2004-04-14
Körpergedächtnis
Kalt ist es. Er will nicht nach draußen. Sitzen bleiben will er. Früher mochte er das Gehen gerne, auch weite Wege nahm er in Kauf, musste er zurücklegen um zur Arbeit zu gelangen, in die Fabrik. Doch jetzt, wozu gehen? Wohin gehen? Die Füße funktionieren noch aber die alte Schusswunde im Oberschenkel, die macht sich bemerkbar, schmerzt bei Anstrengung und anstrengen muss er sich bereits bei kleinen Steigerungen, Straßenglätte und Unebenheiten.
Doch sie gibt nicht auf, will ihn fit halten, ermuntert und befiehlt ihm sich auf den Weg zu machen. Er gibt nach, gibt vor es ohnehin wegen der Gesundheit regelmäßig zu üben und zieht sich endlich den Mantel an greift zum Gehstock, folgt ihr aus der Tür.
Der Wind weht unangenehm, der Weg nicht eisfrei, fordert seine ganze Aufmerksamkeit.
Manchmal bleibt er stehen und wiederholt: “Schön ist es hier aber ohne Auto kannst da nicht sein.“ „ I wor ja in München beim Militär. - Bei uns weht ein anderer Wind- hom`s g`sogt, de gscherten hundiana.- Wir werden aus euch schon Menschen machen-, hom se uns gedroht und donn hobn`s uns gschliffn, de Krüppl!“
Der Wind weht unangenehm kalt. Er spürt den alten Schmerz in seinem Oberschenkel.
Gern würd` er nur in seinem Sessel sitzen und eine Zigarette rauchen. Die frische Luft dringt nicht mehr in seine Lungen, sein Atem bleibt oberflächlich.