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2009-08-06

Aufruf zu den antifaschistischen Aktionstagen 2009

Dieses Jahr feiert die Ulrichsberggemeinschaft ihr 50jähriges Bestehen und somit traurigerweise ein halbes Jahrhundert ungehinderte rechts-revisionistische Pflege von Opfermythen und NS-Verherrlichung.

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Denn wenn sich jährlich am Ulrichsberg in Kärnten/Koroška, Veteranen der Wehrmacht und Waffen SS zusammen mit Politiker/innen fast aller Parteien und Neonazis unter tatkräftiger Unterstützung des Bundesheeres treffen, geht es ihnen nicht um ein reines Toten- oder Friedensgedenken. Mit dem Gedenken an die gefallenen Kameraden aus den eigenen Reihen und an verschiedene Einheiten und NS-Organisationen wird ein positiver Bezug auf den Nationalsozialismus als Ganzes hergestellt. Dass deren unzählige und unfassbare Verbrechen hier keine Erwähnung finden, ist nur logisch, würde es doch einen positiven Bezug verunmöglichen. Stattdessen wird versucht die Verbrechen der Nazis mit anderen aufzurechnen, wie zum Beispiel mit jenen der Partisan/innen, um somit die Schuld zu minimieren und sich selbst als Opfer darzustellen. Die Schuld- und Erinnerungsabwehr stellt in der postnazistischen österreichischen Gesellschaft einen spezifischen Umgang mit der Shoah seitens der Täter und deren Nachkommen dar. Es ist der „Versuch, die eigene überwertige Identifikation mit dem Kollektiv, zu dem man gehört, in Übereinstimmung zu bringen mit dem Wissen vom Frevel. Man leugnet oder verkleinert ihn, um nicht der Möglichkeit jener Identifikation verlustig zu gehen“ (Adorno 1997a, S. 150). Da uns als radikale Linke die Ehrenrettung des Zwangskollektivs namens Nation herzlich egal seien kann, gibt’s von uns nur ein unmissverständliches fuck you! Deutsche Täter/innen sind keine Opfer!

Mit der Umbenennung in „Europa-Friedens-Gedenkstätte" wurde einerseits versucht, neue Teilnehmer/innen der Feier mit der Anknüpfung an neurechte Diskurse zu gewinnen, da die „Erlebnis-Generation“ schon langsam am wegsterben ist und andererseits die Waffen-SS als Vorkämpferin für ein friedliches Europa der Vaterländer darzustellen.

Der Europabegriff, der am Berg glorifiziert wird, bezieht sich auf die SS, deren Freiwillige aus allen Ecken Europas kamen, und die „gegen den Bolschewismus mit der Waffe gekämpft haben“ (KAM 1982/10, 1). Ein „Europa der Völker“ wird gefordert, das im Gegensatz zu den „Vereinigten Staaten von Europa“ „ein klares Nein zu einem multikulturellen Einheitsbrei“ (HAIDER 2000) und strikte ethno-kulturelle Grenzen aufrecht erhalten soll.

Dass diese ethnopluralistische Europatümelei am Ulrichsberg Anklang bei der europäischen Rechten findet, zeigt die Teilnahme verschiedener rechtsextremer Parteien wie der „Flaams Belang“ aus Belgien bei den Feiern der letzten Jahre.

Zudem steht der Ulrichsberg symbolhaft für den deutschnationalen Konsens in Kärnten/Koroška. Der Deutschnationalismus ist schon nach dem ersten Weltkrieg zum hegemonialen Prinzip der Politik in Kärnten/Koroška avanciert. Und jedes Jahr wird ständig aufs Neue, bei den verschiedensten Gedenkfeiern zum „Kärntner Abwehrkampf“ wie auch am Ulrichsberg eine deutsch-kärntner Volksgemeinschaft beschworen, die das „bedrohte Deutschtum" gegen den „slawischen Aggressor" verteidigte und in der auch weiterhin nichts Platz haben soll, was nicht in das nicht näher definierte Bild des „deutschen“ passt. Die fast schon lächerlich anmutende Frontstellung gegen zweisprachige Ortstafeln, wie auch die Hatz gegen Tschetschen/innen und andere Migrant/innen, kommen nicht von irgendwo her, sondern sind Ausdruck dieses deutsch-kärntner Rassismus, welcher im Nationalsozialismus seinen Höhepunkt in der Deportation 917 Angehöriger der slowenischsprachigen Minderheit fand.

