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Hans D. Smoliner

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2003-12-12

Redet kärnöl über Kunst?

E

s gibt zahllose Versuche, Kunst zu definieren und zu verstehen. (vgl. Andreas Mäckler, 'Was ist Kunst', 2000; Heinrich Klotz, 'Kunst im 20. Jahrhundert', 1999). Ich beziehe mich auf eine semantische Definition. Das Wort Kunst leitet sich aus dem althochdeutschen Wort 'kunst' ab und bedeutete ursprünglich 'Wissen(schaft)'. So verstehe ich den Künstler als einen Wissenden, der seiner Erkenntnis, seinem Wissen, durch ein sinnlich erfassbares Medium Ausdruck verleiht. Nur aus dieser Perspektive ist die Feststellung von Joseph Beuys: 'Jeder Mensch ist ein Künstler' als hilfreich zu verstehen. Kunst ist demnach eine Metapher für Wissen, sei es für ein sehr persönliches, individuelles Wissen oder soziales, universelles archaisches Wissen.

'Kunst kommt nicht von Können.'
(Hans-Jürgen Müller, 1976)

Auch die Psychoanalyse hat sich ausführlich mit dem künstlerischen Gestalten beschäftigt. So prägte beispielsweise der Wiener Psychoanalytiker Wilhelm Steckl den Satz: 'Es stimmt zwar, dass alle Künstler Neurotiker sind, das heißt aber nicht, dass alle Neurotiker Künstler sind.' Die von Leo Navratil für die schizophrene Kunst beschriebenen Gestaltungsmerkmale, sind eigentlich Gestaltungsmerkmale des künstlerischen Gestaltens (vgl. Walter Pöldinger, 1999). Sie lauten:

  • das Ausdrucksbedürfnis im Sinne der Physiognomisierung
  • die Ordnungstendenz im Sinne der Formalisierung
  • das Symbolbedürfnis im Sinne der Symbolisierung

Paolo J. Knill, ein wesentlicher Vertreter der Ausdruckstherapie, definiert 1992 Kunst letztlich unter dem Aspekt des uneingeschränkten künstlerischen Ausdrucks:

  • Kunst kann ausgedrückt oder wahrgenommen werden.
  • Kunst kann mit jedem – verbalen oder nonverbalen – Material gemacht werden und zu jeder beliebigen Struktur oder Form führen.
  • Kunst gibt Befriedigung und erhält Sinn durch Erfahrung mit ihr.

Kunstbetrachtung

Um 1750 entsteht eine neue philosophische Disziplin: die „Ästhetik“. Alexander Gottlieb Baumgarten, ihr Begründer, versuchte mit dieser Disziplin alles das, was wir sinnlich wahrnehmen und empfinden, psychologisch und begrifflich auf einen Nenner zu bringen. Das griechische Wort 'Aisthesis' wird hier doppeldeutig genutzt als Wahrnehmen oder Empfinden, als Erkenntnis oder Gefühl, als perception oder sensation. Mit diesem Begriff 'Ästhetik' sind somit ein philosophisch-erkenntnistheoretischer und ein psychologisch-empirischer Aspekt gemeint. Einerseits verleiht der Kunstschaffende seiner subjektiven Umwelt- und Gesellschaftserfahrung einen künstlerischen Ausdruck. Andererseits kann der Mensch in der Kunstbetrachtung als ästhetisch-sinnhafte Erfahrung seine Zeit erkennen und empfinden und fühlend zu sich kommen, letztlich zu sich finden.

Kunst und Kunstbetrachtung können nie isoliert betrachtet und verstanden werden. Sie sind nur in den komplexen Wechselwirkungen zwischen Individuen und Gesellschaft einigermaßen nachvollziehbar. In zahllosen Gesprächen und Diskussionen mit meinem Freund und bildenden Künstler Henry Müller entwickelten wir ein relativ einfaches Modell der Kunstbetrachtung, das für mich in der Auseinandersetzung mit Kunst und Künstlern sehr hilfreich war. Wobei ich mir jedoch nicht sicher bin, inwieweit es nicht schon längst in der Kunstwissenschaft angewendet wird. Falls ich Altbekanntes namenlos zitiere, so geschieht dies aus reiner, naiver Unwissenheit.

