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Werner Koroschitz

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2005-01-20

Werksbad Bleiberg III

Biisher erschienen:
Werksbad Bleiberg I
Werksbad Bleiberg II

Über mehrere Jahrhunderte hinweg hat der Bergbau die Umwelt verändert. Dies gilt im besonderen Maße, wenn man nicht nur bergbauliche Aktivitäten, sondern auch die Aufbereitung der Rohstoffe und die Verhüttung der Erze zu Metallen berücksichtigt. Vor allem die Hüttenindustrie zählt weltweit zu den größten Verursachern von Luft- und Wasserverschmutzung sowie der toxischen Belastung des Bodens. Bergbau und Verhüttung beeinträchtigten nicht nur die sie umgebende Natur, sondern auch die unmittelbar und mittelbar daran beteiligten Menschen. Das Ausmaß der toxischen Belastung in Arnoldstein wurde erst in den Neunziger Jahren virulent. Die Sanierung des Geländes des Blei-Zink-Bergbaus und der Hütten der Bleiberger Bergwerksunion erforderte seit 1993 einen Aufwand von hunderten Millionen von Schilling. Nebst dem Verfall der Weltmarktpreise für Blei, den hohen Förder- und Aufbereitungsausgaben, stellten umfassende Umweltauflagen die Weiterführung des Bergbaubetriebes in Frage.

Der im Allgemeinen niedrige Preis für Rohstoffe spiegelt ausschließlich Förder- und Transportkosten wider. Umweltschäden bleiben in den Berechnungen unberücksichtigt, da sie die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe bzw. der Standorte gefährden würden. Die Industrie- bzw. Verbraucherländer leben heute in erheblichem Maß auf Kosten der Bevölkerung und der Natur in den Förderländern, die sich im Wesentlichen in der allgemein benachteiligten südlichen Hemisphäre befinden. Der natürliche Reichtum an Rohstoffen, geringer Kapitaleinsatz und kaum vorhandene Umweltauflagen machen eine Ausbeutung der Lager in diesen Ländern profitabel.

Wie radikal sich der Umwelt- und Freizeitgedanke hierzulande gewandelt hat, verdeutlichen die an die Gäste der Gemeinde gerichteten Grußworte des Bleiberger Bürgermeisters: “Wer den Stress an den Nagel hängen möchte und seinem Körper etwas Gutes tun will, hebt ab ins gesunde Hochtal nach Bad Bleiberg. Gesundheit sprudeln lassen, reinste, frische Luft atmen, die Gemütlichkeit der Gasthöfe erleben, die Vorzüge der Hotels und Pensionen mit ihren Gesundheitsprogrammen genießen, in die Tiefe des bizarren Erdinneren der "Wunderwelt im Berg" vordringen, sich frei atmen im Friedrich-Heilstollen, Geschichte kennen lernen, staunen über botanische Seltenheiten und entspannen in der wohligen Wärme des heilenden Thermalwassers - das ist Bad Bleiberg.“

Anders liest sich ein 1798 erschienener Reisebericht, worin der Naturforscher und Reisende Julius Gottlieb Schlegel die Ersteigung des Dobratsch schilderte. Nebst den optischen Reizen der Bergwelt galt der Blick des Wissenschaftlers dem Bleiberger Bergbau und dessen fatale Auswirkungen auf die Umwelt: “Ein kleiner Bach, der aus beiden Bergseiten entsteht, drängt sich mitten im Tal durch Gries, Schlamm, Moos und dürres vergelbtes Gras. Sein Wasser wird da, wo aus den Bleyerzwäschen anderes hinzukommt, vergiftet: So weit es grüne Pflanzen berührt, sterben sie ab und verdorren. Selbst Fische sterben leicht darinnen. Pferde, besonders junge und Rinder, wenn sie davon laufen, werden elend und sterben auch wohl. Der Rauch aus den Schmelzöfen, von denen das Tal fast nie frei ist, verscheucht die Vögel und wenn ja dergleichen darüber wegfliegen wollen, stürzen sie betäubt herab. Tauben, Hühner und Gänse gedeihen selten, da ihnen das vergiftete Wasser das Leben verkümmert. So weit der Rauch in dicken Wolken um sich greifen kann, verwüstet er die Tannen und Fichten; sie verlieren ihr schönes Grün, werden bald gelb, grau, nackt und sterben ab. Dies gibt dem ganzen Tal einen öden, grauenvollen Anblick und kontrastiert sehr mit den vielen, schönen Gebäuden der dortigen Reichen, die sich hinter Steinhaufen emporheben. Wer dieses zum ersten Mal sieht, und noch nicht weiß, dass die Eingeweide dieser Berge so viel Menschen bereichern, der wird sich wundern, wie Menschen so eine Gegend bewohnen und auch äußerlich zu verschönern suchen könnten, wo alles verrät, dass man der Natur Gewalt angetan habe.

