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Sämtliche Beiträge

2007-09-05

Aktionismus - Nachschlag

DWA meets who?

DWA: gerade in der kunst, ist die zufälligkeit einer aktion oft ein große erfahrung.im tun, in der aktion können prozesse und gedankenkanäle geöffnet werden, welche nicht immer vorher kalkulierbar sind. und das ist auch gut so.

M: dagegen habe ich nichts einzuwenden, aber dir geht es ja hier um die erfahrung, die du aus dem ungewohnten, neuen gewinnst. das hat nach meinem empfinden mit aktion nur insofern zu tun, als aus der geplanten handlung, die keine bestimmte oder geplante intention hat, etwas erwächst, was zu fühlen und zu denken gibt. dieses moment vermag ich aber in der politischen aktion oder im politischen aktionismus nicht zu sehen, um den es mir ging.

DWA: ich kenne die menschheit so wie sie sich darstellt, aggressiv und wütend. warum das so ist, darüber kann man streiten, manche behaupten es auch zu wissen.

M: sicher, man kann sich über die wut und die agression der menschheit wütend und agressiv streiten. dabei kommt auf der privaten ebene nichts heraus, auf der öffentlichen führt es zu bürgerkrieg, und, wenn es sich "zivilisiert" gibt, zum gewöhnlichen krieg. das resultat sind stets tote und schwerverletzte.

DWA: ich bin definitiv für aktionismus, hauen wir uns doch gegenseitig die "goschen" ein, dann sind wir endlich alle mause tot und endlich ist eine ruh. oder wir spielen es (für mich persönlich der bessere weg), auch eine möglichkeit seine wut abzubauen. mit spielen meine ich mittel und wege zu finden, um die wut und die aggression in eine form umzuleiten, wo niemand zu schaden kommt, verletzt oder gedemütigt wird. also zBsp. statt denkmäler zu beschmieren, oder zu zerhauen, könnte ich mir für diese menschen gut vorstellen, aktiv in kreative-künstlerische vorgänge einzutauchen, mit materialien zu arbeiten, die niemanden verletzen, also farbe, ton, stein etc. in morast zu wühlen, mit seinen händen etwas herzustellen.. aber auch aggressives-wildes malen mit farben, oder sich mit farbe zu bewerfen! kann ein guter und positiver weg sein, sich zu befreien und wut abzubauen. (vielleicht wäre adolf hitler ein schlechter künstler geworden, aber vielleicht wäre dann dieses ganze grauen nie geschehen...)

M: ersteres meinst du nicht ernst, deswegen willst du ja spielen. bin ich überhaupt nicht dagegen, wenn es sich etwa um therapie handelt, in der dies flankierend eingesetzt wird. was du da vorstellst, erscheint mir indes eher als ventil. ventile sind nötig, aber nur, weil sie den druck abführen, den die gesellschaftlichen zusammenhänge im individuum erzeugen. ein ventil kann aber immer nur abfuhr sein, aber keine lösung. und es ist ja nun auch ziemlich abwegig, glauben zu wollen, die nazis und die antifas spielen mal hübsch im schlamm und bewerfen sich mit selbigem, statt sich auf die fresse zu hauen. um dergleichen spielen zu wollen oder auch nur bereit zu sein, etwas daraus gewinnen zu können, musst du schon erst mal einen seelischen zustand erreicht haben, der dir ein solches spiel als plausibles mittel überhaupt erlaubt. sonst ist es eben nur sandkastenspiel: du hast mir meine burg kaputt gemacht, dafür bewerf ich dich mit sand. diese "ur-szene" ist kein spiel, das ist für wohl fast jedes kind einmal bitterer ernst gewesen. die inszenierung dieser urszene kann nur fruchtbar sein, wenn sie mehr als abfuhr von wut und hass bringen darf, also wenn sie letztlich einsicht und begreifen zeitigt, die das schauspiel überflüssig machen.
hitler war - wie du ja selbst weißt - künstler, sicher nicht einmal ein untalentierter. sein problem war wohl u.a., dass er gerade seine wut, seinen hass, seine demütigung nicht abführen konnte, nicht weil er nicht durfte, sondern weil er das von seiner erziehung her nicht konnte. das ventil hat er schließlich dann leider doch gefunden, und die umstände waren ihn nicht nur "gnädig", sondern sie haben ihn "auf händen" dahin getragen.

DWA: dieses tiefe bedürfnis wird uns aber von schuljahr zu schuljahr mehr und mehr ausgetrieben. dabei steckt es in jeden von uns.

