2003-11-06
Der See und das Gewissen
Manchmal sitze ich am Ufer des Millstättersee und blicke wie gebannt auf das ruhige Treiben des Wassers. In dieser Jahreszeit wird mir aber meist nach einer Stunde kalt dabei und ich gehe rauf ins Haus und mach mir einen ganz starken schwarzen Kaffee, aus den klassischen Espressokandeln und setzt mich dann noch mehr eingepackt auf den Balkon und spiel mein Spiel mit dem See weiter. Dabei kommt es oft vor das ich an gar nichts denke, so manches Mal ziehe ich aber eine Resümee über Vergangenes. Eine Checklist sozusagen wird durchgegangen. Nicht in der Weise wie ein Einkaufszettel abgearbeitet sondern eher als Film. Oft spiele ich darin auch mit, oft stehe ich aber nur als Zaungast bei den Dreharbeiten und genieße das seltsame Treiben von immer wiederkehrenden Passagen. Oft tauchen Leute auf die du irgendwann einmal in einem Wirtshaus gesehen hast oder auf einer deiner Beobachtungstouren am Villacher Hauptplatz gesehen hast. Oft sind aber auch vertraute Gesichter dabei und du fragst dich: "Was tut der den da?"
Genau so könnte man das beschreiben, keine störenden Impulse wie Handys oder Fernsehapparate die dich irgendwie aus der Laufbahn schmeißen können, nur du und der See. In diesem Fall bins halt ich. Es ist einfach schön seine Fehler selbst aufklatschen zu können und keinen dazu zu brauchen der einem mit seiner Kritik noch über das Herz kratzt. Du alleine suchst den Fehler, manches mal suchst du ihn gar nicht, er sticht dir einfach ins Auge, ostentativ sozusagen.
Manchmal bin ich nach diesen Supervisionen mit mir selbst als Moderator oft traurig aber meistens, und das ist das schönste dabei, steht man auf, stellt die Kaffeetasse in die Küche und geht seine Wege mit einem ganz, ganz reinem Gewissen.