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Werner Koroschitz

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2004-07-05

Außenansichten II

Seltsame Resultate zeitigte das anthropologische Interesse der Reisenden und Gelehrten am gewöhnlichen Landvolk. Ihr Augenmerk lag auf den Besonderheiten in Aussehen, Körperbau, Haar- und Augenfarbe. Weniger wissenschaftliche Erkenntnis als nationale Voreingenommenheit dürfte Julius Wilhelm Fischer in seinen Reiseerinnerungen von 1803 zu folgendem Urteil veranlasst haben: »Die slawischen Abkömmlinge unterscheiden sich dem Gesichte und dem Baue nach sehr zu ihrem Nachteile von ihren deutschen Nachbarn. Statt der geraden offenen Gesichter, welche man dort antraf, findest du hier die slawischen breiten Stirnen, tief im Kopf liegende Augen und aufgeworfene Lippen, der Wuchs ist nicht immer so gerade, und wenn auch stark, doch nicht im geringsten schön.«

Belsazar Hacquet hingegen war voller Bewunderung für die krainische Landbevölkerung: »Das Frauenzimmer sowohl als die Männer sind die schönsten vom Lande und ihre Tracht verschönert sie. Im Ganzen genommen ist das Volk mehr schön als hässlich, die Feldarbeit im Sommer aber verderbt ihnen durch die heiße Sonne das Gesicht, indem sie niemals Hüte auf dem Kopf haben, sondern meist bloß arbeiten.« Die englischen Reisenden Gilbert und Churchill vermerkten im Gegensatz dazu die »blasse Gesichtsfarbe« als auffallende physische Eigenart der Krainer Bauern.

Erst die Rassentheorien lieferten die Grundlagen, auf denen sich menschenfeindliche Stimmungen organisieren ließen und die schließlich im Rassenwahn der Nationalsozialisten mündeten. Der Begriff des Volkstümlichen stand nun im direkten Zusammenhang mit der Unterwerfung des Gesellschaftlichen unter die Denkformen von Natur und Rasse. 1924 wusste der Rassentheoretiker Georg Graber über die »Ursprünge des Kärntner Volkstums« Folgendes zu berichten: »Je weiter man in Unterkärnten nach Osten wandert, desto veränderter der Menschenschlag. Dort scheint sich der Einfluss der slawischen Ostrasse stärker bemerkbar zu machen. Die Gesichter zeigen häufig mongolische Züge. Auch das Volksleben dieses Landesteiles ist dem übrigen Kärnten gegenüber auffallend arm an schöpferischer Kraft. « In einer 1942 vom Presseamt der NSDAP Kärnten herausgegebenen Publikation zu Oberkrain theoretisiert Graber ausgiebig über nordische Langköpfe und dinarische Kurzkopfrassen. Möglicherweise hat er Martin Wuttes Thesen aus dem Jahre 1927 übernommen, in denen dieser in Kärnten eine »auffallend große Zahl nordisch-germanischer Langköpfe« ausmachte und tatsächlich an die »Verpflanzung deutscher Körper- und Geistesanlagen durch deutsches Blut« glaubte. Graber hielt auch nach 1945 an seinen Rassentheorien fest. Seit 1981 verleiht die Kärntner Landsmannschaft alljährlich die »Georg-Graber-Medaille« für besondere Verdienste im Bereich der Volkskultur.

Aufs Engste kooperierten germanische Pseudowissenschaften und nationalsozialistische Rassenpolitik. Während Graber anscheinend mit Maßband und Schublehre durch »Oberkrain« streifte, verfasste die Dienststelle des SS-Obersturmbannführers Maier-Kaibitsch zur geplanten Germanisierung des Gebietes folgenden Kommentar: »Von den rund 170.000 Einwohnern sind der größte Teil Slowenen. Die Frage ist nur die, ob diese Slowenen Oberkrains eindeutschungsfähig sind. Dazu ist zu sagen, dass die rassische Eignung und die rassischen Merkmale der ganzen Bevölkerung erhoben wurden. Das Ergebnis dieser Beurteilung, die von Fachleuten vorgenommen wurde, war, dass mindestens 80% als rassisch so zu bezeichnen sind, dass sie eingedeutscht werden können. Das eine steht aber fest, dass eine Eindeutschung ohne entsprechenden Einsatz von deutschen Bauern nicht möglich ist. Es muss deutsches Blut nach Oberkrain. «