M: es mag für viele ein bedürfnis sein, für mich ist es keines. insofern kann ich dem auch nicht folgen, wenn du sagst, es stecke in jedem von uns. vielleicht gehe ich mit meiner wut anders um und finde andere wege. befreiung steht mir sicher auch als ziel vor augen, aber gleichzeitig bin ich sehr skeptisch, was diese betrifft. wir reden gern von unserer freiheit privat und öffentlich. aber, wo bitte ist die denn? wären wir alle so frei, hätten wir andere verhältnisse. dass wir sie nicht haben, liegt nicht zuletzt daran, dass wir uns schöne ideologien zurechtlegen und -biegen, die es richten sollen und nach welchen wir uns richten. aber da wird nichts draus, notwendig wird da nichts draus.

DWA: wie willst du diese menschen, die jetzigen erwachsenen dazu bringen, dass sie zu einer objektiven kenntnis unserer situation gelangen? dabei spreche ich nicht von denen die es eh kapiert haben, nein, es geht um die menschen, die ihre "nicht" objektiven handlungen weiter und weiter geben, nämlich leider oft unbewusst!

M: ich denke nicht, dass es solche gibt, die es eh schon kapiert haben. ich denke vielmehr, dass wir es allesamt noch nicht kapiert haben. deshalb fiel es mir auch so schwer, mich dem thema "aktionismus" von einer anderen als nur einer recht fragwürdigen theoretischen seite zu nähern. die frage ist für mich, wie das system zu revolutionieren sei. ich verstehe revolution aber eher als konstante revolutionäre entwicklung. zur entwicklung braucht es zeit, muße. letzteres wird den nachwachsenden ebenso geraubt wie die privatsphäre. was tun die nachwachsenden aber: sie finden das gut, weil sie sich toll vorkommen, wenn sie rastlos von einem kick zum nächsten hetzen. für manche oder viele, die man den "ausschuss" dieser gesellschaft nennen könnte oder auch ihr prekariat, läuft das nicht so toll, sie werden wütend und hauen sich gegenseitig in die fresse oder veranstalten halt einen aufstand. an dem prinzip ihrer unterdrückung ändern sie damit überhaupt gar nichts, sie glauben es nur. nützliche idioten sind sie deshalb, weil sie ihren eigenen gruppen- und individualinteressen zuwider handeln und damit das system stützen. wem das "auf die fresse hauen" spaß macht, der ist in meinen augen objektiv falsch gepolt.
was wäre zu tun? nun, ich weiß es nicht. das einzige, was ich sagen kann: die politik müsste gewiss eine rolle spielen in der konzeption der umgestaltung, weil sie nun einmal die macht dazu hätte (!?). macht schon, aber nicht die potenz und kein rückgrat. denn von der politik ist das "heil" nicht zu erwarten, die machen nichts weiter als dass sie die kapitalistischen entwicklungen begleiten und so tun, als könnten sie noch etwas dagegenhalten: schadensregulierung ist das nicht einmal, es wird bloß als solche verkauft, und das "mündige volk" glaubt es immer wieder zur wahlzeit. aber die politiker trauen sich doch ganz offenbar schon längst selbst nicht mehr über den weg.
vorgestern sagte unser finanzminister steinbrück, man solle in der spd darüber nachdenken, künftig von sozialer demokratie statt von demokratischem sozialismus zu sprechen. das macht sehr deutlich, dass es um tünche geht. demokratie steht für kapitalismus, dem man einen sozialen anstrich geben will. wenn es nicht so wäre, wäre soziale demokratie eine tautologie, denn wo das volk der wirkliche souverän wäre, müsste es komplett und vollends sozial sein.