Ein Werk, ein medialer Ausdruck einer Person, kann unter folgenden Gesichtspunkten betrachtet, kritisiert, interpretiert etc. werden:

  1. Kunsthistorische und soziologische Perspektive:
    d.h. bringt das Werk neue Impulse für die Kunstevolution ein, ist es als Weiterentwicklung des jeweiligen künstlerischen Mediums zu verstehen, inwieweit werden soziale und soziologisch relevante Themen aufgegriffen, kritisch beleuchtet, vorweggenommen und evtl. neue Perspektiven entwickelt etc.
  2. Individuelle und technische Perspektive :
    d.h. kann das Produkt als individuelle Weiterentwicklung des Künstlers verstanden werden, inwieweit werden subjektive, persönliche Themen aufgegriffen, weiterentwickelt und beherrscht der 'Schöpfer' des Werkes die 'handwerkliche' Technik seines angewandten Mediums etc.
  3. Perspektive des Betrachters:
    d.h. inwieweit entspricht das Werk der subjektiven Kunstwertigkeit des Betrachters oder einfacher: gefällt es oder gefällt es dem Betrachter nicht etc.
  4. Kommunikativer Aspekt:
    d.h. inwieweit wird durch das Werk die Kommunikation zwischen Künstler und Betrachter angeregt oder eine öffentliche Diskussion hervorgerufen etc.

Im Rahmen von kärnöl spielt bei der Auswahl der Künstler und Projekte der kunsthistorisch-soziologische und der individuell-technische Aspekt eines Werkes eher eine untergeordnete Rolle. Es wird jedoch immer auf ein Mindestmaß der künstlerischen Ausdrucksqualität Wert gelegt. Eine zentrale Bedeutung bei kärnöl hat der kommunikative Aspekt von Kunst- und Kunstbetrachtung oder wie Stephan Jank es einmal formulierte: 'Kunst soll wieder Spaß machen, zu Diskussionen aber auch Konfrontationen anregen!'

Sicherlich gibt es noch mehr Kriterien, denen ein Werk entsprechen sollte, um als Kunstwerk anerkannt zu werden. Meiner Meinung nach erfüllen die von der heutigen Gesellschaft akzeptierten Kunstwerke fast alle oben aufgelisteten Punkte. Was aber noch nicht bedeutet, dass ein Werk, welches nicht diesen Kriterien entspricht, nicht trotzdem Kunst ist oder sein wird. In diesem Sinne stimme ich Marcel Duchamp vollkommen zu, welcher meint: 'Letzten Endes mag der Künstler noch so sehr von allen Hausdächern herabschreien, er sei ein Genie – er wird das Verdikt des Zuschauers abwarten müssen, damit seine Erklärungen einen sozialen Wert bekommen und die Nachwelt ihn schließlich in den Handbüchern der Kunstgeschichte erwähnt.' (aus: 'Der kreative Akt', 1957)

Literatur:

  • Marcel Duchamp, Der Kreative Akt, Edition Nautilus,1991
  • Duden, Deutsches Universal Wörterbuch A-Z, Dudenverlag, Mannheim, 1983
  • Heinrich Klotz, Kunst im 20. Jahrhundert, Beck, München, 1999
  • Paolo J. Knill, Ausdruckstherapie, Eres Edition, Bremen, 1992
  • Andreas Mäckler (Hrsg.), Was ist Kunst?, Verlag DuMont, Köln, 2000
  • Karl-Heinz Menzen, Eine kleine illustrierte Geschichte der Kunsttherapie, Afra Verlag, 2000
  • Hans-Jürgen Müller, Kunst kommt nicht von Können, Verlag für moderne Kunst, Nürnberg, 1990
  • Walter Pöldinger, Welche psychodynamischen Beweggründe liegen Kunst und Kreativität zugrunde?
    in: Hans Otto Thomashoff u. Dieter Naber, Psyche und Kunst, Schattauer, 1991
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Mojca Gregoric - Mair, 2003-12-12, Nr. 828

Super Thema fuer (potenziale) diplom Uebung.

Danke!

Martin Moser, 2003-12-12, Nr. 829

Zusatz: Der altgriechische Audruck fuer Kunst heißt "techne". Nur: bei den Griechen wurden unter den Bergriff "techne" auch die Naturwissenschaften eingereiht.

M. Moser

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