Einem Wissenschaftskollegen Grabers, dem SS-Untersturmführer und Beauftragten für Archivwesen, Karl Starzacher, schwebte zur Festigung des Deutschtums in Krain eine radikalere Methode vor: »Eine andere Lösung der Frage der slowenischen Intelligenz wäre die vollständige Vernichtung durch Erschießung oder sonstige Beseitigung, die aber dadurch nicht zweckmäßig ist, weil die Erfassung der tatsächlichen Intelligenz dem Apparate der Gestapo durch die schwierigen Erkundungsversuche nicht möglich ist.«

Führende Kärntner Historiker und Brauchtumsforscher ließen sich für die Ziele des NS-Regimes instrumentalisieren. »Machen Sie mir das Land deutsch« lautete der Führerauftrag anlässlich der Angliederung »Oberkrains« an das Deutsche Reich und in Kärntens Wissenschaftselite fand er seine willigen Vollstrecker, wie etwa Franz Koschier (ab 1952 Direktor des Landesmuseums Kärnten), der neben der Leitung der Lehrerbildungsanstalt in Kranj mit der Vernichtung slowenischer Bücher betraut war. Bezeichnenderweise wurde der Heimatmacher Franz Koschier mit der Organisation der 10.-Oktober-Jubiläumsfeierlichkeiten der Jahre 1960 und 1970 beauftragt, wo Eichenlaub und NS-Abzeichen unverhohlen zur Schau getragen wurden.
Die Repräsentanten der »Kärntner Heimatgeschichte«, Hüter des Mythos Abwehrkampf und Volksabstimmung, hielten auch nach 1945 an ihren grundsätzlichen Positionen fest. Wo es geboten schien, ersetzten sie ihren radikalen Deutschnationalismus durch einen fragwürdigen Österreichpatriotismus. »Heimattreue« hieß nun »Heimatbekenntnis«. Sie erhöhten die Heimat zur nationalen Konfession und setzten dem Vertrauten das Fremde gegenüber. Nach ihrem Verständnis ist die Heimat einer permanenten Bedrohung durch innere und äußere Widersacher ausgesetzt. Im Inneren werden Kärntens Slowenenvertreter und wissenschaftliche Kontrahenten, welche die Positionen der nationalen Geschichtsschreibung kritisch hinterfragen, schon einmal als »Hexenverfolger« oder »linksgedrillte Jungintellektuelle« denunziert. Die äußere Gefahr orten Kärntens Heimatinspektoren südlich der Karawanken. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus mussten neue Feindbilder mit alten Vorurteilen geschaffen werden. Im bizarren Streit um die Herkunft der Lipizzaner offenbart sich der wahre Charakter habgieriger Slowenen: Österreich soll seiner Walzer tanzenden Pferdchen beraubt werden. Die Einheit Kärntens sahen die nationalen Gralswächter endgültig gefährdet, als das benachbarte Slowenien Geldscheine mit der Abbildung des karantanischen Fürstensteines drucken ließ. Der Vorstand des Kärntner Geschichtsvereins wandte sich 1993 gegen die Aneignung eines heimatlichen Herrschaftssymbols durch das unabhängige Slowenien: »Als Stichwörter dafür mögen die beiden wichtigsten Symbole der Kärntner Landesgeschichte, der Fürstenstein und der Herzogstuhl, dienen, welche als Ausdruck eines grundsätzlich abzulehnenden, übersteigerten Nationalismus in provokanter Art und Weise für Ziele des jetzt (1991) neu entstandenen Staates Slowenien, mit dem sie in territorialer Hinsicht nichts zu tun haben, missbraucht wurden.« Unwidersprochen blieb hingegen die Aussage Jörg Haiders, der am 1. Juli 1984 bei einer Veranstaltung des Deutschen Turnvereins in St. Jakob im Rosental sein Kärntenbild folgendermaßen zusammenfasste: »Dieses Land wird erst frei sein, wenn es ein deutsches Land sein wird. «

Urlaub bei Freunden? Während die Nächtigungszahlen slowenischer Staatsbürger besonders in den Wintersportorten Kärntens ständig steigen, sind heimattreue Kärntner noch immer stolz darauf, deren Sprache nicht zu beherrschen. Möglicherweise wird man sich hierzulande allein aufgrund touristischer Zwänge einmal ebenso über zweisprachige Speisekarten und Ortsbezeichnungen freuen können, wie die Herren Gilbert und Churchill anlässlich ihrer Mitte des 19. Jahrhunderts unternommenen Kärntenreise. Dabei lobten sie die vortrefflich beschilderten windischen Gasthöfe und den Umstand, dass »die Namen der Dörfer nach einem ausgezeichneten österreichischen Gebrauche sowohl deutsch als slawisch auf Tafeln am Haupteingange jeder Ortschaft angegeben sind«.

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