demokratischer sozialismus hingegen, der darauf setzt, dass das volk in einem prozess des denkens und tuns zu sich kommt und daher dem sich annähert, was die ungleichheit und ungerechtigkeit überwindet, ist kaum an ein "wirtschaftssystem" im herkömmlichen sinne gebunden, kann es meinem verständnis nach auch nicht, weil mit dem system die unterdrückung fortgesetzt würde, welche die revolution abschaffen will. weil die marxsche assoziation der freien produzenten wohl nur unsystematisch aufzufassen wäre, würde sie m.e. dem, was markt eigentlich ist, aber eher entsprechen als das, was heute darunter verstanden wird. unser markt ist kein markt, sondern eine arena, die entwickelten länder sind die löwen, die unterentwickelten der fraß und die, welche es sich leisten können, also wir im westen, sitzen auf der tribüne und geilen sich daran auf.
aber nehmen wir einmal an, die politischen und wirtschaftlichen akteure würden sich der einsicht beugen, dass wir eine ganz andere erziehung bräuchten. was wäre zu tun? ein paar "ideen":
die lehrer müssten alle sich intensiv mit der freudschen theorie auseinandersetzen, sie erst einmal vollkommen verstehen und sie dann kritisch reflektieren. sie müssten sich weiterhin mit wilhelm reich auseinandersetzen, denn was mir unbedingt nötig zu sein scheint, um die panzerung der menschen zu lösen, ist, dass ein wesentlicher ansatz sich auf das körperliche richtet. ich kenn mich mit dem, was aus seinen ideen konkret geworden ist, nicht besonders aus. aber wenn körper und geist nicht zusammenpassen, stimmt das ganze nicht. schau dir die klerikalen an: sehr viele haben etwas auffälliges. aber soweit brauchst du auch nicht zu gehen, brauchst dir ja nur die menschen anzuschauen, wie sie gehen und sich bewegen (man beobachtet sich ja nur unbequem und nie voreingenommen selbst :-). diese muskulären hemmnisse oder strukturelle verspannungen abzubauen oder sie erst gar nicht entstehen zu lassen.
damit müsste schon sehr früh begonnen werden, in kinderkrippen oder bei der "ausbildung" der mütter. weiterhin sollte sich jeder lehrer ebenso gut mit marx auskennen wie mit freud, überhaupt eine intensive philosophische ausbildung genossen haben, aber eine, die nicht im füttern von angeblichen quintessenzen besteht, sondern im wirklichen nachsinnen über das, was diese geistesgrößen gemeint haben. die würde sehr lange dauern, solch eine ausbildung, dafür hat heute niemand zeit. bei all dem muss im vordergrund stehen, dass den nachwachsenden ein starkes ich ermöglicht wird (und sie dieses auch faktisch ausbilden), das als erwachsenes ich (und auch vorher schon) rückgrat zeigt.
wenn diese selbstverliebte waschlappengeneration, die da gerade die schulen und hochschulen verlässt, zur politischen verantwortung gelangt, sehe ich schwarz bis braun. da wird es zwar - wie immer schon - solche geben, die erfolgreich sind, die werden ruckzuck dieselben phrasen dreschen wie es die heute mächtigen nun einmal tun. aber der rest, der nicht erfolgreich ist, der wird mit einer irren wut (weil er nicht bekommt, was ihm "zusteht"), die er nicht einmal wirklich ausleben kann, weil er schon beizeiten hübsch gezähmt wurde, herumlaufen und irgendwelche rechts- oder linksfaschisten wählen oder die ehemaligen volksparteien, die allesamt das falsche wollen und tun. die kraft, auf die straße zu gehen, haben eh nur noch die totalen underdogs. ums insistierende denken und begreifen kommen wir jedenfalls nicht herum. jeder, der sich mit dem schlichten gestus des "wir müssen irgendetwas tun" zufrieden gibt, gräbt nach meiner überzeugung an seinem eigenen grab und an dem aller. kein wunder und nicht als vorwurf gemeint, denn es wird ja fast alles getan, um die emanzipation der menschen zu behindern und verhindern.

