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2010-01-20

GRIESSHAMMER, Albrecht: Perspektiven zur Energiekrise

Input bei der Tagung → „Wege aus der Krise?"

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Jeder Mensch benötigt Energie, sei es in Form von Nahrung, um selbst überleben zu können oder in Form von anderen Energieformen wie Wasserkraft oder Öl, um damit zu produzieren, zu heizen oder zu transportieren. Enstprechend entwickelte jede menschliche Kultur eine Lösung zur Bereitstellung und Nutzung von Energie. Dies galt bereits für historische Kulturen und wird auch für zukünftige gelten. Nicht erst seit „peak oil“ befindet sich unsere heutige Energienutzung in einer Krise und muss daher verändert werden, wenn wir nicht mit dem letzten tropfen Öl untergehen wollen, sondern unsere Kultur und Lebensqualität in Kärnten erhalten wollen.

Energiesysteme müssen grundsätzlich vier Anforderungen erfüllen können:

  • Die angebotene Energieform, beispielsweise Getreide oder Erdöl, muss der nachgefragten Energieform entsprechen können, also Getreide zur Ernährung, Erdöl zum Heizen.
  • Die Energie muss dort verfügbar sein wo sie gebraucht wird. Wenn dies nicht der Fall ist, braucht man geeignete Transportmittel und –wege, beispielsweise Pipelines zum Transport von Erdgas.
  • Die Energie muss dann verfügbar sein, wenn sie gebraucht wird, oder man benötigt Möglichkeiten der Energiespeicherung. Noch heute sieht man bei uns die Kornspeicher mit denen Getreide für den Winter bevorratet wurde.
  • Konflikte der Nutzungsart für die Erzeugung unterscheidlicher Energieformen müssen vermittelt werden. So kann Ackerfläche zur Produktion von Biodiesel genutzt werden, diese steht aber dann nicht für die Erzeugung von Nahrungsmitteln zur Verfügung.

Es lässt sich zeigen, dass jede menschliche Kultur auch eng mit einem sie erhaltenden Energiesystem verbunden war. Das pharaonisches Ägypten stütze sich auf eine Bewässerungskultur. Das Energiesystem des Römischen Reichs basierte auf Handel und Sklavenhaltung. Auch kleine Kulturen wie die normannische Kultur in Grönland um 1000 nach Christus basierte auf einem Energiesystem, dem der Rinderhaltung. Und es ist wohlbekannt, dass unsere heutige Kultur des Industriezeitalters auf der Ausbeutung fossiler Rohstoffe zur Energiegewinnung basiert.

Wenn man untersucht, wie historische Kulturen auf Krisen ihrer Energienutzung reagiert haben, muss man feststellen, dass sie in der Regel bei der Krisenbewältigung scheiterten und schließlich untergingen.

Beispielsweise beruhte das Energiesystem des Römischen Reichs auf einem permanenten Zustrom von Sklaven, der durch militärische Expansion sichergestellt werden musste und einem leistungsfähigen Transportsystem zum Transport von Nahrungsmitteln für die Bevölkerung Roms, das an die Seewege auf dem Mittelmeer gebunden war. Am Anfang des Aufstiegs Roms stand die Vernichtung des Nahrungskonkurrenten Karthago. Damit konnten die über das Mittelmeer gut erreichbaren nordafrikanischen Getreideanbauflächen für die Versorgung Roms herangezogen werden. Später gelang es Cäsar mit seinen Kriegen, eine Million Sklaven für Rom zu unterwerfen. Dieses auf Expansion ausgerichtete System musste kollabieren, als das Römische Militär im 3. Jahrhundert an die Grenzen der bekannten Welt angekommen war und es immer schwieriger wurde, die Kosten für die militärische Unterwerfung von Sklavenvölkern einerseits und die immer weiter werdenden Transportwege andererseits aufzubringen. Gleichzeitig führte die zunehmende Dekadenz der römischen Bevölkerung („Brot und Spiele“) zu einem immer höher werdenden Energiebedarf. Obwohl die Anzeichen dieser Energiekrise auch für die Führung des Römischen Reichs offensichtlich sein mussten, forcierte sie ihr bestehendes Energiesystem weiter, anstatt es umzustellen und ging schließlich mit ihm unter.

