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Peter Umlauft

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2004-05-06

Antonio und das Mädchen - Teil III

Die Schar war losgezogen, Antonio wieder allein, nicht einsam, einfach allein mit seinen Gedanken und Geschichten. „Morgen“ murmelte er vor sich hin, „morgen“, während der Tag langsam unter die Decke der Dunkelheit kroch.

Tatsächlich, Antonio war heute gar nicht zur Arbeit gegangen, kam das Mädchen wieder, gefolgt von wiederum einer ganzen Schar Kinder, wobei Antonio schwören hätte können, heute waren es noch mehr.

Wiederum begann er seine abenteuerlichen Geschichten zum Besten zu geben. Immer spannender, immer lustiger wurden die Erzählungen bis es Antonio nicht mehr auf seinem Sitz hielt. Er sprang auf, erzählte die Geschichte mit Händen und Füßen. Wirbelte von einem Abenteuer in das nächste und die Kinder lachten. Sie lachten so laut, so lange, dass Passanten stehen blieben um über die Gartenmauer hinweg den Grund für diese Freude zu sehen. Selbst die Passanten konnten sich der Fröhlichkeit nicht entziehen und Fröhlichkeit überstrahlte selbst Autolärm und Baumaschinen.

Immer mehr Menschen drängten in den Garten um Antonio zu sehen. Er selbst sah nur das kleine Mädchen, hörte dessen Lachen und es war ihm wie eine Droge. Er steigerte sich in Ekstase, wie ein Derwisch drehte er sich schneller und schneller, sprach lauter und lauter. Seine Stimme wurde Eins mit seinen Gesten und Gebärden.

Stille, plötzliche Stille legte sich über die geschichtenheischende Menge. Polizisten waren angerückt, wohl verständigt von den besorgten Grundbesitzern, die wiederum um den kunstvoll angelegten Garten fürchteten. Nur Antonio hatte von all dem nichts mitbekommen, er tanzte und erzählte, sprang im Kreis wie verrückt und hätte wohl nie aufgehört, hätte ihn nicht ein Polizist recht barsch in die Wirklichkeit zurück geholt. „Lasen sie das“ herrschte der Ordnungshüter Antonio an, „hören sie damit auf“. Antonio hielt inne. Längst waren alle Zuseherinnen und Zuseher verschwunden. Auch die Kinder hatten sich angesichts der Polizisten vorsorglich auf den Weg gemacht. Einzig das kleine Mädchen behauptete seinen Platz auf der Bank unter dem Küchenfenster. Niemand sprach sie an, keiner der Ordnungshüter schien sie zu registrieren.

Erst als Antonio Handschellen angelegt wurden, war seine Bewegungsfreiheit so weit eingeschränkt, dass ihn die Polizisten abführen konnten. Nur sein Gesicht konnten sie nicht bändigen. Er schnitt Grimassen vom Feinsten und das kleine Mädchen lachte, lachte. Tränen kollerten über ihre Narbenwangen. Es lachte sich das Herz so frei und kaum hob Antonio nur eine Augenbraue bebte wiederum ein Lachen in ihr hervor.

Auf der Wachstube angekommen, musste Antonio versuchen seinen Ernst wiederzufinden und den seiner Lage zu erkennen. Als er auch hier begann Geschichten zu erzählen, wurde ihm barsch beschieden zu schweigen sonst ....! „Was sonst“ fragte Antonio und verfiel abermals in Gestikulieren und Lachen, was durch seine Handschellen noch grotesker erschien. Selbst der Untersuchungsrichter war sich nicht im Klaren, ob er hier nicht fehl am Platze war und es sinnvoller erschien einen Psychiater beizuziehen. Er kam nicht mehr dazu, denn soeben schnitt Antonio eine seiner Grimassen, deren Wirkung sich nicht einmal ein Richter entziehen konnte. „Schauen sie, dass sie weiterkommen, armer Irrer“ meinte der Richter jovial zwischen zwei Lachanfällen, „aber unterlassen sie derartiges in der Öffentlichkeit, ich warne sie“!

Antonio erwachte auf der Strasse wie aus einem Traum. „Was war geschehen, was war mit mir geschehen“ fragte er sich derweilen er den Heimweg antrat.

Bei seinem kleinen Hüttchen angelangt wartete nicht nur das Mädchen auf ihn. Hunderte Menschen waren gekommen um ihn willkommen zu heißen. Ausschweifend erzählte er, nun wieder ganz in seinem Element von der Wachstube, von dem Richter, wobei er ein gestrenges Gesicht aufsetzte und immer wieder betonte „ich warne sie“. „Ich warne sie“ schallte es aus der Menge zurück. „Ich warne sie“ und wieder schallte Gelächter über Autolärm und Baumaschinen.

Es trat eine Dame auf Antonio zu nicht ohne glucksend „ich warne sie“ zu wiederholen. „Ich warne sie“ fuhr plötzlich Antonio scharf an. „Ich warne Sie“, sollten sie nicht in meinem Zirkus auftreten wollen, müsste ich wohl deutlicher werden.

