden" so eine starke Losung um alles andere zu vergessen?
Irak, Afghanistan, Tschetschenien, um nur einige zu nennen, sind die wirklich so weit weg?
Meine Arbeitswelt? Ja die liegt ganz nahe.
Und da kommt die Frage auf: wer tötet wo, wann und vor allem wen?
Er, mein "Onkel" hat gelitten unter diesem Krieg, ihn aber nie verleugnet. Er war und musste ja mit dabei sein. Auf meine, vielleicht naive Frage: "Warum Onkel E...", antwortete er nicht mit: "Ich war zu jung" oder "Keine andere Wahl". Er anwortete gar nicht. Un das war für mich Antwort genug.
Ich bin immer noch stolz auf meinen Onkel, der nie und nimmer ein Nationalsozialist war, der sich nach dem Krieg ein Haus gebaut (im wahrsten Sinne des Wortes - vom Mund abgespart) hat, und dann, knapp bevor er damit fertig war, einfach gestorben ist, weil ein Tumor sein Gehirn zerfressen hat.
Er war nicht in der Normandie, am D-Day. Eines weiss ich jedoch: trotz der Entfernung war sein Herz damals an der Nordseeküste.