2007-11-20
Die verordnete Manipulation
Der allmonatlich von der Statistik Austria veröffentlichte "Teuerungsindex" bescherte uns eine 2,8%-ige Rekordinflation.
Jetzt könnten Frau oder Mann sagen: "Das ist doch eh nix!" Frau oder Mann haben vielleicht einen Lohnabschluss serviert bekommen, der deutlich über dieser 'lästigen' Inflationsrate liegt.
In Österreich wird ja die Inflation (der so genannte Verbraucherpreisindex) gemäß dem Warenkorb, der seit 1996 alle 5 Jahre geändert wird, von der Statistik Austria berechnet. Bei der Auswahl der Produkte für diesen Warenkorb hat sich die Statistik Austria nach den Vorgaben des Statistischen Amtes der Europäischen Gemeinschaften (EUROSTAT) zu richten.
Da gibt es aber ein Problem. Diese Auswahl von Warenkorbprodukten besteht nun darin, dass zunehmend Produkte darin enthalten sind, die nicht mehr dem täglichen Bedarf der Menschen, sondern den gestiegenen Ansprüchen entsprechen. Dazu kommt, dass Preisanstiege teilweise durch Sparmaßnahmen kompensiert werden, was der Warenkorb ebenfalls nicht berücksichtigt.
Letztlich ist die Auswahl der Produkte, die sich darin befinden und zur Berechnung herangezogen werden, entscheidend für die Höhe der Inflation. Und diese Auswahl ist mehr als fragwürdig, geht man vom Durchschnittsverbraucher aus bzw. von den entscheidenden Produkten, die dieser zum Fristen seines Daseins benötigt.
Beispiele, die da nicht ganz mithalten können (prozentuell):
- die Müllgebühren stiegen in den letzten 15 Jahren um 160%
- die Kanalgebühren um 120%
- die Mieten um 90%
Die amtliche Inflationsrate stieg jedoch im selben Zeitraum nur um 41%.
Wie ist das möglich, wie kommt es dazu, dass das persönliche Empfinden über die Teuerungsraten, aber auch die tatsächliche Teuerungsrate in den wesentlichen Lebensbereichen so weit auseinander klaffen?
Man kann durchaus davon ausgehen, dass die staatlich bekannt gegebene Inflationsrate politisch beschönigt wird.
Bereits im Jahre 1992 hat die Zeitschrift "Stern" in einer Studie bei Verbrauchern Inflationsraten zwischen 16% und 23% pro Jahr ermittelt. Ein ähnliches Szenario zeigte sich in den letzten Jahren. Angefangen vom vielzitierten "Ederer-Tausender", dessen Existenz von der herrschenden Politik beharrlich behauptet wird, während ihn die betroffenen Bürger vergeblich suchen, bis hin zu den Beteuerungen von Wirtschaftstreibenden, dass es dem Volk dann besser geht, wenn es der Wirtschaft gut geht - und der geht es gut - merken die BürgerInnen seit Jahren, dass ihre faktischen materiellen Lebensgrundlagen ständig sinken. Oder anders ausgedrückt: Sie merken, dass die mickrigen Lohn- bzw. Gehaltserhöhungen der letzten Jahre den Preisanstieg - also die Inflation - bei weitem nicht mehr wettmachen.
Auf diesem Hintergrund sind auch die Lohnabschlüsse der letzten Wochen zu betrachten, die sogenannte Erhöhung der Pensionen ebenfalls. Sie haben sich bereits kurz nach Abschluss als Misserfolg der Verhandler entpuppt, weil sie zu weiteren Reallohnverlusten führen. Auf diesem Hintergrund ist aber auch der Streik der deutschen Lokführer zu sehen, die, abgesehen vom spezifischen Problem ihres Kollektivvertrages, 31% an Lohnerhöhung fordern.
Unsere Lohnpolitik - auch die der Gewerkschaften - ist daher, gemessen an den Gewinnen der Unternehmen, gemessen an der tatsächlichen Inflation - schon lange keine erfolgreiche mehr. Wer Lohn- und Gehaltsabschlüsse um die 3% bis 4% als Erfolg verkaufen will, macht sich - gemessen an den Fakten des Wirtschaftslebens und der Teuerungswelle - zum Handlanger der Mächtigen, aber schon längst nicht mehr zum Vertreter der ArbeitnehmerInnen.
Der Artikel wurde teilweise mit Recherchen von Gerhard Kohlmaier erstellt.
PS:
Die Diskussion über eine Volksabstimmung zum EU-Reformvertrag nimmt an Heftigkeit zu. Der Großteil der ÖsterreicherInnen verlangt diese Volksabstimmung, die herrschende Politik versucht das Volk an der Ausübung dieses demokratischen Rechts zu hindern. Unter der Plattform "Volxabstimmung" haben sich etliche Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen, um auf dieses Recht nach einer Volksabstimmung zu drängen. Unterschreibe auch Du bitte!