Neonazis am Ulrichsberg sind auch keine Ausnahme, sondern eher die Regel. Nicht verwunderlich bei solch einer inhaltlichen Zielsetzung, die am Berg getroffen wird. Und zudem können die völkischen Freaks ihre Helden, die Mörder von damals, live erleben. Vor allem beim traditionellen „Kärntner Abend“ in Krumpendorf/Kriva Vrba, einen Tag vor der Feier am Berg, haben Neonazis die Chance, Autogramme von NS-Größen zu ergattern. Bei diesen Treffen, welches die Kameradschaft IV organisiert, eine Veteranenorganisation ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS, welche die Waffen-SS als vierten Wehrmachtsteil darstellt und damit versucht die Urteile der Nürnberger Prozesse auszuhebeln, in denen jene klar als „Teil einer verbrecherischen Organisation“ benannt wurde, waren z.B. der Kriegsverbrecher Soeren Kam wie auch die Tochter von Heinrich Himmler, Gudrun Burwitz, gern gesehene Gäste. Dieses Treffen dient als Brückenschlag zwischen Jung und Alt und eignet sich ausgezeichnet für Neonazis, sich hinter verschlossen Türen zu vernetzen.

Bis heute werden die Opfer von Wehrmachtsverbrechen nicht entschädigt, obwohl die Wehrmacht einen antisemitischen und rassistischen Vernichtungskrieg führte und damit die Ideologie des Nationalsozialismus militärisch umsetzte. Insbesondere im Täter/innenland Österreich wird nach wie vor keine Verantwortung für die Verbrechen der Wehrmacht übernommen. Aus diesem Grund wird in naher Zukunft eine Entschädigung aller Opfer der SS und Wehrmacht wohl kaum umgesetzt werden. Während die Mörder/innen von einst strafrechtlich nicht verfolgt wurden und sich ihre „Dienstjahre" für die Pension anrechnen können, wird die Entschädigung von NS-Opfern, Deserteuren und Partisan/innen in Österreich bis heute verzögert. Bis es schlicht zu spät ist.

Auch dieses Jahr organisiert der AK gegen den Kärntner Konsens zum fünften mal in Folge antifaschistische Aktionstage gegen die Ulrichsbergfeier und wir wollen uns als antinationale Gruppe daran beteiligen.

Die Verhältnisse in Kärnten/Koroška sind nicht einfach vom Himmel gefallen. Der massive Erfolg der FPÖ, später BZÖ, haben historische wie auch gesellschaftliche Wurzeln. Als Antifaschist/innen geht es uns darum die rechts-revisionistische Geschichtsumdeutung wie auch die gesellschaftlichen Verhältnisse, welche immer wieder reaktionäre Antworten auf die Krisenerfahrungen im Kapitalismus hervorbringen, anzugreifen.

Und als Symbol steht hierfür der Ulrichsberg.

Deshalb: Beteiligt euch an den antifaschistischen Aktionstagen in Klagenfurt/Celovec vom 18.-20. September 2009!

Gegen Volk, Nation und Kapital!
Dazu auch →  Good bye Ulrichsberg – Refugees welcome

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mimenda, 2009-08-08, Nr. 4583

da das adornozitat uns das vorenthält, was ich für das interessanteste an ihm halte, steuere ich das hier bei (adorno war, soweit ich das sehe, nicht der auffassung, dass die ewiggestrigen, sondern dass vor allem jene gefährlich sind, die sich im betonen des heutigen der verantwortung für ihr gestern entziehen):

"Von all den Versuchsteilnehmern, die sich in Abwehr befinden, ist kaum einer so geartet, daß er etwa vertreten würde: es ist in Ordnung, daß sie umgebracht worden sind. Sondern es handelt sich meist um den Versuch, die eigene überwertige Identifikation mit dem Kollektiv, zu dem man gehört, in Übereinstimmung zu bringen mit dem Wissen vom Frevel: man leugnet oder verkleinert ihn, um nicht der Möglichkeit jener Identifikation verlustig zu gehen, welche es Unzähligen psychologisch allein erlaubt, über das unerträgliche Gefühl der eigenen Ohnmacht hinwegzukommen. Man darf daraus folgern, daß die in Abwehr Befindlichen, auch wo sie Rudimente der Naziideologie vertreten, nicht etwa mit einer Wiederholung dessen sympathisieren, was geschah. Die Abwehr selbst ist ein Zeichen des Schocks, den sie erfuhren, und damit eröffnet sich ein Aspekt der Hoffnung."

[Theoder W. Adorno. Soziologische Schriften II: Dritter Teil: Monographien zur Qualitativen Analyse der Diskussionen. GS 9.2, S. 150)

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