Daraus folgert Professor Wesselak, dass „Gesellschaften bei Energiekrisen offensichtlich eher zu einer Forcierung ihres bestehenden Energiesystems als zu einem Wechsel neigen“. Diese Neigung kann auch in unserer heutigen Zeit festgestellt werden. Denn obwohl es für jeden von uns offensichtlich ist, dass unsere Energiequellen versiegen, erhöhen wir unsere Anstrengungen und versuchen so aus dem bestehenden Energeisystem zu immer höher werdenden Kosten noch das letzte „herauszupressen“, anstatt umgehend die notwendige Energiewende einzuleiten.

Dazu nur einige Beispiele aus der jüngsten Entwicklung: Die Erschließung neuer Erdölvorkommen wird immer aufwendiger und damit teurer. Auf den Anstieg der damit verbundenen Treibstoffkosten reagierte die Bundesregierung 2008 mit einer ebenso teuren Erhöhung der Kilometerpauschale. Die USA begannen einen jetzt schon 7 Jahre dauernden vergeblichen Krieg, um die politische Kontrolle über die Erdölvorkommen im Irak zu erreichen. Die als Erdölersatz angebauten Biotreibstoffe sind ein Mitverursacher der Narungsmittelverknappung. Und schließlich versucht man in Deutschland eine Verlängerung der Laufzeit von Kernkraftwerken zu erreichen. All diese teuren Maßnahmen forcieren unser bestehendes fossiles Energiesystem und verunmöglichen damit notwendige Invstitionen in eine Energiewende.

Wie muss stattdessen ein Weg aus der Krise ausschauen? Hermann Scheer spricht von der Notwendigkeit einer „schöpferischen Zerstörung“ unserer heutigen Energiewirtschaft. Diese Zerstörung muss aus meiner Sicht auf zwei Elementen aufbauen: Dezentralisierung und Effizienzsteigerung. Wir werden zur Vermeidung des Transports von Energie und Waren unsere zukünftige Energieerzeugung (wieder) dezentral gestalten müssen, wie dies beispielsweise bei der Photovoltaik gut möglich ist und wir werden die Effizienz bei der Energienutzung dramatisch erhöhen müssen. Passivhaus und Ein Liter Auto sind dazu die Schlagworte.

Die Polynesier, die im 10. Jahrhundert die Osterinseln besiedelten, fanden ein wald- und vogelreiches Gebiet vor, das sie schließlich soweit ausbeuteten, bis im 16. Jahrhundert der letzte Baum gerodet war und das auf die Nutzung des Waldes als Lebensraum für die Nahrungsquelle Vögel und für die Herstellung von Booten aufgebaute Energiesystem kollabierte. Was wohl die Polynesier sagten, als sie den letzten Baum fällten?

Literatur:
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Viktor Wesselak: Zur Sozialgeschichte der Energeinutzung,
Skriptum am Lehrstuhl für erneuerbare Energien, Fachhochschule Nordhausen (D)

Zur Person

DI Albrecht Grießhammer, 2003 Aufbau der Grünen Wirtschaft in Kärnten und seit deren Gründung ihr Sprecher. Seit 2004 Mitglied bei den Kärntner Grünen, seit 2005 Mandatar im Kärntner Wirtschaftsparlament. 2008 Koordinator des Kapitels Wirtschaft in der Programmgruppe der Kärntner Grünen. Selbstständig als beratender Ingenieur für Elektromotoren in der Autoindustrie (globales Umfeld) und Solarstromanlagen, ledig, wohnhaft in Keutschach/See.

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Dazu auch: Elmar Altvater, Umweltraum, ökologischer Fußabdruck oder gesellschaftliches Naturverhältnis

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