| 2007-10-14 Amphorismen I Erster Streich
Amphorismen I
- Geld verdirbt bloß den Charakter solcher Menschen, die sich keinen leisten können.
- Der Bettler ist uns deshalb kein Spiegelbild mehr, weil wir ihm mit allem Ungestüm die Schuld an der Misere geben, in der wir selbst leben müssen. Deshalb geben wir auch nur widerwillig Almosen und spenden lieber für medial inszenierte Unglücksevents, an welchen wir uns für unschuldig halten.
- Die vielgerühmte Hundetreue ist der Kadavergehorsam, den wir uns von jenen wünschen, die wir lieben. Aber dafür kann ja der gute Hund nichts.
- Wer die Freiheit des Willens behauptet, muss willens sein, seiner Behauptung gegen allen Augenschein Glauben zu schenken. Andernfalls treibt er mit der Gutgläubigkeit der anderen Schindluder und ist zugleich selbst die Mähre, die zum Abdecker trottet.
- Wer als Mann von der Frau sagt, sie sei der bessere Mensch, buhlt entweder verhohlen um ihre Gunst, oder er hat ein Problem damit, dass es zwei Geschlechter gibt. Wenn er zudem noch glaubt, dafür den Beweis antreten zu müssen, fehlt es ihm schlicht an Verstand. Glaubt Frau selbiges von der Frau, sollte Mann sie in diesem Glauben belassen, denn gegen die Geschlechterlüge ist noch kein Kraut gewachsen. Und wenn, behielten es die Hexen für sich.
- Dass der Zirkus immer mehr zu Höchstleistungen fordert, liegt daran, dass es weniger noch anrührt, wenn ein Elefant Kopfstand macht als es empört. Wo die Dressur des Tiers angeprangert wird, hat die Abrichtung des Menschen Hochkonjunktur.
- Die oberflächlichsten Menschen sind die aalglatten, denn wenn man sie fassen will, gleitet man ab. Deshalb sind sie im landläufigen Sinne erfolgreich: sie rutschen nämlich überall durch.
- Es gibt kaum etwas Widerwärtigeres als Mütter, die ihre Kinder für die schönsten und klügsten der Welt halten. In jeder Mutter steckt eine Tyrannin, die ihrem Kind die Welt zu Füßen legen würde, wenn sie die Macht dazu hätte. Die erzwungene Ohnmacht der Frau rächt sich so an der eingeborenen des Kindes, die sie ihm als Stellvertreterehrgeiz mit auf den Weg gibt.
- Es gibt kaum etwas Schöneres als leidenschaftliche Gespräche unter Freunden, wo man einmal nicht gegeneinander ficht, sondern bloß um die Sache tanzt. Leider sind diese selten geworden, denn es fehlt allenthalben an Muße, gelegentlich an Leidenschaft, aber allzuoft an Mut, sich der Sache zu überlassen.
- Die Überheblichkeit eines Menschen misst sich stets nur am Standpunkt dessen, der sie behauptet.
- Die bedauernswertesten Menschen sind im Grunde jene Männer, die um den sogenannten Grünen Tisch sitzen und um Schicksale pokern. Denn ihr Einsatz besteht aus nichts Eigenem, sondern aus Figuren, die sie ob der Überzeugung von der Wichtigkeit ihres Spiels weder im Traum für Aussatz, noch im Wachzustand für Ihresgleichen halten dürfen. Die Verwahrlosung, der sie viele ihrer Figuren durch Spielentscheidungen überantworten, ist das Ergebnis eigener Verwahrlosung, aus deren Verantwortung sie sich durch männliches Spiel und Gehabe stehlen wollen. Und die Mitgespielten? Sie jubeln ihren Spielern coram publico zu, um sich privatissime im selben Spiel zu üben, von dem sie hoffen, es auch einmal öffentlich spielen zu dürfen.
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