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2007-06-20

Die Liebe in den Zeiten von Coca Cola

Popeye at her best!

Liebe ist nicht nur ein Wort, sie ist ein Zustand, aber was für einer? Falsch, in den meisten Fällen ist sie tatsächlich bloß ein Wort, dem jenes höhere Verständnis entfleucht ist, das wir einmal von ihm hatten, obwohl es ihm im Alltag noch irgendwie hinterherzulaufen scheint. Ersatz ist es, das Wort, und sie, die Liebe, allemal, denn es ersetzt das krude unbegriffliche Konstrukt, das den Älteren noch hilflos als Ideal gelehrt oder gar eingebläut ward. Die Liebe ist auf den Hund gekommen und trinkt Coca Cola.

Jene haben es leichter, die es schon immer wussten. Die Liebe sei eine Illusion, in Wahrheit beruhe sie auf chemischen Prozessen, die sich im Hirn abspielten und auf Reizen. Ja, recht haben sie, wenn sie unseren Körper zur Maschine degradieren, deren Blinddarm jener Geist ist, der einmal hauptsächlich für den Eros verantwortlich war und deren restliche Appendizes als primäre Geschlechtsmerkmale herhalten: Folterinstrumente, entwendet aus einem Tabernakel, das längst zur Taberna wurde, Heimstädte des Plebs mit seinen nervtötenden Tätowierungen und Metallapplikationen, pseudoprivaten Beichten und Zurschaustellung von Gammelfleisch. Widerlich! Doch der Zeitgeist feiert dies und die Perversion als "conditio sine qua non" des modernen Menschen, der sich ja schon wundert, wenn eine Person des öffentlichen Lebens nicht umgehend nach Amtsantritt auch sein "coming out" hat. Warum können sie nicht einfach den Mund halten?

Da fehlte eigentlich nur noch die Hoffähigkeit der Pädophilie und der Lobpreis des Inzests, aber das lehnen die Sexphilister noch ab, wohl weil es einige wenige Tabus noch braucht, gegen die es anzufeiern gälte oder einen Bock für die Sünden, die man selbst nicht mehr begehen kann. Alles andere ist bereits derart schick(lich), dass man zu erröten vergisst. Und unsereins vergisst es unterdessen gleich mit, denn niemand entzieht sich um den geringeren Preis einer noch schlimmeren privaten Neurose als die Masse sie öffentlich bereits hat.

Auch der Eros ist diesen Philistern Ergebnis der Chemie, wenn sie soweit überhaupt zu denken verstehen. Wir sind determiniert, heteronom, unfrei – unter diesem Verdikt lässt es sich fröhlich leben und wie beim Untergang der Titanic tanzen. Das sagen und tun jene gerne, die es gerne so hätten, und sie überzeugen, weil Überredung nicht mehr nötig ist. Und kaum einer bietet dem sich als Wissenschaft oder Vulgärmaxime gerierenden Unsinn die Stirn, indem er Dynamik einfordert, wo verbriefte Statik herrscht. Wo die Praxis ihre Umzüge veranstaltet und die Analyse Einzug hält, exorziert sie ihren Gegenstand, den längst versunkenen Eros und dessen Derivat, die Libido, in ihrem prekären und heruntergeholten Sinne als Geilheit. Wo die Praxis die Suche nach Liebe "ad absurdum" führt, ist diese notwendig reduziert auf den Akt, wovon gerade noch "Liebe machen" als obsolet gewordene Wendung kündet, die längst viel derberen gewichen ist. Ich frage mich, ob die traute Zweisamkeit überhaupt noch Worte für die Körperteile und Praktiken zu schöpfen fähig ist, deren pornographisch anmutende Bezeichnungen zum Standard geronnen scheinen.

Der Anspruch auf Transzendenz von Liebe über das rein Körperliche hinaus, der sich womöglich kurz im Bürgertum noch bemerkbar machte, ist längst schon einem Kuhhandel gewichen (wenn er nicht immer schon einer war), der sich im Austausch von Körperflüssigkeiten oder Streicheleinheiten und – institutionalisiert – auch von finanziellen Mitteln erschöpft. Liebe und Zuneigung ist Geschäft total. Und wir alle müssten es wissen, die wir Erhabenes nicht anders denn als Kitsch noch zu denken vermögen.

Und weil es Geschäft ist, darf Eigeninteresse die Maxime sein: handle so, dass das Austauschen von Körperflüssigkeiten und Streicheleinheiten immer zu deinen Gunsten ausgeht. Günstig ist billig, billig ist schäbig. Ich gewähre meine Gunst nur, wenn ich mehr einstreiche als ich einzahle oder mindestens darauf hoffen kann, quitt zu sein oder es slipwendend zu werden. Und doch gibt es Menschen, die diese Lektion noch nicht gelernt haben und sich daher ob der eigenen Impotenz empören, nicht aber, weil sie nicht smart genug sind. Auch die romantische Liebe des Groschenromans stirbt zuletzt noch am Gnadenbrot.

Sex in den Zeiten von Coca Cola hat was von sich aneinander drängenden Stachelschweinen: sie können und dürfen sich nicht zu nahe kommen, denn das täte ja weh. Liebe in den Zeiten von Coca Cola ist hingegen - noch immer - der zaghafte Wunsch, den Schmerz zu überwinden, um Nähe zu erfahren. Aber es mangelt ihm an Mut und Entschlusskraft, weil die Sinne taub geworden und das Mysterium mit den schmutzigen Ratten über Bord gegangen ist. Was nicht schweigend versinken kann im Orcus der Lust, bleibt zum schrillen Treiben im Locus des Frusts verdammt.

Reaktionen Auf den Beitrag reagieren

Martin Sylvia Kudler, 2007-06-21, Nr. 3681

..lieber clemens,

wie wahr dein artikel ist - L E I D E R !!

die warenbegriffe und der kommerz ziehen sich auch durch dieses essentielle thema des lebens bzw. umgekehrt und dieser lebensbereich wird in der heutigen zeit mittlerweile genauso vermarktet,
wie auch alle anderen bereiche wie gesundheit, bildung, arbeit etc...

mit der liebe wird meines erachtens auch viel zu leichtfertig umgegangen.

liebe ist halt doch nur ein (mode) wort!

danke für deinen beitrag.

zu, 2007-06-23, Nr. 3691

"Liebe ist nur ein Wort" & Co...


ich bin nicht würdig, daß Du eingehst unter mein Dach,

aber,

sprich nur ein Wort und


...ich bin fort!"

auf, 2007-06-23, Nr. 3692

so wird meine seele gesund.

ohne leere und offenheit keine chance auf erfüllung...

....büro ÖIE, 2007-06-27, Nr. 3697

Coca-Cola vor dem Tanz
hebt die Stimmung und den
Schwung.

Shakes-Cock, 2007-06-27, Nr. 3698

"Lechery, sir, it provokes, and unprovokes: it provokes the desire, but it takes away the performance. Therefore much Coca Cola may be said to be an equivocator with lechery: it makes him, and it mars him; it sets him on, and it takes him off; it persuades him, and disheartens him; makes him stand to, and not stand to; in conclusion, equivocates him in a sleep, and giving him the lie, leaves him."

msk, 2007-06-28, Nr. 3702

der weg der überschreitung(en) sollte
zum turm der weisheit führen..

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