„Zirkus“ schoss es durch Antonios Kopf „Zirkus“? Dabei machte ein verdutztes Gesicht, dessen Komik tosenden Applaus auslöste. „Ja Zirkus“ hatte ich gesagt, gab sich die Dame resolut. Ich will, dass sie in meinem Zirkus auftreten.

Gespannt wartete die Menge auf Antonios Antwort. Langes Schweigen, bis eine Stimme tönte „ja Zirkus“. Antonio erkannte die Stimme des Mädchens wieder und noch bevor er etwas sagen konnte rief die Menge im Chor „ja Zirkus“, „ja Zirkus“. Wie in Trance verfolgte Antonio das Geschehen um sich, bis er sich der Tragweite des Angebotes bewusst wurde.

Es folgte langes Schweigen, bis Antonio ganz leise meinte „nein“! Dieses „Nein“ schwebte in der Luft, ließ den Atem gefrieren. Niemand regte sich, bis sich Antonio umdrehte, sich dem Haus zuwandte und nochmals ganz klar „nein“ sagte. Wie sie alle bestürmten, bettelten, ja sogar drohten, Antonio blieb bei seiner Entscheidung, ging in das Haus und wollte fortan in Ruhe gelassen, sich nur mehr dem Garten, seinen Geschichten und dem kleinen Mädchen widmen. Er schloss das Lachen mit sich ein, gleich einem kostbaren Schatz, der nur ihm und dem kleinen verwundeten Kinde gebührte.

Es gingen die Jahre ins Land, aus dem Kinde war eine junge Frau geworden, die Antonio an Kindes statt groß gezogen hatte. Sie besuchte bereits eine höhere Schule und war trotz ihres Aussehens von allen Menschen geliebt, die jemals ihr Lachen gehört hatten.

Es war an einem Winterabend im Nebel, als Antonio gemeinsam mit seiner nunmehrigen Adoptivtochter die Straße entlang in Richtung seines kleinen Gartenhäuschens ging. Er erzählte wiederum eine Geschichte und ihr Lachen, zerbrach mit den Scheinwerfern eines Autos. Ihr schmächtiger Körper flog in hohem Bogen über das Auto, wo sie regungslos liegen blieb. Blut floss aus Ohren und Nase. Sonst schien es, als schliefe sie friedlich. In Antonios Herz war Starre, war Stille eingekehrt. Lange hielt er ihren Kopf, nahm nichts wahr, bis der leblose Körper in einen Sarg gelegt, in ein Auto geschoben und von der Unfallstelle weggebracht wurde.

Die Tage bis zum Begräbnis verharrte Antonio nahezu regungslos in seinem Gartenhäuschen. Als der Tag des letzten Abschiedes gekommen war, machte sich Antonio auf den Weg zum Friedhof, ging allein hinter dem Sarg, bis zum Grab, wo eine maschinelle Einrichtung den Sarg in künstlicher Langsamkeit in die Erde versenkte. Keine Träne war auf seinem Gesicht. Wie Wachs zeichnete es sich durch den Friedhof. Lange stand er vor der offenen Grube, bis ihn ein Lächeln erreichte. Es war wie ein lautloser Ruf. Er lächelte, er lächelte immer mehr, bis er in schallendes Gelächter ausbrach. Er lachte und lachte unfähig auch nur im Geringsten etwas dagegen tun zu können.

Er lachte sich durch die Strassen bis er an das Winterquartier eines Zirkus geriet. Er lachte noch, als ihn eine ältere Dame fragte, was der Grund seiner Fröhlichkeit war. Der Versuch die ganze Situation zu erklären scheiterte an seiner Erzählensart, deren Gestik und Mimik von solcher Komik war, dass sich keiner der Umstehenden dem Lachen entziehen konnte.

„Wollen sie bei uns auftreten?“ hörte er die ältere Dame fragen. „Wollen sie, sie sind ein Naturtalent, bleiben sie bei uns!“
Antonio, der wirklich selbst nicht wusste wie ihm geschah, willigte letztlich ein, was ihm wiederum in derart komischer Grazie gelang, dass sich wiederum niemand wiederstehen konnte!
„Ja“ sagte er schließlich mit todernst komischen Gesicht „ja“ und machte sich mit dem Zirkus auf die Reise.

Wie die Menschen lachten, Tränen rollten über ihr Gesicht, Schenkelklopfer Typen, klopften Schenkel, Stauner staunten, Kinderaugen strahlten und selbst die Musik übertönte die Manege glückvoller und reicher als je zuvor. Antonio der Clown fühlte sich hineingerissen in das Rund unter dem Zelthimmel. Der Applaus tönte ihm nach der fünften Zugabe stets bis in den Wohnwagen. Ein Applaus, den Antonio nicht mehr hörte, denn er zündete, wie nach jeder Vorstellung, eine Kerze an und stellte sie vor das Bild eines von Narben (entstellten) zerstellten Mädchengesichtes dessen Herz ihn lachen lehrte.

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