DWA: ist ja auch okay, sich über das wort aktionismus gedanken zu machen.
aber was sagst du dann zum bsp. den pariser vorstadtjugendlichen, welche durch die straßen gefegt sind? leute, euer aktionismus war scheisse? na erklär das mal einen aufgebrachten, voller wut aufgestauten hasserfüllten alleine gelassenen jugendlichen. da kriegst ganz einfach auch gleich eines über die rübe.

M: ich würde da nicht hingehen. aber gesetzt, ich wär da, soll ich den pariser vorstadtjungs ernsthaft raten, sich zu erheben und damit ihr leben und das von anderen zu gefährden? das machen die doch eh. aber passiver widerstand wär vielleicht was? tja, zu einem solchen braucht man aber auch schon wissen, oder? gewalt, so der österreicher psychologe hacker, ist das problem, als dessen lösung sie sich ausgibt. wenn du die befürworten solltest, wie verträgt sich das eigentlich mit deiner sensibilität für kinder. willst du denen ernsthaft sagen, wenn ihr so richtig wütend seid, haut denen aufs maul, die euch wütend machen. macht kaputt, was euch kaputt macht?

DWA: ich bitte um genauere erklärung deines satzes:
-dass die kindheit eine bürgerliche konvention ist, sollte doch auf der hand liegen-

M: nun, damit meine ich, dass die kindheit und jugend eben soviel aufmerksamkeit bekommt, wie sie nach meinung der gesellschaft verdient. kinderarbeit ist ja heute noch in vielen staaten der welt ein problem. da gibt es dann wohl sowas wie eine kindheit gar nicht, in der sich das kind entwickeln könnte: sobald es dazu in der lage ist, wird es mit erwachsenenaufgaben betreut. ist halt alles eine frage der gesellschaftlichen "konvention". mit den senioren ist das ja nicht anders. rente mit 60, 65, 67, 70!? wann ist der greis ein greis?

DWA: abgesehen davon, finde ich es mehr als enttäuschend, dass du meinen vorschlag, der spielerischen-künstlerischen aufarbeitung von aggression und wut, als sandkastenspiele bezeichnest, war doch so gemeint? wenn nicht, sorry, falsch verstanden, wenn ja, dann kann ich dazu nur sagen, da spricht eindeutig eine person zu mir, die mir einreden will, dass meine idee blöd und scheisse ist. so wie in der schule halt.

M: dazu habe ich ja oben schon stellung genommen. nein, ich finde die idee nicht scheiße, aber ich denke, sie kann nur bei einer kleinen klientel zum einsatz kommen, weil die meisten dazu nicht bereit wären. und einreden finde ich ja grundsätzlich schlecht, denn hier wäre ja schon der grundstock zur ideologie gelegt. die menschen müssen überzeugt werden, indem die theorie der kritik, die sie üben wollen und sollen, standhält und in gemeinsame nachhaltige praxis mündet. wenn nicht, ist sie falsch, entweder weil sie überhaupt falsch ist oder die zeit nicht reif.

DWA: ich glaube die krux ist ganz wo anders begraben und es ist nicht alles kompliziert und soo schwer zu verstehen, diese welt und ihre menschen...(diese argumentation, "so einfach ist es nicht" ist ja auch eine typisch angelernte alla " so was kann man doch nicht machen", oder, "alles ist ganz schwierig und nur mit gesenkten hauptes zu ertragen" amen)

M: nein, das empfinde ich gar nicht als angelernt, sondern als den ehrlichen ausdruck dessen, was das dilemma ist. ideen gibt's en masse, aber wie sie umsetzen, ohne sie durchzusetzen, mit gewalt oder psychischem zwang? das ist sogar so komplex, dass sich alle utopien bisher die zähne daran ausgebissen haben, oder? "gesenktes haupt"!? dem kann ich gar nichts abgewinnen. ich habe zum gesenkten haupt nur anlass, solange ich höre und lerne, zur konzentration oder zum zuhören. aber nicht aus demut, denn die ist ein schlechtes konzept, ebenso wie bescheidenheit, wenn sie nur eine höflichkeitsgeste ist. was überleitet zu:

DWA: die super intellektuellen haben die weisheit auch nicht mit dem löffel gefressen und wenn ein marx oder wer auch immer, so viele richtige sachen gesagt hat, dann frag ich mich nur, warum es bis heute nicht bei den menschen angekommen ist... sind dann einfach alle so blöd? oder sind womöglich die philosophen die komplizierten??

M: die superintellektuellen gibt es gar nicht. vielleicht hast du in deiner vorstellung von jenen, die das angeblich sein sollen, ein hausgemachtes problem. es gibt aber menschen, die sind gezeichnet von dem, was sie gelernt haben wie andere davon gezeichnet sind von dem, was sie getan oder gelassen haben. sage ich einem adipositaspatienten: ey, du superfettsack, kannste nich mal ein bisschen auf die achse gehen und anständiges futter zu dir nehmen? wenn ja, dann habe ich ihn überhaupt nicht verstanden.
es gibt gedanken, die dem, was sein sollte, entgegenkommen oder es beschreiben oder wege aufzeigen. solche gedanken sind es wert, vollends durchdacht und begriffen zu werden. es geht darum, nicht nur den verstand des menschen anzusprechen, so wie wir das heute überwiegend tun (technisch ist hier das meiste oder formelhaft). aber ein verständiger mensch ist noch kein vernünftiger, aber jeder vernünftige ist auch verständig.
vernunft bindet das gefühl mit in das denken und die tat ein. sie richtet sich an der wirklichkeit aus, richtet sich aber auch an diese selbst und bestimmt sie damit in dialektischer bewegung: vom besonderen zum allgemeinen und von dort wieder zum besonderen: alles, was wirkt, ist stets in beidem enthalten. der psychische knacks der menschen findet sich im psychischen knacks der gesamtgesellschaft wieder. und die warenwelt hinterlässt ihre spuren nicht nur im alltagsleben, sondern sickert bis in die letzte ecke dessen, wo der mensch sich noch als individuell oder authentisch vorkommt: seine sexualität und seine gefühle.
wenn das allein schon einmal von den "gedankenträger" dieser welt verstanden wäre, würde sich, nein, dann müsste sich etwas ändern. aber, wie schon gesagt, ich bin total überfragt, wie die veränderung der hirne, seelen und der verhältnisse konkret zu bewerkstelligen sei. glaubst du, es geht, wenn wir uns alle mit farbe beschmieren oder irgendwo rumwühlen? nun, solange wir das tun, können wir wenigstens niemanden umbringen. aber das kann es ja wohl nicht sein, oder?

