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Walther Schütz

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2007-09-17

Mode – Grundkonstante des Menschseins?

oder: Bleibt als Perspektive nur das Shoppen für eine bessere Welt? Gedanken zu einem ganz und gar nicht überhistorischen Begriff

Anfang September 07 hat die Initiative SOL (Menschen für Solidarität, Ökologie und Lebensstil) in ihrer Zeitschrift gleichen Namens die Beilage „Sustainable Austria Nr. 40 – Kleidung" veröffentlicht. Es ist dies eine Collage von verschiedenen Aspekten zum Thema eines nachhaltigeren Umgangs mit Kleidung, die teils sehr interessanten Beiträge reichen von den globalen Dimensionen des Baumwollanbaus über die Frage des Gentechnikeinsatzes bei Baumwolle bis hin zu Handlungsansätzen wie Biokonsum, Clean Clothes Kampagne, Nutzen statt besitzen ... bis zu diesem Beitrag in einer Kurzversion. Aus dem Netz ist der gesamte Schwerpunkt downzuloaden unter r www.nachhaltig.at/

Folgendes war bereits im Konzept zum „SOL-Bekleidungsschwerpunkt“ zu lesen:

„Kleidung ist seit Jahrhunderten – wenn nicht möglicherweise schon seit die Menschheit sesshaft wurde – nicht nur dazu da, zu wärmen und zu schützen, sondern auch, sich sozial von anderen abzuheben, abzugrenzen, zu zeigen, dass man besser und/oder anders ist. Die Modetrends wechselten immer, seit dem letzten Jahrhundert immer schneller.“

Dieses „Ineinanderfließen“ von Begriffen (die Funktion von Kleidung auch für soziale Unterscheidbarkeit und der Begriff der „Mode“) hat mich alarmiert. Warum? Weil meine Erfahrung ist, dass immer, wenn konkrete historische Phänomene (wie eben „Mode“) zu Menschheitskonstanten hochstilisiert werden, irgendwas legitimiert wird. Das, was ist, war schon immer so oder ist auch woanders so, was soll man da nach Verantwortung suchen, was kann man da schon ändern?

Zum konkreten Anlass: Wenn man den Begriff „Mode“ fern aller realen Zusammenhänge nur als ein Phänomen definiert, das den Wandel in den Bekleidungsgewohnheiten für größere Gruppen BESCHREIBT, so könnte man tatsächlich von Mode als überhistorischem Phänomen sprechen, wie es ja die Leiterin der Modeschule [!] Hetzendorf tut:

Mode ist ein universelles kulturelles Gestaltungsphänomen; alles was konkret oder abstrakt in unserem Alltagsleben gestaltbar ist, unterliegt dem Prinzip Mode. ... Mode ist das “NEUE ” und auch das “FREMDE”, deshalb spannend und faszinierend in all seinen soziokulturellen Facetten. ... Mode und damit das Bedürfnis nach Abwechslung, nach Abgrenzung (Distanz) und Anpassung (Gruppe, Zugehörigkeit) ist für mich ein menschliches Grundbedürfnis, ...

Dieses Ausblenden des gesamten gesellschaftlichen Umfeldes, in dem ein Begriff wie „Mode“ überhaupt erst entsteht, ist allerdings ein äußerst problematisches Unterfangen. Dies zeigt sich beim hier behandelten Begriff in aller Klarheit, wenn ich den Begriff der „Mode“ um die damit unweigerlich verbundenen Ursachen und die Wirkmechanismen erweitere:

Dann nämlich ist „Mode“ etwas,

  • bei dem ganze Heerscharen von Designer/innen, Textilarbeiter/innen, Verkäufer/innen, Werbefachleuten, Bauern und Bäuerinnen, Lehrer/innen in Fachschulen, Papierarbeiter/innen mit ihren Katalogen von Otto, Quelle ... ihre „Ware Arbeitskraft“ zum kapitalistischen Arbeitsmarkte tragen und so zur künstlichen Alterung von „Textil-Waren“ beitragen müssen (!) …
  • dann wird sichtbar, dass am anderen Ende des Vermarktungsprozesses Menschen zu Teilen einer „globalen Konsument/innengruppe“ werden, zu „belieferungsbedürftigen Mängelwesen“, die große Teile ihrer „Identität“ (auch das ein hinterfragenswerter Begriff!) aus dem Kaufakt ziehen …

Viele der praktischen, von den Konsument/innen ausgehenden Ansätze, wie z.B. das Bio- und Fairkonsumieren, sind zwar wichtige erste Impulse und machen innerhalb der glitzernden Welt der Waren Einiges besser. Problematisch wird es aber dann, wenn ...

  • ... es dabei bleibt und die Problematik eines auf der Waren-/Geldlogik beruhenden Systems mit seinen ihm immanenten Wachstum-, Bedürfnisweckungs- und Verdrängungsmechanismen nicht grundsätzlich hinterfragt wird. Auf die Konsument/innenmacht setzende Ansätze verkommen so sehr leicht zur Legitimation des Bestehenden;
  • ... und wenn vor lauter Konzentration auf die (kritischen) Konsument/innen übersehen wird, welche beinharten Konkurrenzkämpfe und Konzentrationsprozesse auf Seiten der Anbieter/innen existieren. Dann ist es nämlich noch schwerer, dort, wo dies möglicherweise beschränkt möglich wäre, gegenzusteuern. Der Vermarktungsdruck am Bio-Sektor möge da ein warnendes Beispiel sein!

Wir alle unterliegen den Zwängen des herrschenden Systems und die Spielräume sind IM System nicht sehr groß. Den Widerspruch im SOL-Schwerpunkt auf den Seiten 19 und 20 sollte man ernst nehmen: Während Naomi Klein den Markenwahn mit dem Slogan „No Logo" anprangert, stellt sich die „Clean Clothes-Kampagne" auf der nächsten Seite gegen einen Boykott eben dieser Waren, weil dies die Chance auf Verbesserung der Lage der Lohnabhängigen noch mehr verschlechtern würde. Beide Seiten haben irgendwie recht und dies zeigt nur auf, was mit den kleinen Spielräumen gemeint ist. Das mag zwar eine bittere Wahrheit sein, sich aber vor ihr zu drücken und sich statt dessen in Allmachtsphantasien hineinzusteigern macht es auch nicht besser. Umso wichtiger ist es daher, über das System mit seinen Zwängen hinauszudenken.

Was wir denken und in welchen begrifflichen Kategorien wir denken, ist von der jeweiligen gesellschaftlichen Realität abhängig. Begriffe wie „Investition“, „Konsum“, „Erwerbsarbeit“, „Konkurrenz“, „Bedürfnisse“, „Ware“ und eben auch „Mode“ sind keine überhistorischen Kategorien, sondern sind entstanden in einer ganz bestimmten Konstellation. Und existieren Begriffe über lange Zeit, so wandeln sie sich in ihrer Bedeutung gemeinsam mit dem Umfeld. Erst wenn ich diese Relativierung an mich heranlasse, geraten die verkrusteten Strukturen im Denken in Bewegung, wird so Manches hinterfragbar und damit veränderbar. Erst dann ist „Denken“ kein bloßes „Nach-Denken“, das nur ein Sich-Fügen in die HERRSCHENDE „Vernunft“ – in die scheinbar „naturgegebene" Notwendigkeit – ist. Dann steht die Kernfrage „Warum?“ im Raum. Dann erst werden die Slogans der Sozialforen „Eine andere Welt ist möglich“ und „Die Welt ist keine Ware“ greifbar.

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