Im Zuge seiner ausgedehnten Reisen besichtigte Schlegel zahlreiche Bergwerksbetriebe, darunter auch die Stollen in Bleiberg: “Ich besuchte hier verschiedene Gruben, deren sich im ganzen Bleiberger Erzgebirge gegen 550 befinden, wovon 532 im Gang sind, und durchgängig leichtflüssige Erze liefern. Nach diesem besah ich die verschiedenen Manipulationsanstalten, wo das Blei gemahlen, durchgesiebt, geschlemmt, geschmolzen und in Stücke gegossen wird.“ Ungefähr zur selben Zeit verurteilte der Naturgelehrte Belsazar Hacquet die ungehemmte Ausbeutung der Natur durch den Menschen. Er stellte einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Kahlschlag der Wälder für den Bergbau und Naturverwüstungen her, wenn er von „Schindelmachern und dergleichen Holzwürmern“ sprach, die in den ohnehin schon lichten Waldungen der Bleiberger Forste weitere Schäden anrichteten.

Vergleicht man die Umweltberichte des 18. Jahrhunderts mit jenen des ausgehenden 19. Jahrhunderts, so scheint sich die Umweltsituation in Bleiberg nicht wesentlich gebessert zu haben. Heinrich Noe schrieb in dem um 1880 erschienenen Reisebüchlein „Wanderungen und Bilder in und aus Osttirol, Kärnten, Steiermark, Salzburg und Niederösterreich“ seine Eindrücke über Bleiberg nieder: “Staub, erzeugt durch das Zerklopfen der zinkhaltigern Steine, durch die Räder der Fuhrwerke, welche Bleiplatten in die weite Welt schaffen, wirbelt auf. Rauchwolken bewegen sich, Räder klappern, Hämmer klopfen. aus den Gruben der Tiefe heben Pumpwerke das Wasser herauf. Die Holzbahnen im Berge messen zusammen über hundert Kilometer. Das Blei herrscht hier. Die Wasser rinnen milchig gegen das Gailtal hinaus und kein Fisch lebt in ihnen. Der Bleidampf verbreitet sich in der Luft und das Weidevieh erkrankt. Das Laub an den Bäumen wird welk, die Wiesen und Felder leiden. Die Menschen helfen sich durch Milchtrinken.“

Weiters berichtete Heinrich Noe, dass es den Bleiberger Bauern anscheinend gelungen war, sich gegen die Bergwerksbetreiber zu behaupten. Die Grundbesitzer erreichten, dass die amerikanischen Schmelzofenanlagen während des Sommers, “wenn die Bäume grünen und die Saaten im Halme stehen“, nicht unterhalten werden durften.

Die entsprechende behördliche Verordnung versuchte dadurch einer nachhaltigen Schädigung der Vegetation vorzubeugen; die Gesundheit der Arbeiter interessierte dagegen weniger. Erst als aufgrund des alarmierenden Gesundheitszustandes der Arbeiter ein Produktionsstillstand drohte, bestätigten die Betreiber die schädlichen Auswirkungen der Abgase auf die Beschäftigten. Es ist vom häufigen Auftreten der Bleikolik die Rede und das der „Amerikaner“ kaum noch in Betrieb gehalten werden könne, “da die Arbeiter sehr geschwächt und hinfällig seien“ und häufig an Bleikoliken erkrankten. Schuld an der geringen Widerstandskraft der Arbeiter waren neben schädlichen Gasen und Dämpfen die schlechte Entlohnung und die dadurch hervorgerufene mangelhafte Ernährung.

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