DWA: ha ha ha da kann ich echt nur noch lachen.
aber bitte: verbringt weiterhin GANZ viel zeit thesen über thesen aufzustellen. philosphiert und zitiert weiterhin die großen philosophen und versteckt euch hinter denen.

M: ich sehe darin, wenn ich ehrlich bin, den typischen spruch eines menschen, der auf das, was er nicht oder nicht ganz begreift, einschlägt. ich meine, wir alle könnten ja auch auf die herabzuschauen, die hübscher sind als wir, da gibt es - besonders mit zunehmendem alter :-) - sicher welche und immer mehr. wir können auch die madig machen, die erfolgreich sind. wollen wir deren erfolg, oder wollen wir nur deren stellung in der welt, deren macht und geld.
es wird hoffentlich immer menschen geben, die diese welt begrifflich begleiten und über sie nachdenken. wer glaubt, diese nicht nötig zu haben, kann gleich zu den faschos gehen. dieses intellektuellen-bashing, das du hier vollführst, ist in "meinen augen" falsches bewusstsein. klar, du wirst sagen: sowas gibt es gar nicht? ist ja alles beliebig!? oder vielleicht wirst du doch glauben, dass es sowas gibt!?
ich finde es überhaupt nicht gut, wenn man den intellektuellen vorbildern oder anderen vorbildern gegenüber nicht kritisch ist. aber es gibt solche, die lässt man bei aller kritik nicht hinter sich, weil sie einfach unendlich viel zu sagen haben. adorno, den ich schätze, bete ich nicht an, auch wenn ich ihn oft zitiere und das womöglich der eindruck ist, dem ich vorschub leiste. ich sehe einiges an ihm und in seinen schriften, das ich nicht schätze, aber er gibt mir immer wieder stoff und anlass zum denken, und oft verstehe ich ihn gar nicht. auch das gibt mir zu denken :-). autorität ist er für mich deshalb, weil es mir immer fruchtet, ihn zu lesen, und zwar im herzen und im kopf.
selbiger adorno hat einmal anlässlich eines hegel-jubiläums sinngemäß gesagt, dass es unerträglich anmaßend sei, wenn man sich in der öffentlichkeit frage, was hegel vor der nachwelt noch bedeute. man sollte sich eher fragen, was die nachwelt vor hegel bedeutet. genauso denke ich über philosophen wie plato, aristoteles, meister eckhart, konfuzius, ockham, aquin, leibniz, hume, kant, hegel, marx, schopenhauer, nietzsche, freud, reich, adorno, marcuse, um nur die zu nennen, die mir gerade so einfallen. ich rechne die psychologen auch unter die philosophen.
die unverwässerte kenntnis der geistesgeschichte aus erster hand halte ich für unerlässlich für eine freiheit, die sich, wenn sie sich denn einstellt, halbwegs gewiss darüber sein kann, dass sie eine ist. in einem gebe ich dir recht: es fehlt an lehrern, die sie so darstellen können, dass sie nicht alles verwässern und die die spuren des denkens anschaulich und wahrheitsgemäß nachzeichnen könnten.
in der schule bekommen wir so ein paar brocken zur verdauung vorgeworfen, welche die lehrer selbst in der regel schon nicht verdaut haben. das ist afterwissen, ebenso stumpf wie das auswendiglernen von 333, bei issos keilerei und dieser ganze schmarrn. was nützt das alles, wenn es nicht begriffen wird. begreifen heißt: etwas anfassen. und darum geht es: die sinnliche erfahrung zu sensibilisieren und über diese das herz, das mitleid oder liebe spürt und auch das hirn, das sich die gedanken macht.
wie es gehen soll, dass wir uns gemeinsam aufmachen zu diesem wagnis, weiß ich nicht. aber anders wird es bestimmt nicht gehen.

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