2004-01-20
Die blaue Wand - Teil V
Ich sitze da vor meinem fenster und draußen verwirbeln sich geheime fast unsichtbare schneeflocken, bedecken das feld vor meinem garten den ein grober maschendrahtzaun vor den wildernden hasen schützt, die es fertig bringen swifty aus seiner letargie zu locken, der er sich nach einem langen spaziergang, die nase mit überwältigenden duftspuren gefüllt, in den nahegelegenen Wäldern hingab.
Auch die jäger werden von dem zaun abgewiesen, anerkennen die grenze die sie selbst als gebot streng beachten.
Dem hund wäre es ein leichtes, vom kleinen hügel im garten, der die zaunhöhe überragt, hinüber auf das feld zu springen, seinem innersten drang folgend den hasen zu jagen mit dem ziel ihn zu fassen, zu töten, zerfleischen um die beute dann sorgsam in der nähe des hauses zu horten, sie bei bedarf neuerlich zur jagdbeute ins hundehirn zurückzurufen und mit knurrender lust, die wachen augen und ohren wie antennen, seinem heimlichen, weil verbotenem tun, in alarmbereitschaft, bebend., ohne sich der angst vor der strafe zu entledigen, gleichzeitig schwanzwedelnd, der mächtigen hundelust hinzugeben seine beute, den hasen, zu verschlingen, mit ihr eins zu werden.
Die schneedecke auf der wiese übernimmt allmählich mein blau, das blau meiner wand, lässt durch unregelmäßige risse erdhügel und gräser durchdringen, lockt den fallenden flocken geheime botschaften ab, die sich, sobald sie den boden berühren, das eigene aufgebend, zu einem neuen ganzen verbinden, wohlwissend, dass der nächste sonnenstrahl sie in ihren ursprung zurückversetzen wird, als blaues wasser unter der erde in den zugefrorenen see treiben wird.
Ein winziger staubpartikel streift meine linke wange oder ist es der schmerz, der meinen muskel zittern lässt? Meine hand vertreibt hastig die empfindung, schreckt swifty aus seinem hasentraum , dem er mit gähnendem maul ein vorläufiges ende setzt, sich dennoch zufrieden umdreht, in der vagen hoffnung, eines tages im wachzustand den garten ohne zaun vorzufinden.
Das blau meiner wand verblasst allmählich. Die unregelmäßigkeiten der mauer ergeben immer wieder neue schattenbilder. Der sich verdichtende schneefall lenkt mein auge nach draußen ,empfängt die weiße pracht ohne zu fragen.